Kommunalpoltisches Planspiel der Willy-Brandt-Schule endete mit „eigener“ Ratssitzung
„Ohne Jugend ist kein Staat zu machen“

Bei der Jugend-Ratssitzung waren die Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Schule mit Eifer dabei. Sie zeigten Sachkenntnis, Wortwitz und gaben den "richtigen" Stadtverordneten manche Anregung mit auf den Weg.    Fotos: PR-Foto Köhring/SM
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  • Bei der Jugend-Ratssitzung waren die Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Schule mit Eifer dabei. Sie zeigten Sachkenntnis, Wortwitz und gaben den "richtigen" Stadtverordneten manche Anregung mit auf den Weg. Fotos: PR-Foto Köhring/SM
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Kommunalpolitik findet vor der eigenen Haustüre statt. Das haben jetzt Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Schule in Projekttagen und einer „eigenen“ Ratssitzung erfahren. Zugleich haben sie den „richtigen“ Stadtverordneten mit auf den Weg gegeben, was denn einmal dringend in Angriff genommen werden sollte.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hatte dafür gesorgt, dass die Jahrggangsstufe 10 in die Stadtpolitik hinein „schnupperte“, die Theorie mit Gemeindeordnung, Antragswesen und Gremienstruktur kennenlernte, vor allem aber Praxis und Realität mit Leben füllten. „Für die meisten von ihnen war Kommunalpolitik ein Buch mit sieben Siegeln“, sagt Klassenlehrer Sebastian John. Einige hätten letztlich aber sogar richtig „Blut geleckt und Lunte gerochen“.

Der Besuch der Februar-Ratssitzung war ein erster Höhepunkt, zumal die Willy-Brandt-Schüler da mitten in die Demo gegen die Grundsteuererhöhung gerieten. Schüler Elias Ruß : „Da ging ja richtig die Post ab. Die haben sich ja teilweise angekeift wie im Bundestag.“ Aber die Sachdiskussionen seien auch nicht schlecht gewesen. Und genau diesen hatten sich die Jugendlichen gewidmet. Ihre Arbeitsergebnisse, aufgeteilt in Fraktionen, brachten sie nun in „ihre“ Ratssitzung ein. „Richtige“ Ratsmitglieder hatten die Schüler vorher fit gemacht.

"Blut geleckt und
Lunte gerochen"

„Gekeift“ wurde dabei auch, vieles abgelesen und gebetsmühlenartig heruntergeasselt, aber so manche spontane Äußerung im „Schüler-Stadtrat“ war dermaßen treffend und überraschend zugleich, dass oft lautes Lachen die Runde machte. Die Atmosphäre im Ratssaal war locker. Es war halt ein „Plan-SPIEL“. Die verschiedenen Fraktionen hatten sich auf Themen gestürzt, die ihnen besonders am Herzen lagen. Es ging um fehlende Zebrastreifen an der Willy-Brandt-Schule, um die Verkehrssituation an der Mellinghofer Straße, um die Verbesserung der Bus- und Bahnanbindungen und die „unsäglichen Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr“.

Die jungen „Ratsmitglieder für einen Tag“ nahmen die „Eltern-Taxis“ vor der Schule aufs Korn oder forderten ein städtisches „Internet-Portal für Schüler-Jobs“. Kämmerer Frank Mendack, der in der Schüler-Ratssitzung die Position der Verwaltung vertrat, musste sich von Maya Bitter anhören: „Warum klappt das in Mülheim nicht, wenn's in Oberhausen schon längst erfolgreich praktiziert wird?“ Auch in der Realität hat die Verwaltung halt nicht immer auf Anhieb eine Antwort parat. Mayas Mitschüler aus den anderen Fraktionen bekamen ebenfalls einen spontanen Seitenhieb ab: „Wenn man keine Ahnung hat, sollte man keine Anträge stellen.“

Plädoyer für ein
lebendiges Theater

Bürgermeisterin Margarete Wietelmann, die die fiktive Ratssitzung leitete, lachte laut: „Wie im richtigen Leben.“ Dann wurde es emotional. Von Schülern, die „normalerweise“ andere kulturelle Interessen haben, gab es ein eindeutiges Bekenntnis zum Theater an der Ruhr und den jährlichen kommunalen Zuschuss. „Wir wollen nicht, dass das Theater vielleicht sogar irgendwann wegen fehlender Gelder geschlossen werden muss. Wir wollen kein totes, sondern ein lebendiges Theater“. Die Worte von Tom Bober und Dana Hillebrand, Elias Ruß, Luca Stapf oder Nick Eßeling wurden abgewogen und lebhaft disktutiert, ehe man sich mit großer Mehrheit gegen die Streichung des Theater-Zuschusses aussprach.

Zum Abschluss der Jugend-Ratssitzung und somit des Gesamtprojekts gab es für jeden der Willy-Brandt-Schüler ein Zertifikat. „Ich habe mich zwar nie groß zu Wort gemeldet, aber Spaß gemacht hat das schon. Jetzt habe ich etwas mehr Durchblick, wenn es um Entscheidungen in Mülheim geht“, stellt Schüler Leon ter Wiel fest.

Mitmachen, wenn man
was erreichen will

„Wir werden das Ganze natürlich noch im Unterricht auf- und nacharbeiten“, erläutert Sebstian John, der aber schon ein erstes Fazit zog: „Manchen Schülern ist bewusst geworden, dass man, wenn man vor Ort was erreichen will, sich aktiv einbringen muss.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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