Das Höllenfeuer

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Nach dem Großbrand in Frohnhausen steht vierköpfige Familie vor dem Nichts!-

Samstag, 19 Uhr: Familie Hüsgen geht mal eben nach Netto zum Einkaufen. Der Supermarkt liegt einige Meter entfernt von ihrer Wohnung, Frohnhauser Straße 317. Gegen 19.20 Uhr verlassen sie das Geschäft. Augenblicklich beginnt ihr schlimmster Albtraum. Sie erleben die Hölle vor ihren Augen. „Riesige Flammen schlagen aus zerborstenen Fenstern unserer Wohnung!“ Die Gedanken bei der 33-Jährigen Hüsgen Stephanie überschlagen sich. „Unser Leben geht gerade in Rauch auf. Hoffentlich sind alle Leute aus dem Haus…“

Der Großbrand frisst ihre komplette dreieinhalb-räumige Wohnung im Husch auf. Auch die darüber liegende Wohnung wird vom Flammenmeer völlig zerstört. Lob der Bewohner an Feuerwehr und Polizei: „Die handelten sehr konzentriert, schnell. Wie durch ein Wunder wurde nur eine 91-Jährige leicht verletzt. Es geht ihr schon besser.“

Tage danach. Noch immer liegt beißender, ätzender Geruch über der Unglücksstelle. Heinz-Dieter Hüsgen schleppt Eimer für Eimer schwarze, verkohlte Klumpen aus seiner Wohnung. Ab in den Container. Verwandte, Freunde helfen. Nachbarin Jennifer Stinnen sagt leise: „Heinz-Dieter trägt jetzt sein ganzes Leben raus! Noch nie habe ich einen Mann so schrecklich weinen gesehen.“ Doch der 42-jährige Maschinenführer „funktioniert“. Schock hat sich in sein grau-weißes Gesicht gefressen.

Am fünften Tag „danach“ steht Stephanie mit den Kindern Raphael (1) und Justin (7) vor dem rußgefärbten Miethaus. Minutenlang bleibt der sieben-Jährige wie erstarrt stehen. Zieht dann wie zum Schutz sein T-Shirt übers Gesicht. Er zittert. „Wie komme ich jetzt zur Schule?“

Seine Mama tröstet ihn. Obwohl sie selbst Trost braucht. Freundin Jennifer Stinnen umarmt sie, lenkt die Kinder ab. Ja, sie halten zusammen. „Stephanie rief mich beim Anblick der Feuersbrunst an, schluchzte fürchterlich. Sie wollte wissen, ob wir aus dem Haus sind. Ihre Sorgen um Menschenleben war riesig.“

Jennifer und ihre Familie haben Glück im Unglück. Sie grillten bei Freunden. Ihre Wohnung blieb zwar vom Feuer verschont. Aber wohnen kann keine der sieben Familien hier. Ein Spezial-Reinigungstrupp muss das Gebäude von oben bis unten säubern. Jede Wohnung ist von Rußpartikeln, Gestank befallen. Wochen bis zum Wohnen werden ins Land ziehen.

Viel Pech hat die vierköpfige Familie Hüsgen. Ihr Hab und Gut lösten sich in 20 Minuten auf. Keine Hausratversicherung. Die Untersuchung des Brandsachverständigen läuft noch. Die Polizei: Wir gehen bisher davon aus, dass es sich um fahrlässige Brandstiftung oder einen technischen Defekt handelt…
Dazu Stephanie Hüsgen: „Man vermutet, dass es am Toaster lag. Das kann ich nicht glauben. Der ist erst fünf Monate alt. Wir benutzten ihn zuletzt am Morgen.“ Nachbarin Alia Boujemil wirft ein. „Wir sind alle froh, dass wir noch leben. Dass es nicht nachts passierte. Vor längerer Zeit äußerte ein RWE-Mann mir gegenüber: Die ganzen Kabeln im Haus sind uralt. Irgendwann explodiert das Haus …“ Glücklich ist sie, dass ihre Tochter den Brandgeruch sofort wahrnahm, die Feuerwehr informierte und den lungenkranken Vater samt Sauerstoffflasche, Rollstuhl nach draußen rettete.

„Im Augenblick haben wir bei meinen Eltern in Holsterhausen eine Unterkunft. Aber wir müssen schnellstens eine Wohnung finden. Ca. 3 ½-bis 4 ½-räumig, Warmmiete bis 700 Euro“, äußern die Hüsgen ihren größten Wunsch. Die Familie steht vor dem Nichts. Kein Bett, keine Wäsche, kein Topf, keine Decke, keine Gabel, kein Messer, keine Kleidung – kein Spielzeug, Tornister…
Ähnliche Situation der Familie Ikhlawi. Die Nachbarn haben sie seit dem Flammendesaster nicht mehr gesehen

Übrigens, unendlich traurig sind Raphael und Justin beim Schlafengehen. Sie vermissen ihre Trosttiere - einen rotgraugestreiften Kuschelbär und Winnie Bär Pooh.

Spenden nimmt auch entgegen für Familie Ikhlawi: Hörgeräte Kind, Stefan Dahlhoff Hörgeräte-Akustiker-Meister, Frohnhauser Straße 311, Mo.-Fr. 9-13, 14.-18 Uhr, Telefon 0201/31655700

Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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