Arche Noah Essen: Begegnung im Gespräch
Miteinander leben in Kray

Im Krayer Rathaus unterzeichneten Vertreter aus Politik, gemeinden, Schule und anderen Institutionen im Stadtteil feierlich ihre gemeinsam entworfenen "Miteinander-Lebens-Regeln". | Foto: Sonja Mersch
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  • Im Krayer Rathaus unterzeichneten Vertreter aus Politik, gemeinden, Schule und anderen Institutionen im Stadtteil feierlich ihre gemeinsam entworfenen "Miteinander-Lebens-Regeln".
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Gemeinsame Regeln für das Zusammenleben finden – das kann eine echte Herausforderung sein. Besonders dann, wenn verschiedene Gruppen, Vereine, Institutionen eines Stadtteils auf einen Nenner kommen wollen. Wie konkret lassen sich solche Grundsätze des Miteinanders formulieren, findet man überhaupt Worte, mit denen sich alle identifizieren können, und muss man überhaupt von „Regeln“ sprechen? In Kray hat die Arche Noah Essen jetzt im Rahmen der Reihe „Begegnung im Gespräch“ einmal mehr festgestellt: Die Menschen sind mehr als bereit, miteinander zu sprechen und gemeinsame Visionen zu entwickeln.

Vertreter aus Religionsgemeinschaften, Politik und Zivilgesellschaft hatten sich im Vorfeld jede für sich Gedanken darüber gemacht, was sie für das Zusammenleben in ihrem Stadtteil wichtig finden. Im Rathaus Kray wurden Entwürfe gesammelt, diskutiert und zusammengefasst – zunächst immer noch auf drei DinA4-Seiten. Die Themen ähnelten sich sehr: Da war von Respekt die Rede, von Offenheit und gegenseitiger Wertschätzung, Solidarität und Achtsamkeit gegenüber Mitmenschen und Umwelt.

Sieben Grundsätze für Kray

Aus zunächst noch sehr vielen Einzelthesen entstand dann eine erste Fassung der künftigen „Lebensregeln“ für Kray, sieben an der Zahl – wobei die Mitwirkenden das Wort „Regeln“ ganz bewusst nicht mehr verwenden wollten. Nun fehlte aber noch der Feinschliff: Bei einem gemütlichen Redaktionstreffen in einem Krayer Bäckerei-Café kamen Benedikte Baumann und Sonja Strahl von der Arche Noah Essen mit Vertretern der mitwirkenden Gruppen zusammen, um bei Tee und Gebäck die endgültige Version festzulegen.

„Ich bin beeindruckt davon, was jetzt schon auf diesem Zettel steht“, sagte Benedikte Baumann. „Das ist wirklich etwas Besonderes hier in Kray.“ Die sieben Grundsätze seien sehr konkret auf das Zusammenleben im Stadtteil bezogen. Die Teilnehmer zeigten sich ebenfalls begeistert von der ersten Fassung, aber auch von dem gesamten Prozess, der dorthin geführt habe.

„Beim Lesen dieser Fassung kamen bei mir sofort die tolle Atmosphäre und die Emotionen aus der letzten Sitzung wieder hoch“, sagte Marina Naß, Lehrerin an der Franz-Dinnendahl-Realschule. Ihr gefalle vor allem so gut, dass überall das Wort „Wir“ auftauche. Die Sozialpädagogin der Schule, Susanne Zeumer, betonte: „Ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben.“

"Wir lieben Kray!"

Cuma Cinar, Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde Essen-Kray, bezeichnete die sieben Regeln als gelungen: „Ich würde gar keine großen Änderungen mehr vorschlagen.“ Als „sehr einladend, nicht besserwisserisch“ empfand der Pastor der katholischen Gemeinde St. Barbara in Kray, Peter Hoffmann, die vorliegende Fassung. „Wir sind genau da, wo wir hinwollten“, sagte auch Yilmaz Günes, der stellvertretende Bezirksbürgermeister der Bezirksvertretung VII. „Die Punkte jeder einzelnen Gruppe kommen hier vor.“ Nico Neuhaus, Sprecher der Jusos im Bezirk VII, lobte besonders den Schlusssatz „Wir lieben Kray!“

So wurden an der finalen Fassung nur noch einzelne Wörter ausgetauscht, Sätze umgestellt – aber nichts Wesentliches mehr verändert. Auch die Reihenfolge der einzelnen Punkte leuchtete allen Teilnehmern ein, denn sie baut aufeinander auf: Nummer eins handelt vom gegenseitigen Respekt, die folgenden Punkte beschäftigen sich mit Offenheit, Wertschätzung, Gemeinschaft, Achtsamkeit und Solidarität. Punkt sieben trägt die Überschrift „Wir leben Kray.“

Flyer in zwölf Sprachen

Die einzige Frage, die es noch zu klären galt, war die nach der Überschrift: Sollte man bei „Miteinander-Lebens-Regeln“ bleiben, dem Arbeitstitel der Veranstaltung? Oder lieber Vorschläge wie „Wir leben Kray“ oder „Herzlich Willkommen in Kray“ aufgreifen?

Recht schnell waren sich die Teilnehmer des Treffens einig: „Miteinander leben in Kray“ soll der Titel der sieben Grundsätze sein, die nun auf Flyer und Plakate gedruckt und im ganzen Stadtteil verteilt und ausgelegt werden. In zwölf Sprachen möchten die Krayer ihre finale Fassung gerne übersetzt haben. Zur feierlichen Unterzeichnung der fertigen Urkunde „Miteinander leben in Kray“ trafen sich Vertreter aller mitwirkenden Institutionen schließlich im Krayer Rathaus.

Feierliche Unterzeichnung

Am Ende ist mehr bei dem Projekt entstanden als eine urkundenreife Fassung von Ideen eines guten Miteinanders: Die Teilnehmer erklären, sie hätten eine schöne Zeit miteinander gehabt und neue Kontakte im Stadtteil geknüpft, die auch über das Projekt hinaus bestehen bleiben. So bekommt das Miteinander in Kray eine ganz neue Qualität: Nicht nur haben unterschiedliche Menschen und Institutionen erklärt, wie sie künftig miteinander leben möchten – sie sind die ersten Schritte für ein noch besseres Miteinander bereits gegangen.

Autor:

Sonja Mersch aus Essen

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