Den Finger immer am Drücker... Kurzgeschichte zum Thema fotografieren

Den Finger immer am Drücker

Sobald ich Beute im Visier habe, drücke ich ab. Bei mir wird scharf geschossen, nichts und niemand ist sicher vor mir.

Fotografieren war schon immer ein Hobby von mir. Schon als Kind habe ich hin und wieder den Fotoapparat meiner Eltern stibitzt und Aufnahmen damit gemacht. Sie haben sich nur gewundert, wenn der Film schon wieder voll war, und Bilder dabei waren, die keiner von ihnen gemacht hat. Später habe ich eine Kamera zum Geburtstag bekommen. Die Kosten für Filme und Bilder musste ich selber übernehmen. Aber man wusste sich ja zu helfen. Wer mit auf ein Foto wollte, musste dafür einen kleinen Obolus geben und bekam nach dem entwickeln auch das Bild.

Mein Hobby artete irgendwann in Arbeit aus. Zu Festivitäten wurde ich eingeladen um den Abend in Bildern zu dokumentieren. Ganze Hochzeiten, vom Umtrunk bis Standesamt und Kirche habe ich bildlich festgehalten. Geburtstage, Kinderfeste usw. waren auch dabei. Anschließend wurden die vollen Filme weggebracht, die Bilder abgeholt und in Kladden eingeordnet, was die Nachbestellung erleichterte. Nach ein paar Jahren wollte ich nicht mehr, die ganze Feten habe ich nur durch den kleinen Sucher gesehen. Oft hatte ich drei Apparate dabei, nur um nichts zu verpassen, wenn ein Film voll war.

Es gab zwar eine Anerkennung dafür, mal mehr, mal weniger, aber ich hatte ganz einfach keinen Spaß mehr daran. Für einige Jahre habe ich nur noch ab und zu den Fotoapparat zur Hand genommen, um innerhalb der Familie ein paar Bilder zu machen. Dann brach eine neue Zeitrechnung in Sachen fotografieren an. Im Bekanntenkreis hatten schon viele eine Digital-Kamera.

Erst wollte ich von dem ganzen neumodischen Kram nichts wissen.
Doch dann bekam ich einen Computer. So lernte ich auch Opinio kennen und habe mich gleich angemeldet. Zu den Artikeln sollten wir, wenn möglich auch Bilder hinzufügen. Aber wie, ohne Digitalkamera?. Mein Mann war sehr spendabel und hat mir eine zum Geburtstag geschenkt. Nun ging es wieder los, es wurde geknipst bis der Chip glühte. Es entstanden etliche Fotostrecken, darunter auch von verschiedenen Autoren-Treffen.

Letztens wäre mein Mann vor Schreck fast in den Graben gefahren, nur weil ich so laut STOOOP gerufen habe. Ich wollte doch nur ein Bild von diesen wunderschönen Rosen machen. „Das mach nicht noch einmal mit mir!“, bekam ich von meinem Schatz zu hören. Das fällt mir aber verdammt schwer, was kann ich dafür, wenn es im Zeigefinger zuckt. Jetzt sorge ich dafür, dass die Frontscheibe im Auto immer blitzblank ist und ich während der Fahrt durch die Scheibe knipsen kann. Geht ganz gut, so sind schon verschiedene Aufnahmen entstanden. Die meisten Bilder sind in der nächsten Nachbarschaft oder auch im eigenen Garten entstanden. Es sieht schon seltsam aus, wenn ich durch den Garten robbe, immer auf Jagd nach einer Beute.

Hoffentlich macht niemand ein Bild davon …

© Gerda Bruske

Autor:

Gerda Bruske aus Goch

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