Kratzdistel, die dritte
Woher der Stieglitz seinen zweiten Namen hat

Leuchtend rot um den kräftigen Schnabel herum, der Kopf dahinter weiß und schwarz: Der Distelfink hat ein unverwechselbares Gefieder. | Foto: von mir
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  • Leuchtend rot um den kräftigen Schnabel herum, der Kopf dahinter weiß und schwarz: Der Distelfink hat ein unverwechselbares Gefieder.
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Sie haben mich nicht enttäuscht, die Kratzdisteln. Nachdem sie zunächst eine Neubürgerin unter den Wildbienen auf den Plan gerufen und mich dann mit ihrem wunderbaren Kontrast von stachelig und zart überrascht hatten (siehe Links hier im Text), haben sie heute wieder einen anderen Besucher angelockt: den Stieglitz, auch bekannt als Distelfink.
Wer von euch auch schon einmal das Vergnügen hatte, diesen bunten Vogel beim Zupfen von Distelsamen zu beobachten, rätselt nicht länger über die Herkunft seines zweiten Namens, sondern weiß ihn als besonders sehenswerten Gast zu schätzen.

Ein weiteres Merkmal sind die gelben Streifen auf den Flügeln. Sie sind auch im Flug gut zu erkennen. | Foto: von mir
  • Ein weiteres Merkmal sind die gelben Streifen auf den Flügeln. Sie sind auch im Flug gut zu erkennen.
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Denn der Stieglitz scheint von den ihn umgebenden Stacheln völlig unbeeindruckt zu sein und turnt auf und an den Distelzweigen entlang wie ein Akrobat, um an die begehrten Früchte heranzukommen. Im Schnabel trennt er sie dann blitzschnell von ihrem "Gefieder", das sie sonst durch die Lüfte tragen würde zu ihrem potentiellen nächsten Standort. Anders als Löwenzahnsamen, denen dafür ein Schirmchen reicht, sind die Distelsamen nämlich komplett von hauchzarten Fasern umgeben, die nun, durch den Vogel vom Kern befreit, noch leichter davon schweben - auch dies ein schönes Bild. Hier allerdings erkennt man nur das freigelegte Samenkorn:

Zwischen noch blühenden (teils von Insekten besuchten) und bereits verwelkten Blüten der Kratzdistel findet der Stieglitz zielsicher die reifen Samenstände, die er geschickt und flink im Schnabel zerlegt. | Foto: von mir
  • Zwischen noch blühenden (teils von Insekten besuchten) und bereits verwelkten Blüten der Kratzdistel findet der Stieglitz zielsicher die reifen Samenstände, die er geschickt und flink im Schnabel zerlegt.
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Wiederholungstäter

Übrigens lassen sich die Distelfinken öfter in unserem Garten sehen, nämlich schon bevor und auch lange nachdem die Disteln Früchte getragen haben. Manchmal höre ich sie irgendwo leise vor sich hin zwitschern, wie kürzlich in unserer Birke, wo ich eine kurze Aufnahme davon machen konnte:

(Direktlink: https://youtu.be/z74pT2LdVic)
Schon im Juni machten sie sich über die verblühten Kornblumen her (Foto in der Galerie), und im Herbst werden sie in den verwelkten Sonnenblumen wieder ein reichhaltiges Angebot an nahrhaften Kernen finden. Damit können sie sich dann für den Winter die nötige Fettschicht anfuttern.

Aus meinem Archiv: Für uns sind welke Sonnenblumen kein so erfreulicher Anblick wie die blühenden, für den Stieglitz aber ist es umgekehrt. | Foto: von mir
  • Aus meinem Archiv: Für uns sind welke Sonnenblumen kein so erfreulicher Anblick wie die blühenden, für den Stieglitz aber ist es umgekehrt.
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Ein Plädoyer

Es lohnt sich also, einem "Unkraut" wie der Kratzdistel einmal einen Platz zu geben und Korn- und Sonnenblumen nicht gleich nach ihrer Blüte wegzunehmen, sondern sie noch eine Weile als Nahrungsquelle für Stieglitze oder andere Vögel stehen zu lassen (die Sonnenblumen, gut abgestützt gegen die Herbststürme, bis mindestens in den November hinein). Zugegeben: Das sieht zunächst etwas gewöhnungsbedürftig aus, vielleicht, als würde man seinen Garten langsam verkommen lassen. Vielleicht gehört dazu ein wenig Mut. Doch ich finde, ein Garten ist im Idealfall nicht nur eine Augenweide für uns, die wir ihn pflegen, sondern auch ein Stück Natur, das wir uns mit anderen Lebewesen teilen sollten. Einige von ihnen sind wahrscheinlich sogar - mehr oder weniger - darauf angewiesen. Lassen wir ihnen diese Chance, sie werden es uns danken!

Nachtrag

Inzwischen gibt es auch einen Folgebeitrag mit einem Video zu dieser Beobachtung:

Video: Ein Distelfink in seinem Element

Und noch meinen älteren Beitrag vom Herbst:

Farbenfrohe Energiefresser (mit Videoclips)
Autor:

Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen

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