Leserthema "Weihnachtsmarkt hinter den Kulissen"
Popcorn-Maschine zum Geburtstag

Birgit und Bernd Unger: "Nach Feierabend hier geht es ins Lager, dann an die Online-Bestellungen." | Foto: Magalski
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  • Birgit und Bernd Unger: "Nach Feierabend hier geht es ins Lager, dann an die Online-Bestellungen."
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Bratwurst-Duft und Zuckerwatte, Lichterglanz und Glühwein locken die Besucher - doch wie ist der Weihnachtsmarkt im Inneren der Buden, nach Feierabend, wer sind die Menschen? Im Leserthema schaut der Lüner Anzeiger hinter die Kulissen.

Obst mit Schokolade, gebrannte Mandeln, Popcorn, das alles gibt es bei André Brandt. Reisen, so erzählt der Mann aus Minden, ist sein Leben, er ist schon die sechste Generation von Schaustellern in der Familie. Zum Geburtstag, es war der elfte, schenkten ihm seine Eltern eine Popcorn-Maschine und mit sechzehn Jahren kaufte er seinen ersten eigenen Wohnwagen. Ehefrau Christin ist auch eine "Reisende", verkauft auf dem Weihnachtsmarkt Lünen Crêpes gleich neben der Mandelbude ihres Mannes. Mutter Renate steht auf der anderen Seite der Lippe mit der Champignon-Braterei. Seine Oma, so berichtet André Brandt, gehörte mit ihrem Kuchenwagen zu den Weihnachtsmarkt-Händlern der ersten Stunde in Lünen.  Das Leben als Schausteller braucht Organisationstalent. Tochter Lina besucht während der Zeit in Lünen die Kardinal-von-Galen-Schule, geht nach dem Unterricht noch bis zum Nachmittag in die offene Ganztagsschule. Im Anschluss besucht die Siebenjährige Mama und Papa oder geht mit zu Freunden. "Ohne Unterstützung wäre vieles nicht so möglich", sagt Mama Christin. Unterstützung, die der Familie letztlich auch ermöglicht, bei Weihnachtsmarkt und anderen Veranstaltungen ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Nach Feierabend ruft der Online-Shop

Die Nachbarn zur Linken von André Brandt sind ebenfalls schon Urgesteine auf dem Weihnachtsmarkt. Bernd und Birgit Unger umgibt bei ihrer Arbeit immer ein besonderer Duft, die Mischung aus dutzenden Gewürzen. Zu den Gewürzen kommen Tee, Bonbons und Zubehör, insgesamt über dreihundert Artikel. Birgit Unger steht an diesem frühen Abend - ein regnerischer Tag - an der Waage und füllt die duftenden Gewürzmischungen in Tüten. Handarbeit. "Gearbeitet haben wir schon immer viel, aber nie soviel wie mit Gewürzen", sagt ihr Mann. Er kommt aus einer Markthändler-Familie. Urgroßeltern, Großeltern, Eltern, alle waren Stricker. Den Textilhandel hat er vom Vater übernommen und irgendwann schwenkten die Ungers um auf Gewürze. Nach Feierabend in Lünen ist noch lange nicht Feierabend. Zuhause in Iserlohn geht es erst ins Lager, dann an die Bearbeitung der Bestellungen aus dem Online-Shop.

Tag für Tag in Weihnachtsstimmung

Viel Arbeit bedeutet der Weihnachtsmarkt in Lünen auch für Stefan Grotensohn. Ihm gehört die Glühweinbude mit der Eisenbahn. Sechs Tage dauert der Aufbau insgesamt. Die Hütte steht nach einem Tag, Dekoration und Technik brauchen dann allerdings fünf Tage. Allein die Modelleisenbahn aus Einzelteilen zu installieren ist eine Mammut-Aufgabe. Der Weihnachtsmarkt Lünen ist in der Familie Grotensohn ein Pflichttermin - seit 35 Jahren. Den Rest des Jahres steht der Textilgroßhandel auf Fehmarn im Mittelpunkt, mit dem die Familie vor allem Andenkenläden an der Nord- und Ostseeküste beliefert. Nach Hause geht es jetzt aber erstmal nicht, sondern erst am 1. eihnachtstag. Bis dahin "haben wir jeden Tag Weihnachtsstimmung", sagt Stefan Grotensohn und den Heiligabend feiern alle zusammen bei Oma. Die ist nämlich eine Lünerin.

Chance für ein Treffen mit den Fans

Ein paar Meter weiter an der Langen Straße sitzt Cartoonist Stephan Hösti Höstermann inmitten von Brettchen, Tassen, Labertieren, Süßigkeiten, Fußmatten und anderen Hösti-Fanartikeln. Der Cartoon-Stephan hat mit dem Glühwein-Stefan nicht nur den Vornamen gemein, die beiden Männer verbindet noch mehr: Stefan Grotensohns Vater Axel - der vor fast drei Jahren verstarb - holte Hösti einst nach Lünen. Und ihm gehörte auch die Hütte, in der der Cartoonist nun arbeitet. Weihnachten beginnt bei Hösti schon mit den Vorbereitungen im Sommer und dann ist er ab Ende November sechs Wochen am Stück in Lünen. "Sozusagen mein Jahresurlaub." Eine Zeit, die ihm viel Spaß macht, aber auch eine Menge Arbeit. "Morgens, bevor ich in die Hütte gehe, arbeite ich oft schon im Büro und auch abends nach Feierabend auf dem Weihnachtsmarkt. Das Tagesgeschäft für meine anderen Kunden und Lizenznehmer muss schließlich weitergehen."

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Autor:

Lokalkompass Lünen / Selm aus Lünen

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