Schneller im Einsatz

Am Dienstag wird die neue Feuerwache eingeweiht. | Foto: Jiri Kollmann
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Reges Treiben herrscht auf dem großen Hof zwischen den Hallen der neuen Hauptfeuerwache an der Duisburger Straße. Feuerwagen voll gepackt mit Kisten und Gerätschaften aus der alten Wache fahren vor, der Wagen einer Möbelspedition biegt ein, zwischendurch verirren sich einige neugierige Radfahrer auf das Gelände. Der Umzug ist fast beendet, am kommenden Dienstag wird die neue Feuerwache offiziell mit einer Feier eröffnet.
Riesig wirkt das Gebäude der neuen Hauptfeuerwache an der Duisburger Straße im Vergleich zur alten Wache an der Aktienstraße. Aber eines betont Sven Werner, Stellvertretender Leiter der Mülheimer Berufsfeuerwehr sofort: „Wir haben fast alles, was es in diesen Gebäuden gibt, auch in der Wache an der Aktienstraße gehabt. - nur unter unzumutbaren Zuständen.“
Das mag man beim ersten Rundgang in der neuen Wache kaum glauben. Rund 85 Fahrzeuge sind in den Hallen untergebracht, die in einem Karree um den großen Innenhof führen. Aber während an der Aktienstraße die Wagen teils in drei und mehr Reihen hintereinander standen und bei Ausfahrten erst rangiert werden mussten, haben nun jedes Einsatzfahrzeug, ja sogar die beiden Rettungsboote einen eigenen Platz direkt hinter einem Rolltor.
Abgas- und Druckluftschläuche hängen an jedem Platz von der Decke und werden an die parkenden Wagen angeschlossen. „In der alten Wache hat es bis zu einer Minute gedauert, bis genügend Druckluft da war und die Wagen startklar waren. Jetzt kann es immer sofort losgehen“, erklärt Sven Werner. Alles ist luftiger angelegt, die Besatzung muss sich nirgendwo mehr durchzwängen, um in die Wagen zu steigen. Die Einsatzfahrzeuge können zwei Abfahrten wählen: Über die Xantener Straße oder über die Duisburger Straße. Hier werden im Bedarfsfall die Ampeln bis Kirchstraße und Mühlenbergstraße reguliert, sodass die Fahrzeuge zügig und ohne Martinshorn aus der Wache fahren können. So sei man deutlich schneller an den Einsatzorten, das kann Sven Werner schon sagen.
Neu in der Wache sind die Sozialräume, die sich oberhalb der Fahrzeughallen befinden. Endlich gibt es Umkleideräume mit Sanitäranlagen für die rund 170 Feuerwehrmänner - und für die Frauen jetzt auch, die bis dahin nur in Heißen ihren Dienst tun konnten. Ruheräume mit ein bis zwei Betten, Küche, Kantine und Dachterasse bieten Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten - „schließlich verbringen die Einsatzkräfte ein Drittel ihres Lebens hier“, betont Werner. Ein Fitnessraum, eine Sporthalle und ein kleiner Sportplatz runden das Angebot für das Personal ab. Auch die Rutschstangen fehlen nicht. Sie sind neben jedem Treppenhaus in eigenen Schächten zu finden. Denn das ist immer noch der schnellste Weg nach unten.
Die Erleichterung und Freude über die neuen Möglichkeiten sind Werner anzusehen: „An der Aktienstraße war kein menschenwürdiges Arbeiten möglich. Jetzt endlich können wir nicht nur die gesetzlichen Auflagen erfüllen, sondern unserem Personal auch vernünftige Arbeitsbedingungen ermöglichen“.
Weiter geht es zu den Atemschutzübungsräumen. Über mehrere Zimmer erstreckt sich eine Übungsstrecke, die jeder Feuerwehrmann einmal im Jahr unter Atemschutz absolvieren muss: Neben Fitnessübungen geht es durch ein Käfiglabyrinth unter erschwerten Bedingungen: im Stockdunkeln und bei 50 Grad Hitze.
Vor Kopf des Karrees liegen die Werkstätten und der 23 Meter hohe Schlauchturm, in dem die neuen Schläuche getrocknet werden. Aber wie hat das alles vorher in die Gebäude an der Aktienstraße gepasst? „Die alte Wache war vollständig unterkellert, auch der Dachboden wurde genutzt. Aber es war oft sehr umständlich, zum Beispiel Löschschaumfässer aus dem Keller zu wuchten. Der Schlauchturm war eine Fehlkonstruktion wegen mangelnder Durchlüftung. Viele Einsatzgeräte wurden draußen gelagert und waren der Witterung ausgesetzt“, zählt Werner auf. Nun habe man mehr Platz und sei moderner ausgestattet - teilweise jedenfalls, denn auch die alte Maschine aus dem Jahr 1943 verrichtet in der Schreinerei immer noch anstandslos die Arbeit.
Das Gebäudekarree wird hinter den Werkstätten abgeschlossen durch ein eigenes Haus für die Freiwillige Feuerwehr, die nun hier ihren zweiten Löschzug stationiert hat. Daneben stehen ein Brandhaus und ein alter Kesselwagen der Bahn. „Das hatten wir vorher nicht. Jetzt können wir unter realistischen Bedingungen Häuserbrände und Leckagen bei Gefahrengut trainieren“, erklärt Sven Werner.
Ebenfalls in der Feuerwache sind Räume für eine Stabsstelle eingerichtet worden, die im Notfall Großeinsätze koordiniert. Die Stabsstelle benutzte früher Räume in der alten Augenklinik.
Kritik an der Größe der Feuerwache kann Sven Werner nicht nachvollziehen: „Jeder Platz in den Hallen ist besetzt, und wir haben endlich die notwendigen Bedingungen für unser Personal. Auch in den Nachbarstädten haben die Wachen diese Dimensionen. Hagen zum Beispiel, die zusätzlich noch 16 Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr haben. Oder Essen, das zwar größer ist, aber wo es neben der großen Hauptwache noch acht weitere Wachen gibt. Wir haben nur zwei Standorte“.
Hintergrund: In der Projektentwicklungsgesellschaft SMW GmbH haben sich Sparkasse und Wohnungsbaugenossenschaft MWB zusammengeschlossen. Sie hat das ehemalige Bahngelände erworben und die Hauptfeuerwache für die Stadt gebaut, die 15 Jahre lang Miete zahlen wird. Insgesamt 34 Millionen Euro wurden investiert. Die Bauzeit betrug 13 Monate. Am 6. September begann der Umzug aus der alten Wache an der Aktienstraße, am 21. September ist offizielle Eröffnung der neuen Hauptwache. Sie hat eine Gesamtfläche von 22.000 Quadratmetern, Nutzfläche davon sind 19.000 Quadratmeter.

Am Dienstag wird die neue Feuerwache eingeweiht. | Foto: Jiri Kollmann
Zwei Wochen dauerte der Umzug von der Aktienstraße zur Duisburger Straße. | Foto: Jiri Kollmann
Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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