Pate werden und bei Problemen des Alltags helfen

Helga Plyn (rechts) engagiert sich als Patin und hilft Familie Muradow unter anderem bei Behördengängen, Anmeldungen und sonstigem "Papierkram".
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  • hochgeladen von Maren Menke

Formulare und Anmeldungen ausfüllen, Nachweise beantragen und weiterleiten, Dokumente durchlesen und verstehen - selbst Bürger, deren Muttersprache Deutsch ist, kann das zur Verzweiflung bringen. Wie ergeht es da nur Flüchtlingen, die gerade erst dabei sind, die Sprache zu lernen?

"Es ist eine nahezu unlösbare Aufgabe für sie, mit all dem Papierkram zurecht zu kommen", weiß Helga Plyn. Die Heiligenhauserin hat die Patenschaft für die jesidische Familie Muradow übernommen und unterstützt sie seit eineinhalb Jahren bei eben solchen und weiteren Barrieren des Alltags. Ihre Heimat Georgien mussten sie wegen ihrer Religionszugehörigkeit und drohender Gewalt verlassen, zunächst flohen sie nach Frankreich, schließlich ging es weiter nach Deutschland. Nun leben sie in einem Flüchtlingswohnheim in Heiligenhaus, in dem Sozialarbeiter der Diakonie im Einsatz sind.
"Inzwischen können sich Mutter und Vater auch gut verständigen, sie werden immer selbstsicherer und haben den Willen, unsere Sprache zu lernen", so Plyn. Falls es aber doch mal an einer Vokabel scheitert, kann sie sich auf Französisch mit ihnen austauschen. Die Kinder im Alter von drei, sieben und zwölf Jahren haben es beim Erlernen der neuen Sprache schon einfacher: "Sie sprechen inzwischen fließend Deutsch!" Und auch der jüngste Spross, der in Deutschland zur Welt gekommen und sechs Monate alt ist, wird selbstverständlich keine Probleme damit haben.

Wichtige Bausteine der Integration von geflüchteten Menschen

Dass die Familie Muradow sich so gut integrieren konnte und die Kinder die Schule beziehungsweise den Kindergarten besuchen, hat sie zu einem großen Teil auch Helga Plyn zu verdanken. "Und wir wünschen uns, dass es auch weiteren Flüchtlingsfamilien in Heiligenhaus so ergeht", sagt Marc Körschgen von der Diakonie. Er arbeitet 15 Stunden wöchentlich in der Sozialberatung der Diakonie in der Harzstraße, seine Kollegin Juliane Steinert ist weitere 18,5 Stunden vor Ort. Dennoch fehle es weiterhin an betreuendem "Personal": "Patenschaften oder sogenannte Tandems sind wichtige Bausteine der Integration von geflüchteten Menschen in unsere Gesellschaft." Daher hofft Marc Körschgen, dass sich weitere Bürger für ein solches Ehrenamt entscheiden.

Leute dabei unterstützen, zukünftig ein eigenständiges Leben hier zu führen

Das Anmelden der Kinder in der Schule, Untersuchungen beim Arzt, die Vermittlung von Praktika zum einfacheren Einstieg in die Berufswelt - hierbei sowie noch bei vielem mehr entstehen für die Menschen aus Syrien, Algerien, Afrika, Marokko oder Mazedonien Probleme. "Wo genau überall Probleme auftauchen können, sieht man erst, wenn man eine Familie betreut", so Wilhelm Busse. Als Bürger der Oberilp versucht er, in diesem Stadtteil weitere Ehrenamtler zu gewinnen. "Es gibt schon einige Engagierte, die Spielenachmittage, Spaziergänge oder ähnliche Aktivitäten anbieten. Denn es ist wichtig, die Flüchtlinge erstmal mit Angeboten aus ihren Wohnungen zu locken, um so Kontakte zu knüpfen." Auch Kinderbetreuung und Kochkurse würde es geben. "Wichtig sind aber natürlich auch die Deutschkurse", sagt der Heiligenhauser. Die Leute dabei unterstützen, zukünftig ein eigenständiges Leben hier zu führen, das sei das Ziel, was man verfolge.

Und wer sich dazu entscheidet, eine solche Patenschaft zu übernehmen, wird mit dieser Aufgabe selbstverständlich nicht allein gelassen. "Es werden Seminare und Workshops angeboten, in denen die Teilnehmer unter anderem wichtige Fakten zum Asylrecht lernen", so Marc Körschgen. Auch wichtige Informationen zu den anderen Kulturen werden übermittelt. " Die andere Sprache müssten die Paten dafür nicht sprechen, wobei zumindest Englisch-Kenntnisse schon von Vorteil wären. Und Bürger müssten sich auch nicht zwingend über Monate oder Jahre verpflichten, informiert Körschgen weiter. "Eine zeitweise Hilfe kann schon vieles bewirken." Es sei auch eine gute Möglichkeit, seinen eigenen Horizont zu erweitern, sind sich Helga Plyn und Wilhelm Busse einig. Beide seien schon auf so einige Herausforderung gestoßen, dennoch empfinden sie ihre Tätigkeit auch als wichtig und erfüllend.

Interessierte können sich direkt an Marc Körschgen unter Tel. 0160/96387907 wenden oder aber zu Gerd Gribhofer vom Diakonie-Infopoint, Kettwiger Straße 7 in Heiligenhaus, kommen.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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