Katzenliteratur

Hallo, meine Lieben, Marko hier.
Ich muss euch warnen, ganz eindringlich warnen und zwar vor der Frühlingssonne. Die ersten warmen Sonnenstrahlen vertreiben die Dunkelheit des Winters, mittags kann man schon mal das Behelfswinterfell ( warmer Mantel, mit dem die Menschen ihre Felllosigkeit verbergen ) gegen etwas Leichteres tauschen. In der Natur bereitet sich alles auf die neue Saison vor. Die Pflanzen bringen ihren Saft in Schwung und die Tiere verlassen ihre Winterstützpunkte unter der Erde. Jeder möchte Sonne tanken, nach der grauen Kaltzeit, Mensch, Tier und Pflanze streben nach draußen.
So auch ein kleines Kaninchen. Es hatte sein süßes Schnüffelnäschen vor seine Tür gehalten und ein vorwitziger Sonnenstrahl hatte es gestreift .,, Poh, endlich Sonne für mein neues Sommerfell. Wie das glänzen wird in der hübschen Sonne. Wo habe ich denn meinen Liegestuhl hingepackt? Ich muss raus. " dachte der kleine Nager bei sich. Nachdem er seine ganze Höhle umgeräumt hatte, fand er das vermisste Teil unter einigen Winterabfälle hinten in seinem Bau. Schnell den Überwinterungsschmutz abgewischt und raus damit in die herrlich laue Frühlingssonne. Um die Zeit wieder aufzuholen, die Hasi fürs Suchen und Saubermachen gebraucht hatte, schaute er gar nicht viel herum und klappte den Liegestuhl da auf, wo er gerade war. Zum Glück war er technisch versiert und so konnte er sich schon nach einer Viertelstunde in seinen aufgestellten Sonnenplatz werfen, etwas schmerzte zwar der linke Daumen noch, den er unglücklicherweise beim Handtieren, oder besser Pfotieren mit dem Sommerartikel eingeklemmt hatte. Aber nun war er dem Himmel so nah, der Welt entrückt. Wenn er nur geahnt hätte, wie nahe er dem Himmel schon war. Hasi lies es sich gut gehen und jede Vorsicht außer Acht. Oh, mein armer Ahnungsloser. Zur gleichen Zeit genoss auch ein hübscher, nicht mehr ganz junger Hund, namens Brutus, die erste Wärme des noch jungen Jahres. Die goldene Sonne überflutete sein hellbraunes Fell mit Glanz und Wohlgefühl, seine Schlappohren flatterten im leichten Wind, wenn er den Stöckchen nachjagte. Zwanzig Stockattacken später verflogen die Frühlingsgefühle und sein eigentliches Alter forderte seinen Tribut. Brutus schaute den fliegen Ästchen nach und in seinem Gesicht stand geschrieben : ,, Renn doch selber, ich nicht mehr, nein danke. " So machten sich Brutus und Frauchen auf den Heimweg. Hier schnüffelnd, da das Bein hebend mit der Nachricht : ,, Ich war zuerst hier. " und leicht japsend, freute er sich über den gelungenen Ausgang. Doch was war das? Konnte das wahr sein? Keine Sonnenspiegelung? Nein, hinter der Ecke saß Hasi in seinem Liegestuhl, die langen Hinterbeine übereinander geschlagen und döste. Blitzschnell hatte der Hund die Situation erkannt und Hasi diese Welt für immer verlassen. Das entsetzte Frauchen versucht alles, um Hasis Leben zu retten, aber um sonst. Mit stolzgeschwellter Brust und hoch erhobenen Hauptes, der eine, mit Tränen in den Augen und hängendem Kopf, die andere, verließen sie beiden den Tatort. Da Hasi von niemandem vermisst wird, keiner Anzeige erstattet oder nach ihm forscht, wird dieser heimtückische Mord ohne Sühne bleiben. Der perfekte Mord.
Deshalb meine eindringliche Bitte an euch, passt auf beim Aufstellen eure Liegestühle : wo stellt ihr sie hin, wer ist in eurer Nähe, schaut euch erst genau um und achtet auf eure Daumen. Und vergesst die Sonnencreme nicht ( Hinweis nur für Menschen ).
Heute muss ich dieses Erlebnis erst einmal verarbeiten. Ein Hund hat mir ein Kaninchen vor der Nase weggeschnappt.
Also, immer wachsam sein, die Hunde des Lebens lauern überall. Ich möchte euch nicht verlieren. LG Marko

Autor:

Sabine Heiermann aus Iserlohn-Letmathe

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