BÜRGERSTIFTUNG ERKLÄRT STRASSENNAMEN
Familie Loe: Aufstieg, Fall und Erbe des Marler Adels

So sah Haus Loe aus: eine Zeichnung der Wasserburg im 17. Jahrhundert | Foto: Privat
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  • So sah Haus Loe aus: eine Zeichnung der Wasserburg im 17. Jahrhundert
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Wohl kaum eine Familie war so lange so eng mit Marl verbunden wie die Familie Loe. Die Marler Bürgerstiftung hat nun an gleich zwei Straßen Legendenschilder enthüllt, die über die lange und erstaunliche Geschichte von Familie und Haus Loe Auskunft geben.

Vertreter der Bürgerstiftung enthüllten gemeinsam mit der Alt-Marlerin Sylvia Eggers ein neues Zusatzschild an der Loestraße, direkt im Schatten von St. Georg. Benannt wurde die Straße nach der alten Wasserburg Haus Loe (oder „Strevelsloe“), zu der sie einst führte. Diese wiederum befand sich an der Hagenstraße, wo heute Gymnasium und Sportplätze liegen. Historiker Matthias Pothmann führt dazu aus: „Knapp zusammengefasst kann man sagen, dass das Haus Loe im 12. Jahrhundert von einer Adelsfamilie namens „Herren von Marl“ erbaut wurde. Schätzungsweise um 1360 kam die Familie von Loe in den Besitz von Burg und dazugehörigem Grundbesitz. Über die Jahrhunderte starben die männlichen Linien derer von Loe aus. Wegen gescheiterter Machtpolitik und finanzieller Nöte wurde der Besitz der Familie schließlich nach und nach versteigert, auch die Loemühle.“ Der Wahlspruch der Familie „Wer hoch hinaus will, kann tief fallen“ bekommt so eine doppelte Bedeutung. Die Mühle, Flurnamen wie „Loekamp“ und auch das Familienwappen „Krampe“, heute Teil des Stadtwappens, sind letzte Zeugen des Loeschen Erbes.

Die Familie von Krane erwarb 1807 Haus Loe mitsamt seinen Ländereien und Rechten. Unter anderem auch das Patronatsrecht, welches es der Familie Loe erlaubte, neue Kandidaten für das Amt des Pfarrers von St. Georg vorzuschlagen. Im März 1863 kaufte schließlich der Herzog von Arenberg die Wasserburg und ließ sie abreißen. Pothmann: „Die Marler Bauern und Bürger nutzten die Gelegenheit und nahmen Steine des Anwesens für private Bauten mit nach Hause. So fanden sich bis zum Zweiten Weltkrieg Abgrenzungssteine mit einem Löwenkopf an einem Haus in der Ophoffstraße wieder. Einfacher und günstiger konnten die Marler nicht an solche Baumaterialien kommen. Pragmatismus statt historischem Bewusstsein lautete die Devise.

Einzig der Schafstall blieb bis ins letzte Jahrhundert erhalten, er wurde zum Forsthaus umgebaut. Daran erinnert bis heute die Bezeichnung „Försterbusch“ an der Polizeiwache. Vom restlichen Anwesen derer von Loe ist jedoch nichts mehr im Stadtbild erhalten geblieben. Einzig der Name der Hagenstraße erinnert dort an den Adelssitz. Vorsitzende Uta Heinrich betont: „Umso wichtiger ist es deshalb, wenn mit den Schildern an der Hagenstraße auf die Geschichte des Hauses Loe hingewiesen wird. Bislang fand sich kein Hinweis vor Ort. Wir haben das geändert. So wird dieses wichtige Kapitel Marler Vergangenheit wieder etwas erlebbar.“ Der Straßenname leitet sich vom Hagen ab. Darunter verstand man den Teil des Areals, der durch Hecken und Wälle eingehegt, also eingerahmt, war und als Schutzanlage diente. Auch die Hagebutte als Dornpflanze hat hierher ihren Namen. Matthias Pothmann dazu: „Vielleicht mag es auch am Hagen gelegen haben, dass Haus Loe im Dreißigjährigen Krieg nie eingenommen werden konnte.“

Auch Heimatpreisträgerin Sylvia Eggers, die regelmäßig Stadtführungen anbietet, wusste einiges über Anekdoten und Geschichten der Loestraße und ihrer Anwohner zu berichten. Sie verriet vor Ort, dass die Loestraße von den Marlern lange „Moatstroot“ (Matschstraße) genannt wurde, da hier vor Einrichtung einer Kanalisation stets Abwässer entlangliefen. 1912 erhielt die sie ihren heutigen Namen. Neben alten Bildern von den einst vielen sehenswerten Fachwerkhäusern präsentierte Sylvia Eggers interessante Informationen. Sylvia Eggers: „An der Loestraße stand das erste Kino Marls ebenso wie die erste Apotheke im Ort. Die kurze Zeit später eingerichtete elektrische Straßenbeleuchtung war für das kleine Marl dann fast schon Luxus.“ Auch Ken Sheerins, Inhaber des beliebten Mulvany‘s Irish Pub an der Loestraße/Ecke Hochstraße, schaute bei der Enthüllung vorbei und freute sich über etwas Heimatkunde direkt vor der Haustür.

Bereits 26 Straßen sind von der Bürgerstiftung bisher unterschildert worden, für weitere Vorschläge und neue Schilder sucht die Stiftung stets nach Spendern. Weitere Informationen gibt es unter www.marlerbuergerstiftung.de

So sah Haus Loe aus: eine Zeichnung der Wasserburg im 17. Jahrhundert | Foto: Privat
Anwohner und Stiftung enthüllten das Zusatzschild der Loestraße | Foto: Privat
Autor:

Pasch Gregor aus Marl

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