Wolfgang Kaiser in Altersteilzeit: Seine Spuren werden bleiben

Seinen großen Garten und so viele Städte- und Länderreisen wie möglich, die haben sich Ruheständler Wolfgang Kaiser und seine Frau Ilse für die Zukunft vorgenommen - und natürlich gesund zu bleiben.   Foto: Römer
  • Seinen großen Garten und so viele Städte- und Länderreisen wie möglich, die haben sich Ruheständler Wolfgang Kaiser und seine Frau Ilse für die Zukunft vorgenommen - und natürlich gesund zu bleiben. Foto: Römer
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Wolfgang Kaiser fällt der Abschied nicht leicht. Immerhin sieben Jahre war er Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Oberwinzerfeld. Zum 31. Januar 2012 wechselt er in die passive Phase der Altersteilzeit.

Insgesamt war Wolfgang Kaiser 39 Jahre Lehrer. Studiert hat er Deutsch, Mathematik sowie Arbeits- und Wirtschaftslehre. Eigentlich sollte es da nicht schwer sein für den fast 63jährigen auszurechnen, wieviel Hattinger Schüler er im Laufe seines Arbeitslebens unter seinen Fittichen hatte. Also: Sagen wir einmal, jedes Schuljahr kommen 40 Kinder dazu und dann noch die Eltern...
„Es ist schon eine ganz schöne Menge!“, lacht Wolfgang Kaiser, wie so oft übrigens. Rückblickend freut er sich, dass „die meisten von ihnen, den Eltern nämlich, bereit gewesen“ seien, „gemeinsam mit uns Pädagogen das Beste für ihre Kinder erreichen zu wollen“.
Gerne hat er unterrichtet, gerne hat Wolfgang Kaiser auch als Klassenlehrer gewirkt. Aber: „Gerade als Klassenlehrer hat man auch nachmittags viele Elterngespräche. Daher musste ich das schweren Herzens lassen. Es ist zuletzt immer schwieriger geworden mit der Organisation, mit der man als Schulleiter sehr viel Zeit zubringt, in Einklang zu bringen. Schade.“
Bürokratie sei „ein schweres Los“. Ständig gebe es neue Gesetze und kurz danach deren Änderungen und/oder Ergänzungen. Hinzu kämen Richtlinien und noch manches mehr – alles oft nicht einfach zu verstehen. Viel Arbeit also. Da komme das Unterrichten von Kindern zwangsläufig zu kurz.
Dennoch: Wolfgang Kaiser hat in Hattingen ohne Frage Spuren hinterlassen. An verschiedenen Hattinger Schulen: vier Jahre Kath. Weiltorschule, zwölf Jahre Hauptschule, 16 Jahre Kath. Grundschule Nikolaus Groß in Niederwenigern und zuletzt eben sieben Jahre im Oberwinzerfeld. Außerdem war er viele Jahre in der Lehrerausbildung tätig als Fachleiter für Mathematik.
Er glaubt, dass er eigentlich immer gut vor allem mit den Kindern, aber auch deren Eltern ausgekommen sei. Darum ärgert es den erfahrenen Pädagogen und er verschweigt es nicht, dass gerade gegen Ende seiner Laufbahn „Ärger“ über ihn hereingebrochen sei, all die Jahre davor niemals. So musste er gegen einen Vater Strafanzeige erstatten und hat vor Gericht Recht bekommen, ihm flatterte eine Dienstaufsichtsbeschwerde ins Haus und er ist bedroht worden. Seitdem trägt er immer ein Handy in der Tasche. Wolfgang Kaiser: „Auch wenn es im Ernstfall vielleicht nicht viel nützt, so ist es doch ein beruhigendes Gefühl.“
Dabei wollte „der Wennische“ eigentlich zuerst gar kein Lehrer werden. Pilot war sein großer Berufswunsch. Dafür hat er sich freiwillig zur Bundeswehr gemeldet. Aus gesundheitlichen Gründen ist daraus nichts geworden. Mit seinem „zweiten As im Ärmel“, dem Lehrerberuf, sei er rückblickend mehr als nur zufrieden. „Kinder sind begeisterungsfähig, zeigen eine große Bereitschaft zum Lernen und sind dabei durchaus auf eine gesunde Weise leistungsbewusst“, hat er festgestellt.
Ihm lag nach seinen Worten immer die bestmögliche Unterstützung der Kinder am Herzen, vor allem die Leseförderung. An seiner Schule steht dafür das Lese-Maskottchen „GroWi-Wurm“, denn: „Lesen gehört zu den wichtigsten Grundlagen im Leben. Dazu zählt auch Sprache überhaupt. Nach der Auflösung der Grundschule im Rauendahl besuchen jetzt sehr viele Kinder mit Migrationshintergrund von dort unsere Schule. Dadurch erhöht sich auch der Anteil an Sprachförderung bei uns.“
Aber damit wird er sich nicht weiter beschäftigen müssen. „Leider geht für mich jetzt mein aktives Berufsleben als Lehrer zu Ende“, klingt da mehr als nur ein bisschen Bedauern durch. „Mir hat die Zeit im Oberwinzerfeld mehr als gut gefallen. Es gab ein gutes Umfeld, gute Zusammenarbeit im Kollegium und auch mit dem Hausmeister und der Sekretärin. In zweieinhalb Jahren werde ich pensioniert.“
Anfangs sei ihm der Gedanke an den Abschied vom Beruf schwer gefallen: „Aber mittlerweile freue ich mich drauf. Meine Frau Ilse und ich, wir haben einen großen Garten. In dem bin ich für alles Grobe wie umgraben zuständig“, lacht er. Er möchte mit Ilse Kaiser zusammen noch einiges von der Welt sehen. Irland ist konkret bereits geplant, weitere Städte- und Länderreisen ins Auge gefasst.
Und dann gibt es auch noch sein Suzuki-Motorrad, eine 650 E. Fußball sowieso, auch wenn er wegen einer Meniskus-Operation momentan zwangspausieren muss. Von der Jugend an hat er bei den Sportfreunden Niederwenigern gekickt, jetzt, wie er lachend meint, bei den „Uhus“, den „Unter-Hundertjährigen“.
Im Hinblick auf Meldungen vor allem aus der Fußball-Bundesliga bedauert der seit Jahrzehnten Fan von Borussia Mönchengladbach: „Schade, dass der Sport, den ich so liebe, durch Gewalt dermaßen in Verruf gekommen ist.“
Für die Zukunft wünscht sich Wolfgang Kaiser unbescheiden, das, was sich jeder Mensch auch für sich wünscht: Einen schönen Lebensabend bei guter Gesundheit.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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