Premiere von „Clowns unter Tage“ im Theater an der Ruhr
„Glückauf, der Steiger geht“

Ein vielsagende Szene zum Abschluss der Inszenierung. Auf Rollbrettern sind die Clowns zu einem Kreis zusammengefügt. Das kann bedeuten, dass sich die Welt zwar im Kreis dreht, aber ohne das Zusammenhalten nichts geht.         Foto: F. Maron
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  • Ein vielsagende Szene zum Abschluss der Inszenierung. Auf Rollbrettern sind die Clowns zu einem Kreis zusammengefügt. Das kann bedeuten, dass sich die Welt zwar im Kreis dreht, aber ohne das Zusammenhalten nichts geht. Foto: F. Maron
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Aller guten Dinge sind drei. Das trifft jetzt um wahren Sinn des Wortes auf das Theater an der Ruhr zu. Nach „Clowns 2 ½“ und „Clowns im Sturm“ lässt Roberto Ciulli „seine“ Clowns jetzt in die Tiefe gehen. Im übertragenen Sinn wie auch im wahren Sinn des Wortes.

Der letzte Teil der beliebten Trilogie feiert mit „Clowns unter Tage“ am Samstag, 24. November, seine Mülheimer Premiere, nachdem es bereits im Sommer bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen die gefeierte Uraufführung gab. Das Stück aus der Feder von Ciulli in der musikalischen Einbettung durch Matthias Flake spannt den Bogen vom bewegten und bewegenden Leben der Kumpel im Revier, dem unwiderruflichen Ende des Steinkohlebergbaus hin zum Humor und zur Absurdität der Clowns.

Liebeserklärung und Fundamentalopposition

In die „Liebeserklärung an den Bergbau und die Region“ baut Mülheims Theaterchef zugleich die dunklen Seiten des jetzt endgültig zu Ende gehenden Steinkohlebergbaus ein. Gedanken an Kinderarbeit im Pütt, da die Kleinen ja viel besser durch die engen Stollen und Minen kriechen konnten, an Ausbeutung und die Gesundheit aufs Spiel setzen, machen sich breit.
Tote, Explosionen und Leid gehören zur Geschichte des Kohleabbaus. Die Glorifizierung des Bergbaus nach dem klangvollen Motto „Und er hat sein helles Licht bei Nacht“ wird in die Realität zurückgeholt und ruft Widersprüche hervor. Nicht zuletzt deshalb ist „Clowns unter Tage“ auch ein bisschen auf die Bühne geholte Fundamentalopposition gegen unhaltbare Zustände in der Region und der Welt.

Der Bergbau indes behält seine Nachhaltigkeit. Dramaturg Helmut Schäfer: „Die Industriehallen von früher sind heute Tempel der Kultur.“ Und die Bergmannskultur setzt weiterhin Stempel in unser gesellschaftliches Miteinander. Seinerzeit wurde aus der Zwangsgemeinschaft unter Tage, wo sich jeder auf jeden verlassen musste, nach Schichtende eine Solidargemeinschaft quer durch alle Nationalitäten und Kulturen. Zwar sterben Bergmannschöre und -kapellen, Bandoneonorchester oder Brieftaubenzüchter weitgehend aus, der Wunsch des „Einer für alle, alle für einen“ als Bestandteil des Kumpellebens setzt sich fort.

Die schwarze Maske des Harlekins

Anleihen an das „Orpheus in der Unterwelt-Thema“ sind erkennbar. Ciulli selbst selbst spielt in „Clowns unter Tage“ den Hüter der Unterwelt, spricht eindringliche Sätze. Ganz im Gegensatz zu den Clowns, die der Gesellschaft den Narrenspiegel weitgehend sprachlos, dafür aber singend, musizierend und spielend vor Augen halten. Die dunklen Seiten des Bergbaus und Welt, das durch die Kohle geschwärzte Gesicht der Kumpel wird in Ciullis Inszenierung durch die schwarze Maske des Harlekins unterstrichen. Das Stück ist eine Mischung aus Rückblick, Wertung, Ausschau, Schelte und Kritik. Nicht zuletzt ist es eine Hommage an den Bergbau.

INFOS 

Das Theater an der Ruhr hat mit seinem Gebäude an der Akazienallee übrigens auch räumliche Bezüge zur Bergbaugeschichte. Das Haus wurde vor 130 Jahren als Sanatorium für Kinder erbaut. Viele von ihnen kamen aus Bergbaufamilien und litten unter Mangelerscheinungen. Die Bergmänner ihrerseits verlegten Jahre später Leitungen von einer in der in der Zeche Alstaden entdeckten salzhaltigen Quelle zum Raffelberg. Dort wurde dann 1909 das Solebad eröffnet.

Nach der Premiere am 24. November wird „Clowns unter Tage“ in diesem Jahr noch am 30. November sowie am 9., 15. und 30. Dezember aufgeführt. Karten unter 0208 / 599 01 88.

Ein vielsagende Szene zum Abschluss der Inszenierung. Auf Rollbrettern sind die Clowns zu einem Kreis zusammengefügt. Das kann bedeuten, dass sich die Welt zwar im Kreis dreht, aber ohne das Zusammenhalten nichts geht.         Foto: F. Maron
Die Clowns sind größtenteils sprachlos, aber musizierend, singend und spielend in Szene gesetzt.       Foto: J. Schmitz
Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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