Kunstmuseum Bochum: Eröffnung verschoben
Eine Beletage für Bochums Kunst

Endlich ein Zuhause für Bochums Kunstsammlung: Eigentlich wollte das Kunstmuseum an diesem Wochenende in der frisch renovierten Villa Marckhoff erstmals die eigene Sammlung in einer neuen Dauerausstellung präsentieren - pünktlich zu seinem 60. Geburtstag. Doch Corona macht auch vor Kunst keinen Halt: Die Eröffnung musste verschoben werden | Foto: Molatta
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  • Endlich ein Zuhause für Bochums Kunstsammlung: Eigentlich wollte das Kunstmuseum an diesem Wochenende in der frisch renovierten Villa Marckhoff erstmals die eigene Sammlung in einer neuen Dauerausstellung präsentieren - pünktlich zu seinem 60. Geburtstag. Doch Corona macht auch vor Kunst keinen Halt: Die Eröffnung musste verschoben werden
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Eigentlich wollte das Kunstmuseum Bochum an diesem Wochenende groß feiern - Grund genug gibt es: 60 Jahre wird das Museum in diesem Jahr, der 3. April 1960 gilt als der offizielle Gründungstag. Und das schönste Geschenk hätte sich das Museum selbst gemacht: Die Eröffnung der ständigen Präsentation der eigenen Sammlung in der historischen Villa Marckhoff neben dem „Neubau“ am Stadtpark aus dem Jahr 1983. Die Bauarbeiten sind in einer großen Kraftanstrengung rechtzeitig fertig geworden, die Einladungskarten waren bereits gedruckt - doch wie so viele Veranstaltungen in diesen Tagen macht die Corona-Pandemie auch die Museums-Eröffnung unmöglich.

"Wir wurden auf den letzten Metern ausgebremst."

„Wir standen in den Startlöchern - und wurden auf den letzten Metern ausgebremst“, bedauert Museums-Chef Hans Günter Golinski, für den die Eröffnung der eigenen Sammlung auch die letzte große „Amtshandlung“ ist: Ende des Jahres verabschiedet er sich in den Ruhestand. Für die dauerhafte Präsentation hat er lange gekämpft - jetzt sollte dieser Traum endlich in Erfüllung gehen. „Wenn der Alltag in Bochum wieder zurückkehrt, dann sind wir bereit und können unsere Tore öffnen."
Inzwischen hängen die Bilder an den Wänden, stehen die Skulpturen an Ort und Stelle: „Wir haben die Zeit, nachdem klar war, dass wir die Eröffnung absagen müssen, genutzt, um noch einmal alles zu prüfen und Alternativen auszuprobieren“, erläutert Golinski. Denn eines ist klar: Obwohl die Villa Marckhoff im ersten Obergeschoss, ihrer „Beletage“, über rund 420 Quadratmeter Grundfäche und rund 800 Quadratmeter Hängefläche verfügt, bietet sie längst nicht genügend Ausstellungsfläche, um die eigene Sammlung komplett zu zeigen - ein großer Teil wird weiterhin im Archiv bleiben.
Welche Werke gezeigt werden, das war ein langer Entscheidungsprozess: „Mein Schrittzähler weiß, wie oft wir in den letzten Wochen unten im Magazin waren, Bilder hochgeholt und dann letztlich doch wieder runter gebracht haben“, lacht Golinski. Künftig wird der Museum-Neubau im Erdgeschoss und in der ersten Etage wie bislang mit Wechselausstellungen bespielt, im zweiten Obergeschoss bereits betritt der Besucher den Bereich der eigenen Sammlung, wird von dort - vorbei an der Bibliothek, die nun öffentlich zugänglich ist und als Rückzugs- und Entspannungsort ebenso dient wie als Rechercheort mit PC-Arbeitsplatz - in den „neuen“ Bereich im Altbau geführt.
„Wir wollen im 'Neubau' mit der Dauerausstellung die Geschichte des Kunstmuseums Bochum erzählen, das sich von Beginn an der Sammlung zeitgenössischer Kunst seit 1900 verschrieben hatte“, erläutert Golinski das Konzept. Der Bereich in der "neuen alten" Villa dagegen wird thematisch gegliedert. „Wir haben nicht den Anspruch, einen Abriss der Kunstgeschichte zu geben - das wäre angesichts der zur Verfügung stehenden Fläche und der Exponate schlicht vermessen.“ Die Bochumer sollen sehen, was für das Museum wichtig war und was die Sammlung des Museums geprägt hat: Peter Weiss ist im historischen Teil natürlich dabei, Arbeiten zum Spanischen Bürgerkrieg und Werke von Künstlern aus Ost- und Mitteleuropa, die das Museum schon früh gesammelt hat.

