"Ich mache mir Sorgen, ob wir die Ziele erreichen"
Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke über Klimaschutz und Mobilität

Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke im Gespräch über Klimaschutz und Mobilität. | Foto: Referat für Kommunikation / André Grabowski
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Was kann eine Kommune für den Klimaschutz tun? Die Stadt Bochum beschloss bereits 2002 einen Klimaschutzplan; seit 2013 beschäftigt sie Klimaschutzbeauftragte; im Juni wurde der Klimanotstand ausgerufen. Im Sommergespräch am Mittwoch, 7. August, erläuterte Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke, wie Bochum konkret zum Klimaschutz beiträgt.

Bis 2030 den CO2-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren lautet ein globales Klimaschutzziel, dem sich auch die Stadtverwaltung verpflichtet fühlt. 2015 hatte Bochum ein Minus von 49,8 Prozent erreicht, doch Bradtke dämpft die Euphorie. "Wenn man guckt, wo das herkommt, lautet die Wahrheit, dass wir eine heftige Phase der Deindustrialisierung hatten." Da eine weitere Deindustrialisierung nicht gewünscht sei, müsse man nun sehen, welche Handlungsfelder noch blieben. "Ich mache mir Sorgen, ob wir die Ziele erreichen können."
Die Handlungsmöglichkeiten der Stadt sieht Bradtke zum einem im Bereich der Wohnbebauung. "75 Prozent der Wohngebäude gehören privaten Einzeleigentümern." Zudem seien 75 Prozent der Häuser älter als 45 Jahre und daher oft nicht in einem energetisch guten Zustand. Deswegen hat der Rat vor der Sommerpause ein kommunales Modernisierungsprogramm für Wohnungen beschlossen. Im Haushaltsplanentwurf 2020/21 sind gute vier Millionen Euro für die nächsten Jahre vorgesehen, um die Hauseigentümer zu beraten und ihnen finanzielle Anreize für eine energetische Sanierung zu geben. Der Haushalt muss allerdings noch verabschiedet werden.

Grüne Dächer in Hitzehotspots

Ebenfalls vom Rat beschlossen wurde, in Hitzehotspots, wie der Innenstadt und verdichteten Stadtteilen, nur noch grüne Dächer bei Modernisierungen und Neubauten vorzusehen. "Wo es im Bebauungsplan vorgeschrieben ist, ist es verpflichtend", sagte Bradtke. "Sonst wirken wir darauf hin." Dazu solle ein kommunales Förderprogramm geprüft werden.
Als Maßnahme des Klimaschutzes und auf Basis des "StadtBaumKonzepts" werden jährlich 1.000 Bäume im Stadtgebiet gepflanzt. "Der Haushalt wurde jedes Jahr ausgeschöpft", so Bradtke. "Wir hoffen, dass wir das Programm fortsetzen können."
Im Bereich der Klimaanpassung beteiligt sich Bochum an der von der Emschergenossenschaft initiierten Kampagne "Wasser in der Stadt von morgen", bei der unter anderem der Umgang mit Starkregen im Fokus steht. "Außerdem betreiben wir intensiv Abkopplung", sagte Bradtke. Beispiele dafür, wo sauberes Regenwasser von schmutzigem Abwasser getrennt wird, sind die Eifel- und die Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule.

Mobilität

Eng verknüpft mit dem Klimaschutz ist die Mobilität, denn "Verkehr ist einer der maßgeblichen Verursacher des Klimawandels", erklärte Bradtke. Wie die Bürgerkonferenz im Mai gezeigt habe, sei die Bereitschaft der Bürger, statt Auto ÖPNV und Fahrrad zu nutzen "größer als vermutet". 87 Prozent der Teilnehmer könnten sich dies vorstellen – wenn der ÖPNV bezahlbar und besser vernetzt ist, es eine höhere Taktfrequenz und eine bessere Fahrradinfrastruktur gibt.
"Wenn die Bürger dies wollen, ist es unsere Aufgabe, die Möglichkeiten umzusetzen", betonte Bradtke. Als eine Maßnahme verwies er auf den neuen Nahverkehrsplan, der ab dem 15. Dezember gilt. Dann werden Busse im 15-Minuten-Takt auf den Hauptstrecken fahren. "Wir glauben, dass das in die richtige Richtung geht." Die Frage, wie man mit der Mobilität umgehe, sei die Herausforderung der nächsten Dekade, so der Stadtbaurat.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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