Energiewende: Eine alte Idee - neu aufgegriffen!

Photo: 28.03.2011 nahe Marienbaum

31.03.2012

von Christel und Hans-Martin Scheibner

Schon immer war die Energie von Mensch und Tier gefragt, um etwas in Bewegung zu versetzen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Tretkurbel erfunden. Es handelt sich hier um Hebel-Anordnungen an einer Welle, die über Pedale durch Treten mit den Füßen in kreisförmige Bewegung gesetzt werden können. Sehr schnell fand man heraus, daß diese Methode der Kraftübertragung für verschiedene Zwecke genutzt werden konnte. Vorausgegangen war 1831 die Entdeckung des Prinzips der elektromagnetischen Induktion durch einen gewissen Michael Faraday. Kurze Zeit später hatte man eine Maschine entwickelt, welche in der Lage war, Bewegungsenergie in Elektrizität umzuwandeln, den Generator. Dies ist auch das Prinzip des Dynamos, einem kleinen Generator, welcher nicht nur der allgemeinen Stromerzeugung diente, sondern seit seiner Erfindung auch den Strom für die Fahrradbeleuchtung liefert, was durch das Treten der Pedalen geschieht.

Doch findige Köpfe dachten noch etwas weiter. Was zuerst als skurrile Idee belächelt wurde, selbst nach Tschernobyl, gewann aufgrund der Fukushima-Katastrophe immer mehr an Bedeutung. Einige Studenten aus Norddeutschland hatten sich in den 90ern zu einer Experimentiergruppe zusammengeschlossen und machten Versuche mit dem Prinzip der Stromerzeugung durch mechanischen Einsatz. Da nur geringe Geldmittel zur Verfügung standen, mußte man klein anfangen. Was lag hier näher als ein Hamsterlaufrad, welches in Gefangenschaft gehaltene Tiere nutzen, um ihren Bewegungsmangel auszugleichen! Man fand heraus, daß diese Energie nicht nur ausreichte, um eine Taschenlampe zum Leuchten zu bringen, sondern auch eine 15-Watt-Glühbirne. In der Weiterentwicklung übertrugen Freiwillige diese Bewegungsenergie mit Hilfe eines Heimtrainers gekoppelt mit einem Zwischengerätes nicht nur auf Leuchtquellen, sondern auch auf Fernseher, Radios, ja sogar auf Elektroheizkörper.

Eine norddeutscher Fahrradhersteller, welcher hier aus PR-Gründen nicht genannt werden darf, griff diese Idee im letzten Jahr auf. Ihm gelang es, einen Generator zu konstruieren, welcher schon mit geringstem Kraftaufwand so große Mengen alternativen Stroms erzeugt, daß es lohnenswert erscheint, den Überschuß ins öffentliche Netz einzuspeisen, wie es momentan schon bei Erdwärme, Wind- und Solarenergie gehandhabt wird. Der öffentliche Druck war diesmal so groß, daß der Erfinder nicht auf taube Ohren stieß. Doch die Kapazität des Stromnetzes reicht bisher bei weitem nicht aus, die zur Zeit produzierbare Menge an Alternativenergie aufzunehmen, sodaß es unumgänglich ist, die Netzkapazität extrem zu erhöhen. Diverse Ökostromanbieter schlagen vor, diese privaten Mini-Kraftwerke zu einem sogenannten virtuellen Kraftwerk zusammenzuschließen, womit Schwankungen bei der Stromerzeugung ausgeglichen werden können. Wird durch die Anlagen gleichzeitig Wasser erwärmt, wird dies in Wärmespeichern zwischengelagert, bis es gebraucht wird. Kombiniert mit verschiedenen Energien kann zum Beispiel ein Energieerzeuger einspringen, wenn ein anderer ausfällt, sei es eine Flaute oder fehlender Sonnenschein bei Wind- bzw. Solarenergie, aber auch die längerer Abwesenheit von Energietretradbetreibern, beispielsweise in den Ferienzeiten. Vielfalt ist also gefragt!

Man geht davon aus, daß dieses Projekt durchaus förderungswürdig ist, nicht nur, weil hier neue Arbeitsplätze entstehen, sondern auch aufgrund des günstigen Einflusses auf die Volksgesundheit. Viele Deutsche sind nicht nur zu dick, weil sie sich falsch ernähren, sondern auch, weil sie sich zu wenig bewegen. Es sei äußerst sinnvoll für den Stoffwechesel, mindestens einmal am Tag einen ordentlichen Schweißausbruch zu bekommen. Ein lukrativer Nebenverdienst ? Einige Experten äußerten sich diesbezüglich eher ablehnend, habe doch der Radelnde persönlich etwas davon. Erwünscht ist ihrerseits in diesem Zusammenhang eher eine unentgeltliche Leistung. Ohne Entgelt abstrampeln für Deutschland, sozusagen als Solidaritätsbeitrag ? Muß Arbeit sich nicht lohnen ? Nun ja, man ließe zwecks Erhöhung des Anreizes mit sich reden, die Energieräder kostenlos zur Verfügung zu stellen, auch wenn sich die Anschaffungskosten der Spezialtreträder im Gegensatz zu Windkrafträdern, Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen im erschwinglichen Bereich beliefen.

Nein, so einfach sei das nicht, sagen die Gegner. Dann müsse auch die Vergütung für Erd- Solar- und Windenergie der privaten Betreiber wegfallen, denn nicht nur Muskelkraft stehe umsonst zur Verfügung, sondern auch Erdwärme, Sonne und Wind. Zudem müßten Staat und Energiekonzerne die Anschaffungs- und Wartungskosten für Wärmepumpen, Windräder und Solaranlagen privater Betreiber übernehmen, um nicht gegen das Gleichheitsprinzip zu verstoßen.

Schon wird über Spezialkonstruktionen für Behinderte nachgedacht, auch über Liegetreträder. Personen jeder Altersgruppe nahmen an den Tests teil. Senioren, welche diese Räder ausprobiert haben, äußern sich begeistert:"Wie schön, noch gebraucht zu werden!" Eine 95jährige Dame lächelt versonnen: "Ja, mit einem Liegetretrad schaffe auch ich das noch!" Seinen Energiebeitrag könnte also im Grunde genommen ein jeglicher, ob jung oder alt, leisten. Alle Testpersonen waren sich einig: "Jeder nur soviel, wie er kann, sonst macht es keinen Spaß mehr!" Pessimisten meinen jedoch, daß man da nur hoffen kann, daß alle Verantwortlichen dies ebenso sehen.

Trotz momentaner Euphorie muß darauf verwiesen werden, daß noch viele bürokratische Hürden genommen werden müssen, bis diese wundervolle Idee flächendeckend in die Tat umgesetzt werden kann, vielleicht unter dem Motto: “Ich tue es schon lange – Du auch?“ oder „Hast Du heute schon Deinen Energiebeitrag geleistet?“

Wird so Energie für Jedermann wieder erschwinglich ? Noch ist es zu früh, genaue Prognosen zu stellen, bleibt abzuwarten, wie die Dinge sich entwickeln. Im positivem Falle ist es gar nicht so abwegig, daß man in Deutschland schon bald sagt: „Alle reden über die Energiekrise – wir hier in Deutschland nicht mehr, denn wir haben sie überwunden!“

Autor:

Hans-Martin Scheibner aus Xanten

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