"Die Hexen von Eastwick" - Deutschlandpremiere des Musicals im MiR

Ziemlich angewidert sind Alex (Stefanie Dietrich), Jane (Jeanette Claßen) und Sukie (Anke Sieloff) von ihrem Kleinstadtleben und den biederen Mitbürgern. | Foto: Pedro Malinowski / MiR
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  • Ziemlich angewidert sind Alex (Stefanie Dietrich), Jane (Jeanette Claßen) und Sukie (Anke Sieloff) von ihrem Kleinstadtleben und den biederen Mitbürgern.
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Darsteller und Rockband brillieren in der Deutschlandpremiere des Musicals „Die Hexen von Eastwick“ im MiR am Samstag, 9. Juni. Obwohl die Premiere zeitgleich mit dem ersten Deutschland-EM-Spiel lief, konnten sich die Veranstalter über ein volles Haus freuen.

„Sinnlich wie der Teufel und trotzdem göttlich“ soll der Traummann von Jane, Sukie und Alex sein. Als er dann endlich, in Form von Kunstsammler Daryl van Horn, auftaucht, haben die Ladies auch nichts gegen das Teilen. Doch der Traummann entpuppt sich schon bald als Alptraum für das verschlafene Städtchen Eastwick, allen voran für die Schreckschraube Felicia Gabriel. Denn Daryl van Horne kauft ihr nicht nur ihr altes Familienanwesen vor der Nase weg und baut dieses um, wie es ihm gefällt, sondern verwandelt die örtliche Kirche in einen Huldigungsort für sich selbst und hat auch sonst eine eigenartige Wirkung auf den Rest der Einwohner des verschlafenen Städtchens Eastwick.

Stefanie Dietrich, Anke Sieloff und Jeanette Claßen überzeugen als gelangweilte Frauen in einem biederen amerikanischen Kleinort, aus dessen geistigen und moralischen Mauern die drei Freigeister am liebsten ausbrechen würden. Bei den Sängerinnen stimmt die Chemie und die Harmonie, was für einen unterhaltsamen Abend sorgt. Sie alle machen eine wundersame Wandlung durch, nachdem Frauenversteher van Horne sich ihrer annimmt und die Magie in ihnen weckt.

Gudrun Schade versteht es, als Felicia Gabriel den schrillen Kontrollfreak zu geben, und treibt damit nicht nur ihren Mann (gespielt von Joachim G. Maaß) in die Verzweiflung (besonders beeindruckend ist ihr Solo „Sünde, Clyde!“). Julian Culemann und Anna Preckeler, beide Studenten der Folkwang Universität der Künste Essen, beweisen großes Können in ihren harmonischen Duetten als junges Liebespaar, das einen wunderbaren Kontrast zur Abgeklärtheit und Frustration der älteren Singles und Paare abgibt.

Und was ist mit dem Teufel höchstpersönlich, dem „Traummann“ Daryl van Horne? Kristian Vetter hat Bühnenpräsenz, Charisma und kann selbstbewusst den Ladykiller geben, der ganz genau weiß, was Frauen wollen. In seinem „Tanz mit dem Teufel“ gibt er sein Wissen auch an die Männer Eastwicks weiter - schließlich sollen nicht nur die Frauen von seiner Anwesenheit profitieren.
Und was bleibt den drei Hexen, als ihr Teufelskerl hinfort ist? Sie sind stärker geworden, selbstbewusster und haben viel über sich selbst gelernt. Stellt sich nur die Frage, was mit der nächsten Generation van Hornes passiert.

Die Bühne wird clever genutzt, kein Umbau zwischen den Szenen ist nötig, dank einer Filmanimation und einem sechs-eckigen Holzelement, das nach Belieben in ein anderes Möbelstück umfunktioniert wird. Kati Farkas hat ganze Arbeit mit den Schauspielern geleistet: die Tanzschritte sitzen, die Choreographie unterstützt die Handlung und den Gesang, ohne je aufdringlich zu wirken. Jürgen Grimm leitet die Rockband, die von Mitgliedern der Neuen Philharmonie Westfalen auf klassischen Instrumenten begleitet wird, mit gutem Gefühl für Timing.

Sogar Regisseur Gil Mehmert hatte seinen großen Auftritt bei der Premiere: „Halt, stopp, Musik aus!“ rief er, mit hocherhobenen Armen die Treppe zur Bühne hinunterrennend. „Das hier ist eine technisch sehr anspruchsvolle Vorstellung“, entschuldigt er sich beim Publikum für die Unterbrechung nach einer knappen Minute Intro, da der Film erst nicht startete. „Normalerweise sitzt der Regisseur bei der Premiere an der Bar und betrinkt sich - ein Glück, dass ich gerade faste“, scherzt Mehmert während die Techniker das Problem beheben. Kaum starten Film und Musik dann synchron, erhält er großen Applaus vom Publikum. Den ernteten auch die Darsteller und der Rest des Teams nach der Vorstellung; sogar standing ovations waren zu sehen.

Noch vier Vorstellung vor der Sommerpause!

„Die Hexen von Eastwick“ bietet kurzweilige Unterhaltung für jedermann, die in dieser Spielzeit noch vier Mal genossen werden kann (eine Wiederaufnahme in der Saison 2012/13 ist vorgesehen): am Freitag, 15. Juni (19.30 Uhr), Samstag, 23. Juni (19.30 Uhr), Samstag, 7. Juli (19.30 Uhr) und Sonntag, 8. Juli (18 Uhr). Karten sind wie immer beim Musiktheater im Revier erhältlich über 40 97 200 oder im Internet (www.musiktheater-im-revier.de)

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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