„In 80 Jahren gibt es keine Landwirtschaft mehr“

Auf dem Milchviehbetrieb von Rudolf Troost (links) und seinem Bruder Friedhelm (dritter von links) zog die Kreisbauernschaft Mettmann eine Bilanz der diesjährigen Ernte, die unter extremen Wetterbedingungen litt. | Foto: Ulrich Bangert
  • Auf dem Milchviehbetrieb von Rudolf Troost (links) und seinem Bruder Friedhelm (dritter von links) zog die Kreisbauernschaft Mettmann eine Bilanz der diesjährigen Ernte, die unter extremen Wetterbedingungen litt.
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Bauern klagen über den Klimawandel und den Flächenverbrauch im Kreis

Alle reden über das Wetter  – vor allem die Landwirtschaft, denn das war das große Thema in den vergangenen Monaten. „Bereits im vorigen Jahr hatten wir Probleme bei der Aussaat des Wintergetreides“, berichtete Josef Aschenbroich. Der stellvertretende Vorsitzende der Kreisbauernschaft Mettmann gab bei der Erntepressekonferenz auf dem Hof der Familie Troost einen detaillierten Überblick über den Witterungsverlauf: „Im August des vergangenen Jahres waren die Böden viel zu nass und schwer.“ Nach dem zu feuchten Herbst hofften die Bauern auf einen normalen Winter. „Davon konnte keine Rede sein, dann kam von einem auf den anderen Tag die Kälte.“ Es war bis Mitte April kalt, das Wetter schlug um, kaum Regen, aber zu warm. „Da ging die Dürre schon los“, so der Landwirt, der zusehen musste, wie die Wintersaaten förmlich explodiert sind. Der Raps blühte nur ganz kurze Zeit und entwickelte weniger Schoten.
"Im Juni sprachen wir von richtiger Dürre, das Getreide wurde in der Hitze regelrecht abgekocht, Ende Juni begann bereits die Gerstenernte.“ Als ein weiteres Problem erwies sich die Verteilung der Niederschläge. „In einer Gemarkung gab es dort Wasser, und an anderer Stelle nichts.“

Für die Landwirte der Kreisbauernschaft, zu der auch die benachbarten Großstädte zählen, ergibt sich kein einheitliches Bild bei der Ernte: „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen, den Schnitt der vergangenen Jahre haben wir nicht erreicht“, bilanziert Martin Dahlmann, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer und Kreisvorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann. „Ob wir eine gute oder schlechte Ernte hatten, das interessiert den Markt nicht, unsere Erlöse hängen von globalen Bedingungen ab“, beschreibt Josef Aschenbroich die Situation. Nach einer nicht so tollen Rapsernte hoffte er auf einen stabilen Preis, doch der fiel um zehn Prozent. „Weil Trump mit seinen Zöllen China vergraulte, nahmen die kein amerikanisches Soja ab, das von der Europäischen Union aufgekauft wurde, deshalb fielen bei den Ölfrüchten die Preise.“

Bei den Zuckerrüben wird mit einer Katastrophe gerechnet: „Die Ernte wird 30 Prozent unter dem Durchschnitt ausfallen, gleichzeitig hat der Weltmarktpreis für Zucker einen Tiefstand erreicht.“
Nicht viel besser ging es den Milchvieh-Haltern, denen das Futter knapp wurde. „Der erste Schnitt war noch normal, danach kam kaum Feuchtigkeit“, so Martin Dahlmann. „Bei 38 Grad gab es ab dem 15. Juli auf den Weiden nichts zu fressen, die Kühe wollten nicht mehr aus dem Stall raus und bekamen den Wintervorrat“, schildert Friedhelm Troost die Situation auf seinem Hof. Noch etwas hat den erfahrenen Landmann überrascht: "Ich habe es noch nie erlebt, dass der Boden kein Wasser nachliefern konnte.“

Neben dem Klimawandel bewegt die Bauern der zunehmende Verbrauch von Freiflächen. „Pro Tag gehen 15 Hektar plus Ausgleichsflächen verloren. Wenn das so weiter geht, gibt es in 80 Jahren keine Landwirtschaft mehr im Kreis.“

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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