Annotationen zu den Oscars 2013

Foto: Free picture. Autor: Icon Shock

Am kommenden Sonnntag, 24. Feb. 2013, ist es wieder soweit, es ist Oscars Nacht.
Und wer sich die Nacht um die Ohren schlagen will, kann das auch im deutschen TV verfolgen, etwa bei Pro 7 ab 01:30 Uhr (Montag).

Dort in LA werden jede Menge Kategorien bewertet, mindestens 24. Davon die relevantesten sind: Bester Film, Bester Schauspieler, Beste Schauspielerin, Bester Schauspieler in einer Nebenrolle
Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle, Beste Regie, Bester fremsprachiger Film, Beste Dokumentation.

In diesen Kategorien sind nominiert (und dazu meine Annotationen):

Bester Film

Amour (2012)

Amour ist schmerzhaft anzusehen, der Film deprimiert. Eine Frau in ihren 80ern erleidet eine verstopfte Arterie, wird operiert, verbleibt einseitig gelähmt, dann geht es ihr besser, bis sie (mon dieu!) einen zweiten Anfall hat und zunehmend zerfällt.
Lange Einstellungen. Ein Film für Leute, die erwägen Altenpfleger zu werden. Windeln wechseln, füttern, sinnlosem Gerede zuhören, alles wird in langen Einstellungen gezeigt. alltägliche Tätigkeiten werden breit ausgewalzt, das war mal ein Trend im Kino, ich dachte, der sei schon ausgestorben.
Not my cup of tea.
In einer der Hauptrollen ist Luis Trintignant zu sehen, der ist sehr alt geworden, ich hatte ihn zunächst nicht erkannt.
Und, mein Gott, wenn Sie Angst vor dem Alter haben, tun Sie sich den Film nicht an.
Aber auch nicht vergessen: Nicht jeder alte Mensch endet als Pflegefall.

Ich weiß nicht, warum man sich den Film überhaupt ansehen sollte, und ich weiß auch nicht warum er Amour heisst und was er mit Liebe zu tun haben soll. Es sei denn man verwechselt ein Kapitalverbrechen mit einem Liebesakt.

Argo (2012)

Ein wirklich guter, spanndender Thriller, der zeigt, wie Agenten der USA den Iran während der Geiselaffäre in Teheran die Mullahs austricksten. Sehenswert. Jeder Tatort Regisseur sollte sich mal ansehen, wie man Spannung erzeugt, die die Zehennägel aufrollen.

Beasts of the Southern Wild

Django Unchained (2012)

Das wäre meine Wahl. Wahrhaft einen Oscar wert, ich hoffe, dass er gewinnt. Ich hatte dazu bereits geschrieben. http://www.lokalkompass.de/hattingen/kultur/filmbesprechung-django-unchained-n-tarantino-punktet-mit-sehr-sehenswertem-western-d249804.html

Les Misérables (2012)

Ich weiß nicht die wievielste Version es ist, aber ich sehe keinen Sinn in einer neuen.

Life of Pi (2012)

Lincoln (2012)

Ein stinklangweiliger Fim, ich bin bald eingeschlafen. Er wurde wohl nur nominiert, weil er von
Steven Spielberg gemacht wurde, also von einem mächtigen Akteur im Hollywood Zirkus.
Und deswegen wird er wohl auch einen oder mehrere Oscars abstauben, ganz unverdient, aber Machtpolitik ist nicht zu unterschätzen in Tinseltown.
Sally Field spielt Lincolns Frau, Field kenne ich aus Eye For An Eye (1996, wo Kiefer Sutherland einen Psychopathen spielt), da gefiel sie mir als Racheengel besser.

Silver Linings Playbook (2012)

Ist ein sehenswerter Film mit der genialen jungen Schauspielerin Jennifer Lawrence (Winters Bone) und mit Robert De Niro. Doch der Film ist etwas zu klischeehaft und kein Oscarmaterial, wirklich nicht.

Zero Dark Thirty (2012)

Dabei geht es um die langjährige Jagd auf Bin Laden.
Dieser Film erweckt den Eindruck, er sei eine Werbung für Folter a la USA.
Obwohl die betreffenden Szenen wirklich harmlos sind, ein bisschen Waterboarding mehr nicht.
Die künstliche Aufregung in manchen deutschen Medien über die angebliche Brutalität war unbegründet.
In dem Film Gangster Squad, einem dümmlichen Ballerfilm mit Bezug auf Mickey Cohen, einen Gangster, der in Chicago und Los Angeles in den 50ger Jahren sein Unwesen trieb, wird ein Mann mit zwei Autos zweigeteilt, das war brutaler als die Folterszenen in Zero Dark Thirty.
Der Titel bezieht sich im übrigen auf einer militärischen Ausdruck und bedeutet soviel wie „in den frühen Morgenstunden“.
Kathryn Bigelow führte Regie, sie hatte 2010 mit Hurt Locker zu Recht 2 Oscars gewonnen.
Aber dieses Jahr wird es wohl hoffentlich nichts damit. Denn so berauschend ist Zero Dark Thirty nicht.

