Fußball als Täuschung?

Ich bin ein großer Fußballanhänger und möchte es auch bleiben.Dennoch ist mir wie vielen anderen sicher auch über die Jahre nicht verborgen geblieben welch unrühmliche Machenschaften sich im Fußball hinter den Kulissen abspielen.Der spanische Profi Javi Poves hat, wie ich heute morgen las, deshalb für sich die Entscheidung getroffen seine Karriere zu beenden.
Einige solcher Rücktritte aus ähnlichen Gründen gab es hierzulande auch schon.Hat man vor dieser konsequenten Haltung nicht eher den Hut zu ziehen als sie als "KOMISCHE JUNGS" (Funktionärsstimme)zu bezeichnen?
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Madrid (dpa) - Ein Fußballspieler als Kapitalismuskritiker. Die Aussagen des spanischen Profis Javi Poves über Korruption, Geldgier im Fußball und seine bildungsfaulen Kollegen haben in seinem Heimatland viel Staub aufgewirbelt.

In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.

«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»

Poves, schon in der Vergangenheit ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, will nun ein neues Leben beginnen. Statt Fußball spielen will er lesen. Er misstraut den Medien und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. «Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken», sagt Poves. «Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.»

Der Verteidiger hat Jahre in der Gesellschaft anderer Profis verbracht. Von den meisten ist er enttäuscht. «Fast keiner interessiert sich für seine Umgebung. Es ist frustrierend, dass kaum ein Fußballer mal ein Buch zur Hand nimmt.» Aber, sagt er, es sei nicht ihre Schuld, sondern die des Bildungssystems.

Eltern würden ihren Kindern falsche Ideale mitgeben, sagt der junge Spanier. «Jedes Kind möchte heute ein Cristiano (Ronaldo) oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der Cristiano und Messi mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.» Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, meint Poves.

Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. «Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.»

Und Poves' Traum, als Fußballspieler eine bessere Welt zu sehen? «Wir müssen Tausende Stunden arbeiten um zu essen und unsere Politiker belügen uns. Ist das die Zukunft, die uns versprochen wurde? Wenn ja, dann will ich sie nicht.»

Bei Sporting Gijon wollte man Poves' plötzlichen Rücktritt nicht weiter kommentieren. «Er war schon immer ein etwas komischer Junge», sagte ein Funktionär, der nicht genannt werden möchte.

© sueddeutsche.de - erschienen am 12.08.2011

Autor:

Peter Eisold aus Lünen

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