Angetreten, Zirkeltraining!

Der Tag, an dem Bernd Dörr in einem Hinterhof eine alte Turnmatte und das Leder eines Turnkastendeckels fand, war sein regelrechter Glückstag: Seitdem fertigt er hochwertige Retro-Accessoires aus dem Leder alter Sporthallengeräte und aus Turnmatten an.

Beim Stichwort Zirkeltraining mag der ein oder andere Sportmuffel das Weite suchen und ist froh, den leidigen Schulsport hinter sich zu haben. Immerhin endete ein Sprung über Bock oder Pferd trotz Matte nicht immer sanft.
So wäre vermutlich jeder an einer alten Turnmatte mit aufgerissenen Nähten und dem Leder eines Turnkastendeckels vorbei gelaufen – nicht so Bernd Dörr.

„Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Ersatzteilhändler, als ich im Hinterhof Turnmatte und Deckel entdeckte.“ Prompt war die Idee geboren, aus diesen Materialien Taschen zu fertigen; jetzt musste nur noch der Besitzer her. „Es stellte sich heraus, dass ein gerade eingezogener Reparaturbetrieb für Sporthallengeräte die Gegenstände ausrangiert hatte und ich sie mitnehmen durfte.“ Dörr machte sich schnurstracks auf den Rückweg und setzte sich an die Nähmaschine: Das erste Produkt war eine Laptopschutzhülle im typischen Turnmattendesign mit Lederecken.

Erste Kreationen aus Planen

Dies geschah an einem verregneten Mittwoch im Jahr 2007. Doch bereits elf Jahre zuvor hatte Bernd Dörr damit begonnen, aus einem Hobby heraus Taschen aus alten LKW-Planen zu entwerfen. Als damaliger Transportunternehmer stand er in engem Kontakt zu seinem Onkel, der einen Planmacherbetrieb in Oberhausen führt. „Schon damals wurden aus Planen Werkzeugtaschen gemacht. Meine ersten Erfolge waren Schallplattentaschen und Einkaufsshopper.“

Taschen aus Turnmatten

Recyceltes Sportgeräte-Leder und Turnmatten sowie LKW-Planen sind jedoch nicht die einzigen Materialien, mit denen Bernd Dörr arbeitet. So hat er auf einer Asienreise Reissäcke mit verschiedenen Motiven entdeckt, die er zu Taschendeckeln verarbeitet. Der Verkaufsrenner bei Frauen ist unter anderem die KULTBAG™ aus DDR-Luftmatratzen. Weitere Materialien sind Bundeswehrwolldecken, Schweizer Armee Wolldecken und Postsäcke.

Mittlerweile designt Dörr unter der Marke Zirkeltraining™ auch Möbel, die seit diesem Jahr zum Verkauf stehen. „Zunächst haben wir Schränke für Eigenzwecke gefertigt – als Präsentationsraum für unsere Taschen auf Messeständen. Hin und wieder haben wir auch Kasten oder Hocker direkt verkauft; die Nachfragen sind in den letzten vier Jahren deutlich gestiegen.“ Nun werden alte und ausgediente Turn- und Sportgeräte zu alltäglichen Möbelstücken wie Bänken, Hocker, Truhen und Schränken restauriert und überarbeitet.

Produkte sind streng limitiert

Wer sich selber ein Bild davon machen möchte, wie schön Zirkeltraining sein kann, der besucht das Unternehmen im Internet unter http://www.zirkeltraining.biz/. Einen Shop gibt es nicht, denn die Produkte sind aufgrund der geringen Materialverfügbarkeit streng limitiert und Unikate. Allerdings sind die Adressen aller deutschen Händler aufgeführt. „Die Leute müssen sich die Artikel eben doch sportlich erkämpfen“, erklärte Dörr schmunzelnd.