Wer kennt die Hattingerin Hildegard Neuhaus?

Hildegard Neuhaus in Hattingen
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Eva Amann-Brockhaus lebt in Siegburg und hat auf den ersten Blick mit dem STADTSPIEGEL gar nichts zu tun. Auf den zweiten Blick aber sehr wohl, denn über den STADTSPIEGEL hofft sie auf Informationen über ihre verstorbene Verwandte Hildegard Neuhaus. Die nämlich könnte in Hattingen bei vielen Menschen Erinnerungen wecken.

„Die Cousine meines Vaters, Hildegard Neuhaus, wurde am 16. Oktober 1906 in Hattingen geboren und starb am 11. November 2001 in Schwelm. Sie wohnte mit ihrer Familie in der Bismarckstraße 40. Nach dem Tod ihrer Mutter bezog sie eine Eigentumswohnung in der Bismarckstraße 38“, erzählt Eva Amann.
Die Kindheit der Frau ist geprägt durch Verlust. „Bis zu seinem frühen Tod 1923 arbeitete ihr Vater, Emil Neuhaus, auf der Henrichshütte im Bereich Einkauf. Ihre Mutter war Hausfrau. Hildegard war die jüngste von drei Schwestern. Ihre älteste Schwester, Grete, starb bereits mit sieben Jahren, ihre mittlere Schwester, Johanna, starb, ebenfalls viel zu früh, mit 30 Jahren. Aus diesem Grund durfte in Hildegards Gegenwart nicht von Tod, Begräbnis oder Friedhof gesprochen werden.“
Während ihre Schwester Johanna einen Volksschulabschluss machte, bestand Hildegard ihr Abitur 1932 am Städtischen Oberlyzeum Hattingen-Ruhr mit Auszeichnung: In allen Hauptfächern, abgesehen von Deutsch, wird ihr ein „sehr gut“ bescheinigt. Die Noten „befriedigend“ oder gar „genügend“ kommen nicht vor. Sie wäre gern Lehrerin geworden und meldete sich zu dem entsprechenden Lehrgang in Essen an, aber im Jahre 1932 wurde niemand angenommen. Im Jahre 1933 übernahmen dann die Nationalsozialisten die Leitung der Einrichtung, da wollte sie nicht mehr. Während des Krieges, als alle Frauen arbeiten mussten, war sie auf einem Büro eingesetzt. Nach dem Krieg gab sie viel Nachhilfeunterricht, vor allem in den Fremdsprachen Englisch und Französisch, aber auch in Mathematik. Die entsprechenden Mitteilungen von Eltern und Schülern fanden sich in ihrem Nachlass: So entschuldigt Frau Landrat Friedrich ihre Töchter, von denen eine krank im Bett liegt und die andere wegen des Schneewetters keine Haus aufgaben machen muss und deshalb ein bisschen rodeln darf... „Deshalb gehe ich beispielsweise davon aus, dass noch Hattinger leben, die bei ihr Nachhilfe hatten und sich erinnern können.“
Hildegard Neuhaus war eine richtige höhere Tochter, gebildet und aufgeschlossen. Weil sie keine eigene Familie gründete, interessierte sie sich sehr für die Kinder ihrer Vettern und Cousinen. Sie hing an den Freundinnen, mit denen sie zusammen Abitur gemacht hatten, und besuchte diejenigen regelmäßig, die Hattingen verlassen hatten.
„Leider hat sie kaum versucht, im späteren Leben neue Kontakte zu knüpfen. Sie war sehr zurückhaltend, fast ein bisschen schüchtern. Trotz vieler Reisen innerhalb Europas – ins Flugzeug mochte sie sich nicht setzen - liebte sie Hattingen, das Wodantal und die Elfringer Schweiz über alles. Wir neckten sie manchmal damit, weil wir ihre Begeisterung für etwas übertrieben hielten, aber sie blieb dabei. Ein Grund lag sicher in ihrer Ängstlichkeit, die mit zunehmendem Alter stärker wurde: In Hattingen kannte sie sich aus, da fühlte sie sich sicher“, so Eva Amann. Dank der Hilfsbereitschaft eines Ehepaars, das neben ihr im Haus wohnte, konnte Hildegard Neuhaus sehr lange unabhängig leben. Nach ihrem 90. Geburtstag wurde sie jedoch zunehmend verwirrt und musste ihre letzte Lebenszeit in einem Seniorenheim in Schwelm verbringen. Dort gelang es ihr nicht, zu den anderen Damen Kontakt herzustellen, aber das schien sie nicht zu stören. Ich glaube, dass sie dort in ihrer eigenen Welt lebte.
Es hat etwas gedauert, bis sich in Eva Amann der Wunsch meldete, mehr über ihre Verwandte zu erfahren. „Ich war zum Zeitpunkt ihres Todes beruflich noch sehr eingespannt und es hat gedauert, bis ich alles geordnet hatte. Ich würde mich jetzt aber sehr freuen, wenn sich Hattinger Bürger bei mir melden könnten, um mir mehr von ihr zu erzählen.“

Kontakt: Telefon 02241-169157; meine Adresse: Eva Amann-Brockhaus, Albertstraße 5, 53721 Siegburg. Bitte nur ernstgemeinte Hinweise und Zuschriften.

Hildegard Neuhaus in Hattingen
Hildegard Neuhaus
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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