„Kinder in Namibia“ brauchen Hattinger Hilfe

Gabriele Kroll, die neue Erste Vorsitzende des Vereins „Kinder in Nambia e.V.“ (ganz links), und Karin Drees, die Zweite Vorsitzende (Zweite v.r.) besuchten in Namibia die Kinder, die von den Paten unterstützt werden. Foto: privat
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  • Gabriele Kroll, die neue Erste Vorsitzende des Vereins „Kinder in Nambia e.V.“ (ganz links), und Karin Drees, die Zweite Vorsitzende (Zweite v.r.) besuchten in Namibia die Kinder, die von den Paten unterstützt werden. Foto: privat
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(von Dr. Anja Pielorz)

Gabriele Kroll ist die neue Vorsitzende des Hattinger Vereines „Kinder in Namibia“ und übernimmt damit die Arbeit der bisherigen Vorsitzenden und Gründerin Ingeborg Lalk, die im Dezember nach langer schwerer Krankheit verstorben war. Für Gabriele Kroll gab es jetzt den ersten Besuch in Namibia.

Gemeinsam mit der Zweiten Vorsitzenden Karin Drees war sie vier Wochen vor Ort, um die Arbeit des Vereines zu überprüfen und natürlich auch, um die Menschen in Afrika kennenzulernen, die die Unterstützung des Vereines erhalten.
„Ich war sehr beeindruckt und an vielen Stellen zu Tränen gerührt“, sagt sie nach der Reise beim Besuch in der STADTSPIEGEL-Redaktion. Karin Drees hatte ihr viel gezeigt und noch mehr erklärt, denn sie war schon öfter mit und ohne Ingeborg Lalk vor Ort gewesen. „Besonders bewegend waren die Trauerfeiern für Ingeborg. Man wollte Abschied nehmen von Mutter Inge und hatte die Räumlichkeiten immer besonders geschmückt. Vier Kinder waren als Engel gekleidet und trugen eine Kerze. Und es gab einen leeren Stuhl. Karin Drees und ich mussten nach der Feier mit Gospelgesängen die Kerzen auspusten und ich sollte mich auf den Stuhl setzen. Damit war ich als Mutter Gabi in mein Amt eingeführt. Ich habe erklärt, dass ich Ingeborg Lalk nicht ersetzen kann, aber ich will in ihrem Sinne den Verein weiterführen und helfen. Das war schon eine sehr bewegende Situation“, so Gabriele Kroll.
Beim Erzählen spürt man immer wieder, wie bewegt sie auch jetzt noch ist. „Die Herzlichkeit der Menschen ist unbeschreiblich. Ich kannte sie doch nicht, doch die Kinder kamen einfach zu mir, haben sich auf den Schoß gesetzt. Man spürt förmlich, wie sie nach Liebe und Streicheleinheiten hungern.“
Gabriele Kroll und Karin Drees teilten sich im Haus ein Zimmer, welches extra für die beiden Frauen hergerichtet war. Selbst einen Kühlschrank hatte man ihnen in den Raum gestellt. Und nie wurden die beiden deutschen Frauen allein gelassen. „Aus Sicherheitsgründen kann man ab 18 Uhr das Haus nicht mehr verlassen. Aber auch am Tag wurden wir immer von Personen begleitet. Obwohl wir da keine Angst hatten.“
Gabriele Kroll hat erfahren, was Armut wirklich bedeutet. „Die Reise hat mich verändert . Es ist etwas anderes, wenn man das Wissen nur im Kopf hat, oder wenn man es mit eigenen Augen sieht. Da war zum Beispiel eine Frau, die verkaufte an einem Stand selbstgemachtes Mittagessen aus einem Topf. Und als sie einmal nur für Minuten zur Toilette war, hat man ihr den Topf gestohlen. Damit war die ganze Erwerbsgrundlage weg, denn sie hatte nur den einen Topf. Wir haben ihr dann einen neuen Topf gekauft.
