Moschee-Richtfest steht fest

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12. August: Nach Ramadan erlebt Europas größter Gebetsraum das ersehnte Fest!

Wer glaubt, dass sich der Moschee-Bau auf dem Essener Gelände in der Hagenbeck im Schneckentempo bewegt, wird schnell eines Besseren belehrt. Im Gegenteil: Die Merkez-Moschee wächst im Vergleich zu anderen Gotteshäusern in Rekordzeit. „Über 300 Jahre benötigte die Chartres Kathedrale in Frankreich“, erinnert Dr. Oylar Saguner, Architekt. Fest steht, am 10. Juli 2013 hat Essen endlich einen himmlischen „Diamant“-Kuppel-Anziehungspunkt. Zunächst zieht jedoch das Richtfest: 12. August 2012.

Geduld ist eine Tugend, die Dr. Oylar Saguner auszeichnet. Hektik scheint ihm fremd zu sein. „ Zeit ist relativ beim Moschee-Bau. Wir sprechen nicht von chronologischer sondern von der himmlischen Zeit.“ Dass sich diese durch Widrigkeiten verlängerte, prall preislich anschwoll von geplanten 1,45 Mio. € auf jetzt 1.85 Mio. €, satte 400000 € mehr verschlingt, wischt er beiseite. „Trotzdem ist es ein sehr sparsames Projekt. Finanziert durch Spenden der Gemeinde und Eigenleistung.“

Mächtig gefräßig ist trotzdem das ehemalige Schuhlager Böhmer. Augenblickliche Moschee-Leibspeise ist Stahl. Ca. 40 t für den Kuppelkranz. In Handarbeit wird Baustahl gebogen, millimetergenau, geflochten zu einer Bewehrung, akribisch gewunden nach Statik-Zeichnungen. Dann betoniert. Hat der Beton die vorgeschriebene Härte und Tragfähigkeit, folgt eine Holzplatte, dann die Kuppel.
Moment, da steht nicht die „Riesen-Alu-Glocke“ fix und fertig, die der Kran schwupp hochhievt – sondern ein Riesen-Puzzle beginnt. Saguner verrät: „Ursprünglich planten wir, die Kuppel auf dem Parkplatz zu montieren. Jetzt wissen wir, es ist viel leichter, die 100 Einzelteile - mit dem Computer konzipiert, nach Zeichnungen geschnitten - oben auf der Bau-Fläche zu montieren; von einer Fachfirma“ Das wiederum braucht Zeit: Die Kuppel-Krönung benötigt Wochen…

„In den letzten Wochen haben wir hier wie die Bienen gearbeitet“, lobt der Architekt. In der Tat, das Bauwerk ist am Haupteingang, Nöggerathstraße, schon begehbar. Wir kraxeln 60 Stufen hoch, befinden uns in 12.40 m Höhe, stehen vor dem unteren Betonkranz. Beim Anblick schwärmt Dr. Saguner romantisch: „Wie Vogelflügel ist der Stahl gebogen; die 28 Perlenfenster, wie an einer Kette gereiht. Sieben Dreieckfenster für Rauchentweichung, symbolisieren die sieben Sterne vom Himmel. Und dann noch die Kuppel, Durchmesser 31,44, m, die wie ein geschliffener Diamant bläulich schimmernd leuchtet, wenn die Sonne darauf strahlt… “ Vor Dr. Saguners innerem Auge steht die Moschee längst fix und fertig.

Während ich mich krampfartig am provisorischen Gelände festhalte, jubelt er vom 23.15 m hohen Minarett. „Die Wendeltreppe wird mit Edelstahl spiralförmig umwickelt, darauf kommen aus Nirosta geschnittene Buchstaben aus allen Sprachen der Welt – die den Babylonischen Turm symbolisieren.“

Ein starkes Gebäude wächst in Essen: 42 Meter an der Nöggerathsstraße, ca. 50 Meter in der Hagenbeck. Nach himmlischer Zeit machte der Merkez-Moschee-Bau bisher einen Marathonlauf. Damit es zügig weiter geht, dafür gibt es die Gebetszeiten… Fotos: Gohl

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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