RTL suggeriert Interesse an Armut …

Foto: Gerd Altmann/pixelio

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und führt dabei hilfsbereite, arme Menschen scharmlos vor.

Nachdem sich Jenke von Wilmsdorrf bereits auf teils zweifelhafte Art, Erfahrungen als Alkoholkranker und alter Mann erarbeitet hat, blieben in seiner dritten Folge die finanzschwachen und obdachlosen Menschen nicht verschont.

Dreckige Tapeten an den Wänden, ein versifftes Badezimmer in dem nicht einmal ein Stück Seife liegt, dazu ungepflegte Bewohner, ungesunde Nahrung und versiffte Katzenklos in mitten eines privaten Kleintierzoos. – Was so klingt, wie Anreißer von Talkshow-themen der kommenden Wochen ist jenes Bild, dass RTL mit seiner Experimentsendung seinen Zuschauern präsentiert.

Der Reporter v.W. wurde hierzu „genötigt“ aus seinem gutverdienenden Alltag auszubrechen und den Alltag einer Hartz-IV Familie mitzuerleben.
Doch wer als Zuschauer gedacht hat, er würde wirklich sehen, wie das Leben einer solchen Familie abläuft, wurde bitter enttäuscht:

Es wurde nur das Vorurteilsklitsche ausgepackt und vorgeführt. Man erfährt zuerst einmal, dass die Familie in einem Plattenbau inmitten von vielen anderen Hartz IV-Familien lebt. Dann erfährt man, dass sich viele Menschen in einer zu kleinen Wohnung aufhalten und die erst 15 j. Tochter einen 21 j. Freund hat. (an dieser Stelle wundert mich, dass nicht gesagt wurde, sie sei schwanger..). Die Mutter, achtet nach Aussage der Sendung nicht wirklich auf die Ordnung im eigenen Zuhause und lässt ihre Kinder schalten und walten wie sie selbst wollen.
Der Sohn, ebenfalls 15. J. hat natürlich keine Lust auf Schule gehabt und erkämpft sich mühselig seinen Hauptschulabschluss. Mutter und Tochter sind zudem an Diabetes erkrankt und verstehen nicht einmal den Ratschlag des Reporters, dass der viele Zucker in dem Tomatenketchup, der gefühlt literweise auf den Tellern landet, ungesund ist.

Zudem muss der Reporter in eines der Zimmer übernachten, welches der Tochter gehört und welches die Katze natürlich als nächtliches Katzenklo benutzt. So dass der Tontechniker und Kameramann bereits in den ersten Nächten das Weite sucht.

Zwischendurch werden auch noch ein liebenswerter Obdachloser, der dem Reporter von seiner wenigen Nahrung ordentlich was abgibt – und ein ehemaliger Gefängnisinsasse vorgeführt.

Über den Obdachlosen erfährt man, dass er, entgegen allem Klienteldenken, Abitur gemacht hat und seit zwei Jahren an einer tödlichen Krankheit leidet*. Außerdem wird er beim morgendlichen Bier trinken und dem „Schnorren“ gezeigt.

Und – während andere Sender hier schon die unterste Kellerkante zur Niveaulosigkeit erreicht hätten – setzt der Reporter noch einen drauf und versucht sich selbst darin medienwirksam vor offener Kamera zu schnorren.

Über den ehemaligen Gefängnisinsasse erfährt der Zuschauer widerum, dass dieser Jahrelang einsaß, nun frei ist aber sich schwer tut mit der reintegration in der Gesellschaft. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass er strafrechtlich rückfällig wurde und erneut einsitzen musste.

Zurück zu der auserkorenen Opferfamilie:

Neben Schleichwerbung für Tine Wittler („Ich möchte hier ja nicht ein auf Tine Wittler machen“) wird die Familie dazu verdonnert die Wohnung aufzuräumen und zuerst das Nachtzimmer des Reporters neu zu streichen.
Bei einer angeblichen Widerkehr des Reporters zu dieser Familie erfährt der Zuschauer dann, wie stark sein Besuch doch das Leben dieser Familie verändert habe…

Fazit:
Mit dieser Sendung ist es dem kölner TV-Sender erneut gelungen einen weiteren Tiefschlag zu landen. Zudem zeigt sich hierbei wieder einmal, worauf es dem Sender wirklich ankommt: die Menschen der sozialfinanziellen Unterschicht werden dazu genötigt, die anderen Schichten der Gesellschaft zu unterhalten. Hierbei wird bei mir der Verdacht laut, dass Sendeformate dieser Art durchaus eine ernste Verletzung des Artikel I. unseres Grundgesetzes, darstellt.
Im übrigen: man hätte diese Sendung auch mit mehr Niveau drehen können. Hierbei müsste man dann darauf verzichten, dass die Klitsches vorgeführt werden, aber genau das ist es ja, worauf es diesem Sender ankommt. Sicherlich werden dabei auch einige Szenen frei gescript sein. Denn damit hat RTL ja, bekannter weise seine Erfahrungen.

* aus Respekt vor diesem Menschen, verzichte ich auf die Erwähnung des Namens der Krankheit.

Autor:

Daniel Schröder aus Hamminkeln

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