Bester Schauspieler

Bradley Cooper for Silver Linings Playbook(2012)

Daniel Day-Lewis for Lincoln (2012)

Hugh Jackman for Les Misérables (2012)

Joaquin Phoenix for The Master (2012)
Phoenix ist privat etwas abgedreht, aber spielen kann er, man denke an sein Portrait von Johnny Cash.
Umso bedauernswerter ist es, dass er in diesem miserablen Film mitspielt. Selten habe ich mich während eines gesamten Film dermaßen unwohl gefühlt wie im The Master, er kommt mir vor wie eine Werbung für die elende Sekte (in der USA eine Kirche) Scientology.
Dieser Film sollte KEINEN Oscar bekommen. Punkt.

Denzel Washington for Flight (2012/I)
Ein eher schlechter Film, bestenfalls durchschnittlich, dessen Ende einen mit dem Kopf schütteln lässt.

Also keiner von den Nominierten dieser Kategorie hat einen Oscar verdient.

Beste Schauspielerin

Jessica Chastain for Zero Dark Thirty (2012)

Jennifer Lawrence for Silver Linings Playbook (2012)
Kommt sicher in die engere Wahl. Sie ist ein Naturtalent.

Emmanuelle Riva for Amour (2012)
Sie ist die älteste Schauspielerin, die je für einen Oscar nominiert wurde; mit 85 Jahren.
Sie hat gute Chancen zu gewinnen.

Quvenzhané Wallis for Beasts of the Southern Wild (2012)

Naomi Watts for The Impossible (2012)
Dafür würde ich stimmen. Auch sie hat gute Chancen.
Der Streifen ist sehr dramatisch, bewegend, zeigt wie eine Familie von einer Tsunami in Thailand 2004 überrollt und auseinandergerissen wird und versucht, sich in dem Chaos wiederzufinden.
Naomi Watts hat ein Abo auf derartige leidvolle Rollen.
Gute Schauspielerei, auch von den ganz jungen Akteuren wie Tom Holland (16), der den ältesten Sohn spielt, in seiner bemerkenswerten Debutrolle. Von ihm ist noch Großes zu erwarten. Ich verstehe nicht ganz, warum er nicht auch nominiert wurde.

Der Film ist manchmal einen Tick zu pathetisch, aber sonst meisterhaft gemacht. Sehr sehenswert.

Bester Schauspieler in einer Nebenrolle

Alan Arkin for Argo (2012)

Robert De Niro for Silver Linings Playbook (2012)

Philip Seymour Hoffman for The Master (2012)

Tommy Lee Jones for Lincoln (2012)

Christoph Waltz for Django Unchained (2012)
Der geniale österreichische Schauspieler wäre meine Wahl. Ich drücke ihm die Daumen.

Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle

Amy Adams for The Master (2012)

Sally Field for Lincoln (2012)

Anne Hathaway for Les Misérables (2012)

Helen Hunt for The Sessions (2012)
Wohl am ehesten, denn sie spielt gut wie eh und je, obgleich mir der gar Film nicht gefallen hat.

Jacki Weaver for Silver Linings Playbook (2012)

Beste Regie

Michael Haneke for Amour (2012)

Ang Lee for Life of Pi (2012)

David O. Russell for Silver Linings Playbook (2012)

Steven Spielberg for Lincoln (2012)

Benh Zeitlin for Beasts of the Southern Wild (2012)

Meine Wahl wäre entweder Ang Lee oder der Österreicher Michael Haneke.

Bester fremsprachiger Film

Amour (2012) (Austria)

War Witch (2012) (Canada)

No (2012/I) (Chile)
Freut mich, dass Chile nominiert wurde. Den Film habe ich nicht gesehen. In der Kategorie habe ich nur Amour gesehen.

A Royal Affair (2012) (Denmark)

Kon-Tiki (2012) (Norway)

Beste Dokumentation

5 Broken Cameras (2011)

The Gatekeepers (2012)
Ist eine deutsch französisch israelische Coproduktion, soweit ich es sehe das einzige deutsche Element bei der Gala, neben Amour (deutsch österreichisch).

How to Survive a Plague (2012)

The Invisible War (2012)

Searching for Sugar Man (2012)
Der Film ist sehenswert. Er beschreibt die bemerkenswerte Story von Sugarman alias Sixto Rodriguez, einem Musiker aus Chicago, der in Südafrika zum Star wurde und davon gar nichts wußte.
Einer seiner bekanntesten Songs war Sugarman:
http://www.youtube.com/watch?v=NAaFTOLAziM

Also mal sehen, wie es am Sonntag ausgeht, die Entscheidungen sind nicht immer die besten, doch die nächsten Oscars gibt es wieder in einem Jahr.

Autor:

Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr

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