Fotoausstellung Ludwiggalerie Schloß Oberhausen
Linda McCartney - The Sixties and more

Fotografin unter Musikern: "Linda McCartney – The Sixties and More“  in der Ludwiggalerie Schloß Oberhausen
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Die Ausstellung zu Linda McCartney, der Fotografin unter Musikern, ist nun zum 2. Mal in der Ludwiggalerie im Schloß Oberhausen zu sehen. Denn kaum war zu Beginn des Jahres 2020 die Ausstellung eröffnet, musste sie auf Grund des harten Lockdowns coronabedingt wieder schließen. Pech, denn die Resonanz war bis dato sehr groß und da es unzählige Nachfragen auf eine Wiederholung gab, nun also die 2. Chance auf einen Besuch. "Linda McCartney - The Sixties and more" hat es verdient.

Fällt der Name Linda McCartney, denkt man sofort an die Ehefrau des Ex-Beatles Paul McCartney. Vielleicht erinnert man sich auch daran, daß sie am Keyboard in der Band Wings zusammen mit ihrem Mann Paul spielte. Weniger bekannt ist, daß sie eine hervorragende Fotografin war. Sie gehört zweifelsfrei zu den ganz großen Fotografinnen, die die aufblühende Rock-Ära der späten 1960er Jahre ablichtete.

Fotografiert hat Linda Eastman (1941-1998) immer schon gern. Aus Interesse wird Leidenschaft, sie wird die Kamera zeit ihres Lebens nicht mehr aus der Hand geben. Aus gutem Hause stammend, studiert die Amerikanerin zunächst Kunstgeschichte an der Universität in Arizona. Als Fotografin bleibt sie Autodidaktin, auch wenn sie einen renommierten Fotokurs belegt. Zunächst ist es wichtig, sich selbst und ihre kleine Tochter nach ihrer Scheidung durchzubringen. Parallel zu ihrer Arbeit im Büro eines Hochglanzmagazins in New York, geht sie regelmäßig in die Fotografieabteilung des Museums of Modern Art, die seiner Zeit von Edward Steichen gegründet wurde und den sie als ihr Fotografen-Idol bezeichnet.

Ihre Karriere als Fotografin beginnt dann eher ungewöhnlich. Im Büro öffnet sie die Presseeinladung zu einer Promotionparty der Rolling Stones, die auf einem Schiff auf dem Hudson River ihr neues Album vorstellen wollen. Kurzerhand geht sie ohne Rücksprache selbst dorthin und wird tatsächlich als einzige Fotografin unter Journalisten auf das Schiff gelassen, wo sie munter auf den Auslöser drückt und ihr ungezwungene Fotos der Rolling Stones gelingen. Da die Journalisten zwar ihre Texte aber keine eigenen Fotos haben, werden ihre Bilder zum Renner. Dieser Nachmittag Mitte der 1960er Jahre ist der Start ihrer Fotokarriere in der Musikszene.

Sie liebt diese Musik und taucht unmittelbar in die Szene von Rock und Pop hinein. Sie begegnet den Musikern, viele von ihnen stehen erst am Anfang ihrer Karriere, auf Augenhöhe. Sie ist ein Teil von ihnen und so gelingen ihr Fotos in unbekümmerter, legerer, freundschaftlicher Atmosphäre.
„Es waren die Zeiten, als Jimi Hendrix aus heiterem Himmel in mein Apartment geschneit kam und ich mit Jim Morrison in Chinatown zum Essen ging. Einmal kaufte ich mit Janis Joplin Erdnussbutter für ein mitternächtliches Festmahl, ein andermal kurvte ich mit Jackson Browne mit der U-Bahn durch die Stadt.“

Janis Joplin, Jimi Hendrix, Nico und Brian Jones, The Doors und The Who, Aretha Franklin und Bob Dylan, sie bekommt sie alle vor die Linse, natürlich und ungezwungen und häufig auch mit großer Dynamik. Es sind vor allem diese Fotos der Musikstars der späten 1960er Jahre, die bis heute das Bild dieser sich von moralischer Etikette befreienden Zeit widerspiegeln. Die Ausstellung zeigt mit den Fotos aus den Sixties eindringliche Momente dieser intensiven musikalischen Ära.

