Kulturelle Vielfalt als Wirtschaftsfaktor - Tagung an der Ruhr-Universität Bochum zeigt Chancen auf

Prof. Dr. Heiner Minssen (rechts) und ZWAR-Geschäftsführer Christian Adams
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Gleich zu Beginn der Fachtagung demonstrierte Prof. Dr. Heiner Minssen, Leiter des Lehrstuhls für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung an der Ruhr-Universität Bochum (RUB), mit einer geschickten Interaktion in welch einer vielfältigen Gesellschaft wir leben: „Drehen Sie sich doch mal um!", bat er die Anwesenden. Denn tatsächlich waren unter den rund 80 Teilnehmern eine Vielzahl mit Migrationshintergrund. Und so bunt das Publikum gemischt war, so entwickelte sich auch der Tag.

Im ersten Teil der Veranstaltung wurde das Programm „Ökonomie mit Vielfalt" vorgestellt, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Dabei handelt es sich um eine strategische Unternehmensberatung, die insbesondere klein- und mittelständische Unternehmen den Wert von Vielfalt und Integration näher bringt und dessen Nutzen auslotet. Welche enormen Potenziale durch Migration in der Wirtschaft schlummern, machte auch Referent Kamuran Sezer vom Futureorg Institut mit seinem lebendigen Vortrag sichtbar, der auch auf notwendige Veränderungen durch den Demografischen Wandel, die Multikultiralisierung und dem langfristigen Fachkräftemangel verwies. Gleichzeitig machte der einstige Student der RUB deutlich, dass man die soziale Vielfalt nur konstruktiv nutzen kann, das sogenannte Diversity Mangement, wenn ein Veränderungsmanagement damit einhergeht. Das unterstrich auch die zweite Referentin, Dr. Anne Dietrich vom Institut für interkulturelle Kommunikation und Konfliktmanagement, die dabei auch Beispiele aus der Praxis anführte, wie interkulturelle Kompetenz in Unternehmen gut gemeint ist, aber in der praktischen Umsetzung noch nicht immer gut gemacht wird.

Mit einer interessanten Einführung durch Unternehmensberater Dr. Rüdiger Piorr von der bkp GbR in den strategischen Ablauf einer Unternehmensberatung begann der zweite Teil. Danach ging es in die Praxis. Verschiedene Vertreter von Unternehmen und Organisationen, die am Programm „Ökonomie und Vielfalt" beteiligt sind, berichteten von ihren Erfahrungen und zogen eine erste Bilanz. Wie Norbert Schalm von dem Heizungs- und Sanitärunternehmen Schalm GmbH, der seinen Betrieb kurz vorstellte und die eingeleiteten Maßnahmen durchweg positiv beschrieb. Dabei gestand der dynamische Unternehmer aus Mönchengladbach auch ein, dass man sich jahrelang gar nicht bewusst war, über welches innerbtriebliche Potenzial sein Unternehmen verfügte, denn bei dem Heizungsbauer sind neun Mitarbeiter beschäftigt, die über einen Migrationshintergrund verfügen. Von ähnlichen Erfahrungen berichteten auch Chrstian Adams, Geschäftsführer von ZWAR e.V., und Guido Beck von der Bochumer BECKDESIGN GmbH. Einen Schritt weiter war Gregor H. Lang von der Familien- und Krankenpflege Bochum GmbH, der von einer Kooperation mit den MiMis, die Organisation Migranten für Migranten, erzählte, wo es bereits ganz konkret um die Akquirierung von Neukunden aus dem Migranten-Milieu geht. Beispielhaft waren auch der Ausblick von Martina Dücker und Dr. Hans Uske in kulturkompetente Pflege in Ausbildung und Praxis und der von Dr. Doris Beer gezeigte Film über Train&Win des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen, ein Porträt über gut ausgebildete Frauen mit Migrationshintergrund und ihre Schwierigkeiten eine entsprechende Anstellung zu finden.

Die abschließende Podiumsrunde machte dann noch einmal bewusst, dass noch viel mehr Unternehmen und ihre Mitarbeiter für das Thema sensibilisiert werden müssen, aber man mit dem Programm „Ökonomie und Vielfalt", das noch bis 2012 läuft, auf einem guten Weg ist.

Weiterführende Links: www.oekonomiemitvielfalt.de

Autor:

Jörg Eilts aus Gelsenkirchen

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