Dreißig Jahre HAZ Arbeit + Zukunft

Manfred Gosker, geschäftsführender Vorstand vom HAZ, an seinem Schreibtisch Foto: Pielorz
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Seit dreißig Jahren gibt es das HAZ Arbeit + Zukunft. 1984 als Hattinger Arbeitslosenzentrum gegründet führt es bis heute Maßnahmen und Projekte für Jugendliche und Erwachsene in den Arbeitsgebieten Berufsausbildung, ausbildungsbegleitende Hilfen, Berufsvorbereitung und Qualifizierung durch. Der STADTSPIEGEL sprach mit dem geschäftsführenden Vorstand, Manfred Gosker.

Am Samstag, 5. April, 11 bis 18 Uhr, wird der runde Geburtstag groß gefeiert. Man kann hinter die Kulissen schauen, es gibt Mitmachaktionen für Kinder, Live-Musik, Kuchen- und Grillstände und einen großen Frühlingsmarkt. Manfred Gosker spricht über die Entwicklung der Einrichtung von damals bis heute.

Der Anfang:
„1984 fanden einige Jugendliche in Hattingen keine Arbeit. Das war damals ein Skandal. So gründeten sieben Mitglieder das Hattinger Arbeitslosenzentrum. Damals glaubte man, in fünf Jahren habe sich das Problem erledigt. Eine Fehleinschätzung, wie man heute sieht.“

Ausbildung:
„Unser erster Ausbildungsgang war die Schneiderei. Hier wurden vor allem Mädchen angesprochen und das vor dem Hintergrund des Bedarfes, beispielsweise bei Steilmann. Dann kam die Schreinerei dazu, später der Tischler. Mit diesem Ausbildungsberuf endet im Sommer unser letzter eigenständiger Ausbildungsgang.“

Ausbildungskooperation:
„Wir haben zunächst verschiedene Ausbildungsberufe selbst ausgebildet. Jetzt wird das in Zukunft nur mit Kooperationspartnern möglich sein. Das bedeutet für die Jugendlichen, sie schließen mit uns den Ausbildungsvertrag, besuchen ganz normal die Berufsschule und absolvieren die praktische Ausbildung in dem Kooperationsbetrieb. In unserem Haus erhalten sie zusätzliche Förderung durch Fachpersonal, unter Umständen auch sozialpädagogische Begleitung. Der Vorteil ist, wenn ein Kooperationsbetrieb vorhanden ist, können wir dem Jugendlichen eigentlich alle Ausbildungsberufe anbieten. Wir bilden zum Beispiel auch Lokführer aus. Nachteilig ist aber, dass es eben nicht mehr wie früher ein engmaschiges, betreutes Umfeld ist.“

Kontakt zur Jugend:
„Den Kontakt zur Jugend bekommen wir durch die Schulsozialarbeit. Im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepaketes sind wir von der Stadt beauftragt worden, Schulsozialarbeit durchzuführen. Außerdem haben wir in den achten Klassen der Realschule und der Gesamtschule die Berufsorientierung mit einer zehntägigen Werkstattphase. So testen Jugendliche früh, für welche Richtung sie sich interessieren. Die Jugendlichen, die nach der Schule keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, können durch die Agentur für Arbeit in eine berufsfördernde Maßnahme zugeteilt werden.“

Woran es hapert:
„Das spezielle Problem, welches sich in den ganzen Jahren durchzieht, gibt es nicht. So wandelbar wie die Gesellschaft, so wandelbar sind auch die Probleme. Es gibt junge Menschen, die in der Schule nicht gut sind. Es gibt Menschen mit emotionalen Problemen. Hier glaube ich, dass der Anteil der Jugendlichen mit emotionalen Störungen größer wird. Da wird einfach in den ersten Lebensjahren viel falsch gemacht und die Schule kann neben dem Lehrauftrag nicht noch Reparaturbetrieb sein.“

HAZ-Finanzierung:
„1994 haben wir uns in HAZ Arbeit + Zukunft umbenannt. Seit jeher musste sich unsere Einrichtung selbst tragen. Das bedeutet, wir bewerben uns auf Aufträge im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen. Es gibt auch Wettbewerbe für Modellprojekte, institutionelle Förderung gibt es aber nicht. Sicherheit gibt es immer nur für die Zeit, in der wir uns erfolgreich für ein Projekt beworben haben. Das machen wir aber recht erfolgreich.“

Erwachsene:
„Neben unserer jugendlichen Klientel kümmern wir uns auch um Erwachsene, zum Beispiel um Langzeitarbeitslose. Etwa zwischen 250 und 300 Menschen sind regelmäßig bei uns im Haus. Durch den demographischen Wandel werden wir im Laufe der Jahre weniger Jugendliche haben, obwohl diese heute immer noch die Hauptklientel darstellen. So bringen wir uns verstärkt ein in die Jugendhilfe, weil wir hier unsere Kompetenzen sehen im Umgang mit schwierigen Jugendlichen. Migranten und Flüchtlinge sind für uns bis jetzt keine bedeutende Klientel.“

Zukunft:
„Unsere Zukunft ist abhängig von unserer Wandelbarkeit. Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir unser Angebot verändern können und uns am Bedarf orientieren. Wenn wir das weiterhin tun, mache ich mir keine Sorgen.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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