In der Ausgabe von 1974 sind Linda und Paul McCartney zusammen auf dem Cover des Magazins Rolling Stone. Aus der Frau hinter der Kamera ist die Frau vor der Kamera geworden. Blick in die Ausstellung "Linda McCartney - The Sixties and more"
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Schon etabliert in der Szene trifft sie natürlich auch auf die Beatles und auf Paul. Ihre Heirat im März 1969 bedeutet erstmal das Ende ihrer Karriere als Fotografin. Aus der Frau hinter der Kamera wird die Frau vor der Kamera. Aber sie verzichtet nicht auf das Fotografieren. Es entstehen einfühlsame Familienporträts, die das ganz private Leben der McCartneys zeigen. Diese Familienfotos werden nun zusätzlich durch weitere Polaroidaufnahmen ergänzt.

Linda und Paul sind häufig auf Reisen. Unter dem Titel Roadworks veröffentlicht sie einen Bildband mit Straßenaufnahmen aus aller Welt. Die Fotos zeigen keine Stars sondern ganz normale Menschen in Momentaufnahmen. Linda fotografiert liebend gern aus dem fahrenden Auto. Mit sicherem Blick für Situationskomik, aber auch mit Empathie hält sie kleine Besonderheiten fest. Ebenso gern experimentiert sie in ihren Fotoarbeiten. Sie erstellt sogenannte Sunprints. Fotopapier wird durch das Tageslicht unter Einsatz von Mineralien und Salzen belichtet. Vom Stillleben über Porträts und Landschaftsaufnahmen bis zu Collagen und Arrangements reizt sie das Spiel mit dem Licht aus.

In einem eigenen Ausstellungsbereich wird zusätzlich zu den Fotografien auch auf die Gestaltung von Plattencovern, die sich ab der Mitte der 1960er Jahre ebenfalls grundlegend verändert, eingegangen. Ikonische Designs wie Hipgnosis‘ The Dark Side of the Moon für Pink Floyd, Klaus Voormanns Revolver für die Beatles oder Andy Warhols Sticky Fingers für die Rolling Stones haben heute Kultstatus. Eine schöne Idee ist es, mit Hilfe eines eigens für die Ausstellung zusammengestellten Soundwalk auch musikalisch in die Zeit der Sechzigerjahre einzutauchen. Beim Betrachten der Fotos und Cover hat man die Musik sowieso schon bruchstückhaft im Kopf.

Blick in die Ausstellung "Linda McCartney - The Sixties and more"
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Die Fotografie begleitet Linda McCartney ihr Leben lang. Als Musikerin spielt sie bei den Wings. Als überzeugte Vegetarierin veröffentlicht sie Kochbücher und gründet ihre eigene Firma, die vegetarische Gerichte vertreibt. Damit ist sie ihrer Zeit weit voraus. Linda McCartney stirbt 1998 mit 56 Jahren an Brustkrebs.
"...she simply was one of the best photographers of our generation." so Paul McCartney.

Die Ausstellung wurde erarbeitet mit der Stiftung „Reichelt und Brockmann Art Foundation“ Mannheim.

Zur Ausstellung „Fotografin unter Musikern: Linda McCartney – The Sixties and more“ ist ein Booklet mit einem Text von Dr. Christine Vogt erschienen und im Museumsshop erhältlich.

Laufzeit der Ausstellung: vom 15. Mai - 11. September 2022
Eröffnung am Samstag, 14. Mai 2022 um 19:00 Uhr
Weitere Infos zum Besuch der Ausstellung und zum Rahmenprogramm unter www.ludwiggalerie.de

Die Fotos entstanden bei der Vorpräsentation.
Mehr Informationen in den Bildunterschriften.
Viel Freude beim Anschauen!

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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