Nach dem Horrorgewitter ist Waldspaziergang verboten

Förster Thomas Jansen: „Jetzt in den Schulenbergwald zu gehen ist nicht nur verboten, sondern auch unverantwortlich.“
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  • hochgeladen von Roland Römer

„Nach dem Horrorgewitter Pfingstmontag mit verheerenden Schäden im zentralen Ruhrgebiet hat das Regionalforstamt Ruhrgebiet jetzt eine ordnungsbehördliche Verordnung zum Betretungsverbot für alle Waldflächen im betroffenen Bereich verfügt“, so das zuständige Regionalforstamt mit Sitz in Gelsenkirchen.

Demnach ist die vorübergehende Sperrung von Waldflächen im zentralen Ruhrgebiet aufgrund der Meldungen der Förster um die Gebiete der Städte Recklinghausen und Hattingen erweitert.
Betroffen hiervon sind neben Hattingen die kreisfreien sowie kreisangehörigen Städte Bochum, Bottrop, Castrop-Rauxel, Dortmund westlich der B 236, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Herten, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen.
„Trotz der enormen und für Jedermann sichtbaren Schäden beobachten wir immer wieder, dass verantwortungslose Gaffer Katastrophentourismus im Wald veranstalten“, so Reinhart Hassel, Leiter des Regionalforstamtes Ruhrgebiet von Wald und Holz NRW.
Die Aufhebung der Betretungserlaubnis ist zunächst befristet bis Montag, 16. Juni, 24 Uhr. Reinhart Hassel: „Danach entscheiden wir neu.“
Zuwiderhandlungen, so das Regionalforstamt, können mit einem empfindlichen Bußgeld geahndet werden.
Nicht nur der gefürchtete Blitzschlag wird unter Bäumen während eines Gewitters zur Gefahr. Viel größer ist die Wahrscheinlichkeit, von herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen getroffen und schwer verletzt zu werden. Dabei reicht schon ein Unterarm starker Ast aus, um schwerste Verletzungen zu verursachen. Meistens wird die Wucht der teils aus 20 bis 30 oder sogar 40 Metern Höhe herabfallenden Äste unterschätzt.
Nach einem schwerem Sturm oder Gewitter hängen häufig noch viele losgebrochene Äste in den Baumkronen oder es stehen Bäume schief, die nicht ganz entwurzelt wurden. Diese Äste, oder eben ganze Bäume, können dann beim nächsten Gewitter, aber auch schon bei leichtem Wind, unvermittelt herabfallen.
Deswegen warnt Wald und Holz NRW auch vor dem Betreten von Waldgebieten, die offensichtlich stark von Gewittern getroffen wurden.
Dieser Warnung schließt sich auf STADTSPIEGEL-Nachfrage auch der Hattinger Förster Thomas Jansen an: „Sich jetzt im Wald aufzuhalten ist einfach nur unverantwortlich. Auch wenn auf den ersten Blick der Schaden bei uns im Schulenbergwald nicht ganz so schlimm erscheinen mag wie nach dem Orkan Kyrill. Während in Oberstüter mir relativ wenig Schaden bekannt ist, wird es immer mehr, je näher es in Richtung Ruhr geht. In einigen Bereichen wird es wohl zu Aufforstungen kommen müssen, aber wo und wieviel genau, das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.“
Alles in allem liege im Forst mit schätzungsweise rund 650 Festmetern Holz der komplette Jahreseinschlag als so genannter Sturmwurf: „Da müssen die Stadtverwaltung und ich überlegen, was wir in den kommenden Wochen und Monaten damit machen. Eigentlich möchte ich die Bäume wegen ihres Laubes zu diesem Zeitpunkt nicht so gerne fällen, denn durch das Laub stellt sich die Situation als unübersichtlich dar. Ganz klar müssen Sicherheitsentnahmen, wie wir das nennen, von Gefahrbäumen sein. Jedoch wäre mir am liebsten, wenn das Holz bis Herbst oder Winter liegenbleibt.“
Auch der finanzielle Schaden ist für Förster Jansen noch nicht abzuschätzen: „Wenn durch das Unwetter gerade das beste Stammstück beschädigt ist, drückt das selbstverständlich den Preis für unser Holz. Im übrigen müssen wir sehen, wie der Markt zurzeit überhaupt aussieht. Vermutlich wird viel Holz auch aus den umliegenden Wäldern auf den Markt kommen und der Preis richtet sich nun einmal nach Angebot und Nachfrage. Momentan sehe ich eher das Angebot an Holz groß denn die Holz-Nachfrage.“
Auch Förster Thomas Jansen rät in der nächsten Zeit dringend vom Betreten des Waldes ab, die Gefahr sei einfach zu groß: „Warten wir erst mal die weitere Entscheidung des Regionalforstamtes in der nächsten Woche ab.“
Die eigentlich für diese Woche vorgesehenen jährlichen Wald-Jugendspiele der Hattinger Grundschulen sind selbstverständlich abgesagt und vorerst verlegt worden nach den Sommerferien auf den 25. und 26. August.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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