Mein Wort zum Sonntag: Vom Bedauern

Bedauern und Bereuen sind für die meisten Menschen schlimme Dinge, die einem das Leben versauern können (Nur Psychopathen empfinden keine Reue).
Reue, Bedauern, Scham, Schuldgefühl – die Unterschiede sind nur graduell und können hier vernachlässigt werden.

Hätte ich mal einen anderen Beruf ergriffen, Medizin statt Jura studiert, hätte ich mal eine andere Frau geheiratet, mehr Kinder oder überhaupt Kinder bekommen, hätte ich nach all dem Wein das Auto stehenlassen, hätte ich besser selbstständig gemacht statt vor dem Chef all die Jahre zu buckeln...

Sicher, im Nachhinein ist man oft schlauer, aber das Bedauern bleibt.

Vor ein paar Jahren hörte ich mal in einer Talkshow eine recht bekannte Frau (ich weiß nicht mehr, wer sie war) sagen, sie hätte für eine falsche Ideologie/Sache gekämpft, alles sei falsch und vergeblich und unnütz gewesen.

Das ist das Schlimmste, das einem passieren kann, wenn plötzlich sein Leben unnütz und vergeudet erscheint.
Das kann zur Depression führen, zur Resignation, zur Hoffnungslosigkeit und zu Ängsten.

Daher ist es enorm wichtig, sich vor jeder wichtigen Entscheidung profunde Gedanken zu machen, sich möglichst sicher zu sein, dass es die beste Entscheidung ist, mit der man dann später leben kann und muss.

Je weniger man im Alter bereut und bedauert, desto zufriedener/glücklicher kann man dann sein.

Denn ist eine Handlung einmal exekutiert, kann sie nicht mehr rückgängig gemacht werden, so wie eine Kugel nicht mehr in den Lauf zurückkommt, wenn man einmal abgedrückt hat.

Aber auch Dinge, die man NICHT getan hat, unterlassen hat können Bedauern hervorrufen.
Hätte ich mal besser einen Helm getragen bei meinem Fahrradunfall...

Nur Sie sind verantwortlich für Ihre Taten und auch für Ihre Unterlassungen.

Ich meine, jeder hat Dinge, die er bereut, der eine mehr, der andere weniger. Aber es kommt auf die Relevanz an, soll heissen, je gravierender die bereute Tat ist, je mehr Impakt sie auf die Reduzierung des Wohlbefindens für sich und andere hat, desto schmerzhafter ist das Bedauern.
Es leuchtet ein, dass die Reue über eine begangene Gewalttat schwerer wiegt als die Reue über einen beleidigenden Eintrag bei Facebook (letzteren kann man sogar im Nachhinein löschen).

Auf der anderen Seite hilft es auch nicht, wenn man sich Tag und Nacht vom Bedauern beherrschen lässt, denn man kann es nicht mehr ändern. Was geschehen ist, ist geschehen, wichtig ist es, aus seinen Fehlern der Vergangenheit zu lernen sofern es geht, sich damit abzufinden und positiv in die Zukunft zu schauen.

Dazu ist es wichtig, seine Reuen zu verarbeiten statt sie zu verdrängen. Nur nach einer sinnvollen Aufarbeitung kann man dann „peace of mind“ erreichen. Und dazu gehört es auch, sich und anderen verzeihen zu können und andere für sich um Nachsicht zu bitten – sofern es die Schwere der Fehltat erlauben kann.

Aber generell gilt: Je weniger man im Alter bereut und bedauert, desto zufriedener/glücklicher kann man dann sein.

Das sollte man stets vor Augen haben, vor allem, wenn man noch jung und unbefangen ist.

Denn im Alter kommt die eigene Vergangenheit immer näher, inklusive die Erinnerung an Dinge, die man bereut.
Wohl dem, der aufgrund kluger Entscheidungen, wenig zu bereuen hat.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Sonntag.

Autor:

Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr

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