Gerontopoetische Erbauungsliteratur oder
Neue Gedichte für Alte

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Haferschleim
Komm, lass uns zusammen Pommes knabbern
mit rotem Ketchup uns besabbern.
Denn bald schon sitzen wir im Heim
bei Zwieback oder Haferschleim!

Bodensee
Wie gut, dass es mich morgens juckt,
und in meiner Schulter zuckt,
wie schlecht, wenn’s das nicht täte,
so wie bei Tante Käthe
und ihrem Heinz vom Bodensee,
vor deren beider Grab ich steh.

Über allem
Der alte Mensch, das ist bekannt,
geht erst mal in den Ruhestand.
Ist er begabt mit Geld und Witz,
wählt er sich einen Ruhesitz.
Es folgt, am Ende seiner Tage,
die letzte sanfte Ruhelage.
Wenn so am tiefsten ist die Ruh',
dann kommt die ewige dazu,
bei der man mit der Seele lebt
und plötzlich über allem schwebt.

Am Hals
Wer zuviel nickt,
wer zuviel schüttelt,
des Halses Wirbel arg zerrüttelt.
Such die Extreme keinesfalls,
du hast Probleme sonst am Hals!

Etwas bleibt
Es hat sich viel geändert
bei mir und um mich rum,
nur eins ist gleich geblieben:
mein Geburtsdatum!

Einbruch 
Dunkelheit, du liebe Zeit,
bist eine Kriminelle,
du brichst am frühen Abend ein
und raubst dem Tag das Helle!

Rückst sie morgens wieder raus,
Früher oder später,
Du, meine liebe Dunkelheit,
du bist ein Serientäter!

Generation
Ich bin
Was ich werde:
Erde. 
Du bleibst
Was du bist:
Mist.
(Kein Grund zur Beschwerde:
Du düngst doch die Erde.)

Julior
Lebenslange Jugend hab ich verpasst,
ich bin erst im Juli geboren.
Wie leicht fiele mir des Alters Last,
zählte ich zu den Junioren!

Bei den Maioren wollt ich nie sein,
da hätte ich auch nichts verloren.
Ich füge ich mich in mein Schicksal ein
und bleib bei den Julioren!

Der innere Halt
Du gibst mir allzeit inn'ren Halt,
bewahrst mich vor dem Kollabieren,
verleihst dem Leben die Gestalt
beim Menschen, so auch bei den Tieren.

Du wirst mein Leben überdauern,
nichts wär' ich, wenn ich dich nicht hätt'.
Denk ich an dich, muss ich erschauern,
ich danke dir, mein liebes Skelett!

Der Pfützenhimmel
Ich liebte einmal eine Pfütze,
war mir als See für's Schiffchen nütze.
Oh, wie ich schiffte voller Stolz
erst aus Papier und später Holz.

Hockend war ich da versunken
und bin trotzdem nie ertrunken.
Denn Pfützen, nicht nur wenn man klein,
fangen ein Stück Himmel ein.

Franz B. Firla

Foto: Franz B. Firla
Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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