Forschungsbeitrag 2020
Beethoven und das Lied aus der Muppet - Show

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1.Kapitel

Ist Mah-na-mah-na aus der Muppet Show die moderne Antwort auf Beethovens Klopfmotiv der 5. Sinfonie? Bei Alternativ-Hörern einer bestimmten Generation jedenfalls besitzen beide Kopfmotive einen extrem hohen Erkennungswert und stellen jeweils die Kurzform von klassischer Sinfonik bzw. Muppet-Show dar.
Vier Noten im gleichen Rhythmus eröffnen zwei Kompositionen, die nicht unterschiedlicher sein können und über deren höchst unterschiedlichen künstlerischen Wert nicht diskutiert werden muss. Immerhin wird hier der Inbegriff Beethovenscher Sinfonik mit einem wie ein Zufallsprodukt erscheinenden Trällerliedchen verglichen, das seinen Ursprung der Untermalung eines Sexfilmchens der 60er Jahre verdankt (Komponist: Piero Umiliani).

Schau‘n wir trotzdem einmal näher hin: Während Beethoven mit zwei Tonhöhen auskommt, gleitet „Mah-na-mah-na“ in Halbtonschritten zum tieferen Terzton und hält die vierte Note wesentlich kürzer. Beide Tonfolgen sind aber im tiefen Bereich angelegt, dann erst folgen höhere Stimmen. Für Mah-na-mah-na wie für die Fünfte waren diese winzigen Anfangsmotive für die Erinnerung an die Gesamtkomposition aber entscheidend.
Das Ta-ta-ta-taa als Versprachlichung des wuchtigen Kopfmotivs ist als Text von Beethoven natürlich nicht komponiert. Das Mah-na-mah- na als gleichbleibender call und die ebenso sinnfreien responses (doo, doo, doo, doo,doo) gelten aber schon als Text, ohne den – zusammen mit der optischen Darstellung durch die Puppen - das Stück niemals den Bekanntheitsgrad erreicht hätte.
Hermann Hesses Zauber, der allem Anfang innewohnt, muss bei unseren beiden Vierton-Motiven wohl in besonderem Maße gewirkt haben, wobei selbst ein strenggläubiger Beethoven-Verehrer zugeben wird, dass „Mah-na-mah-nah“ wesentlich höhere Anforderungen an eine korrekte gesangliche Wiedergabe stellt!

2. Kapitel

Der geringste Tonabstand, das kleinste Intervall unseres Tonsystems also, außer natürlich der Prim, ist die kleine Sekund. Und die stellt neben der rhythmischen eine weitere Parallele der beiden Motive dar.
Es handelt sich beim Beethoven-Motiv und seiner Wiederholung auf der Dominante eigentlich nämlich nicht um ein Vierton-Motiv. Vielmehr ist da ein Auftakt von drei kurzen, unbetonten („weiblichen“) Tonwiederholungen und dann ein langer betonter („männlicher“) Ton, das Es, eine große Terz tiefer. Dann rückt das Ganze nach unten in die Dominante. Die beiden Haupttöne der zwei Vierton-Folgen haben also den Abstand einer kleinen Sekund.
Das heißt, die eigentliche Substanz reduziert sich auf nur zwei engstmöglich benachbarte Töne (es, d).
Bei Mah-na-mah-na (in C-Dur) sind dies immerhin drei: fis, f, e. Der Auftakt besteht aus den drei unbetonten Tönen a,as,g. Denn das eigentliche Motiv ist das Heruntergleiten vom fis über f zum e. Zusammen sind das 6 Töne in Halbtonschritten.
Die Analyse zeigt, wie verblüffend einfach der Kern der beiden weltbekannten Motive strukturiert ist.

3. Kapitel (unvollendet)

Nachdem ich die beiden vorherigen Kapitel verfasst hatte, erfuhr ich von Matthew Guerrieris tollem Beethovenbuch „“The first four notes“. Dort bringt er das Klopfmotiv mit allem Möglichen in Verbindung, so z. B. mit dem antiken Versfuß paeon quartus, bei dem auf drei kurze Silben eine lange folgt.
Dieser Versfuß, sagt der Mann aus Massachusetts, würde in gewisser Weise dann auch noch auf den Anfang der Marseillaise passen, wenn man davon absieht, dass es da mehrere gleichlange Silben sind, die auf den (punktierten) Dreier-Auftakt folgen.
Die Versprachlichung des paeon quartus war uns allen hinlänglich von Schindlers „Ludwig-steh-auf!“ vorgegeben. (Klopfmotiv als „Weckklopfen“)
Firla meinte, man könne spaßeshalber – Beethoven liebte Späße – auch ruhig mal „Mah-nah-mah-naah!“ unterlegen.
Jetzt bietet Guerrieri uns eine würdigere an. Wissentlich oder unwissentlich lehnte sich Martin Luther King an den Beethovenschen paeon quartus an, als er immer wieder die berühmten Worte ausrief:

„I had a/dream…“

Im Übrigen wird Beethoven in der Muppet-Show direkt thematisiert. Die wunderbare Sequenz: Rowlf plays Beethoven's "Pathétique"(Reprise) while Bust of Beethoven falls asleep.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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