Oder die Lebensmittel. In Windhoek in den Supermärkten ist alles da, was das Herz begehrt. Aber die Menschen können es sich einfach nicht leisten. Wir haben oft eingekauft und beispielsweise den Kindern in Katatura Obst mitgebracht oder wir haben Pralinen gekauft. Für viele Kinder war es das erste Mal, dass sie eine Praline essen konnten. Sie nahmen sie mit zwei Fingern aus der Packung und bissen vorsichtig ab. So, wie man eigentlich auch etwas genießen sollte. Wenn ich daran denke, wie wir hier oft die Dinge in uns hineinstopfen... Wenn wir uns morgens Frühstück gemacht haben, kamen viele Kinder zu uns und baten um Brot und Marmelade. Sie haben ja nur diesen Maisbrei, den sie Millipap nennen. Ich habe das auch probiert. Ja, man kann das essen, aber doch nicht immer! Es ist halt eine sehr einseitige Ernährung und das ist nicht gesund.“
Natürlich haben die beiden Frauen auch an die Paten des Vereines gedacht. „Wir haben Fotos von den Kindern gemacht und es ist immer viel Arbeit, die Schulunterlagen zu bekommen. Es ist halt Afrika und man vergisst es. Aber ich denke, wenn man eine finanzielle Unterstützung erhält, dann muss man sich an Regeln halten und wir sind eben auch vor Ort, um das einzufordern. Bis auf wenige Ausnahmen hat das auch geklappt. Zuhause haben wir den Paten dann die Unterlagen mit einem Begleitbrief zugeschickt.“
Diesmal gab es auch eine Sondersituation, denn zwei Jugendliche sind bereits in einem Alter, in dem sie studieren können. Doch das Studium kostet Geld und so hat die Betreuerin Justina den jungen Menschen das Geld gezahlt und dafür die Wasserrechnung noch offen gelassen. „Wir haben ihr dann etwas Geld gegeben, um diese Rechnung wenigstens teilweise zu begleichen. Immerhin sprechen wir von rund 1000 Euro. Sie musste sich entscheiden: entweder den wirklich sehr guten Schülern die Weiterbildung zu ermöglichen oder aber diese Rechnung zu bezahlen. Es ist wirklich nicht einfach.“
Nach der letzten Berichterstattung im STADTSPIEGEL hatten sich noch weitere Paten gefunden, die einzelne Kinder des Vereines unterstützen. Zur Zeit werden auch keine weiteren Paten benötigt. Auch Spenden waren geflossen und die werden laufend gebraucht.
Hätte man den Betreuern nicht einfach Geld dalassen können?
„Das geht nicht. Wenn sie festlegen, wofür das Geld ausgegeben werden soll und sie sind nicht da, um das zu kotrollieren, dann haben sie keine Garantie, dass das auch so abläuft, wie sie sich das wünschen. Man muss schon vor Ort sein“, erklären beide Vorsitzende und ihnen ist auch klar: wir fahren wieder hin. „In diesem Jahr aber nicht mehr. Jetzt konzentrieren wir uns als nächstes auf den Ökomarkt am Samstag, 18. Juni. Dort haben wir einen Stand wie in jedem Jahr und diesmal haben wir auch besonderen Schmuck mitgebracht und hoffen, ihn dort verkaufen zu können. Wir wollen auch noch einen Flohmarkt organisieren und hier weitere Gelder sammeln.“
Rund 100 Kinder und dreißig Erwachsene, die diese Kinder betreuen und unterrichten, sind auf die Hilfe aus Hattingen und Umgebung angewiesen. Und Gabriele Kroll wiederum weiß, dass das Geld auch genau dort ankommt, wo es gebraucht wird. „Die Armut ist unvorstellbar. Wir sammeln auch Geld, um jetzt an einer Seite eines Hauses anbauen zu können. 15 Menschen teilen sich ein einziges Zimmer. Das kann doch nicht richtig sein.“
Wer den Verein unterstützen möchte: Kinder in Namibia e.V., Kontonummer 71092, Sparkasse Hattingen, BLZ 43051040. Weitere Informationen gibt es auch unter www.kinder-in-namibia-ev.de.tl/

Gabriele Kroll, die neue Erste Vorsitzende des Vereins „Kinder in Nambia e.V.“ (ganz links), und Karin Drees, die Zweite Vorsitzende (Zweite v.r.) besuchten in Namibia die Kinder, die von den Paten unterstützt werden. Foto: privat
Im Gedenken an die im Dezember nach schwerer Krankheit verstorbene Ingeborg Lalk, die den Verein gründete und ihn über viele Jahre hinweg als Vorsitzende führte. Überall fanden Gedenkfeiern zu Ehren der Verstorbenen statt. Foto: privat
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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