Warhol, Richter, Bacaon

„Die Villa ist ein intimer Ort für unsere eigene Sammlung geworden“, blickt der Museumschef stolz auf die neuen Räume. „Sie verleugnet zu keiner Zeit, dass sie mal ein Wohnhaus war. Statt großer Säle gibt es kleine Kabinette, die wir thematisch bespielen.“ So folgt die Anordnung der Kunstwerke keiner Chronologie: Hier der Farbenraum unter anderem mit einem der berühmten Punktebilder von Kuno Gonschior, dort Portraits - unter anderem von Warhol, Richter oder Corbijn - und gegenüber Figürliches mit Highlights wie Kupkas „Traum“, das meistgereiste Bild der Sammlung, oder Bacons „Liegende Figur“.
Wichtig war dem Museums-Team beim Umbau, dass die großen Fenster der Villa erhalten blieben. „Natürlich geht das auf Kosten der Wandfläche“, macht Golinski deutlich, „aber so bleibt für den Besucher immer der Bezug zur Stadt erhalten.“ Die Verbindung von Kunstsammlung und Stadt ist ihm wichtig; man blicke auf die Kunst - und könne im nächsten Moment durch die Fenster in die Stadt schauen.

Wertvolle Kunstwerke lagerten im Archiv

Was eigentlich so selbstverständlich erscheint, nämlich den Bochumer Bürgern die stadteigene Kunstsammlung zu präsentieren, war es viele Jahrzehnte lang keinesfalls: „Als der Neubau geplant wurde, war er von Beginn an darauf ausgelegt, nur Wechselausstellungen zu zeigen. Die Idee war damals modern. Die Menschen sollten hier immer wieder etwas Neues entdecken können. Was aber dadurch hinten über fiel, das war die Verortung: Es gab keine Fixpunkte, man musste sich immer wieder neu orientieren. Wer sonntags im Stadtpark spazieren ging, der konnte nicht einfach sagen, 'ach, wir gucken uns mal im Museum den Kirchner an, oder den Bacon' - ganz einfach, weil die Werke nicht zu sehen waren.“

Fünf Jahre Planung

Nicht zuletzt bietet die feste Installation der eigenen Sammlung auch ganz neue Möglichkeiten für die Kunstvermittlung: Die Interaktion mit dem Kunstunterricht in Bochumer Schulen kann intensiver sein, wenn verbindlich damit geplant werden kann, welche Bilder im Museum zu sehen sind.
Der Weg zur dauerhaften Präsentation der eigenen Sammlung war weit: „Wir mussten eine Menge Bretter bohren“, bekennt Golinski. Rund fünf Jahre dauerten Planung und Umsetzung - und jetzt, so kurz vor dem Finale: Zwangspause. „Aber wenn der Tag X da ist - wir sind bereit“, freut er sich schon darauf, den Bochumern „ihre“ Kunstsammlung zeigen zu können. Museums-Chef Dr. Hans Günter Golinski präsentiert Stadtspiegel-Redakteurin Petra Vesper die neue Ausstellung.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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