Kolumne Textilgestalter im Handwerk

Die Textilgestalter im Handwerk sind ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Es gibt sie beispielsweise in der Fachrichtung Klöppeln. Da stellen sie mittels spinfelfötrmiger Spulen (den sogenannten Klöppeln) Klöppelspitzen her. Durch das Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen und Verschlingen von Garnen und Fäden stellen sie anhand von Mustervorlagen Spitzeneinsätze, -deckchen und -borten sowie Schmuckelemente her. Accessoire sind weitere Produkte der Textilgestalter.

Erkrath liegt im Bergischen Land. Deutschlandweit bekannt ist es als "Stadt der Mode-Pavillone."

Diese Entwicklung geht auf die beiden Schwestern Alberta und Alfreda Boubblé zurück. Sie lebten im 19. Jahrhundert eben in Erkrath und folgten anfangs traditionellen Lebensmustern. Früh verheiratet, viele Kinder, große Langeweile zeichneten sich ab. Was also tun?

Genau: Ihre beiden Ehemänner waren damals in der Textilbranche tätig. Die beiden Schwestern beschlossen, ihre Männer ein wenig zu unterstützen und dabei auf traditionelle, herkömmliche Frauenberufe zurückzugreifen.  Was lag also näher, als zu stricken, dabei verschiedene Muster zu entwerden, die dazugehörigen Strickmuster in den wenigen Frauenzeitungen zu veröffentlichen  und den Männer bei der Herstellung zu helfen? Die fertigen Stoffe gingen dann in den Vertrieb.

"Mama, was machst du da?" fragte eines Tages Hans-Andreas, der Sohn von Alfreda. "Papa helfen, sieht man doch," lautete die kurz angebundene Antwort. "Und wo stellst du die Sachen aus?" - "Das machen unsere Handelsvertreter." - "Und woher weißt du, was sich gut verkauft?" - "Das habe ich im Bauch und Blut. Ich bin schließlich besser als Alberta." Naseweis, wie klein Hans-Alfred ist, meinte er nur: "Gut, dann geht ich Tante Alberta helfen."

Sie wisse ja, daß er seiner Zeit weit voraus sei und Schauwerbegestalter werden wolle, wenn er groß sei, ob er ihr nicht bei der Vermarktung ihrer Stoffe helfen könne, fragte der Neffe die Tante. "Ja, mach mal," meinte die nur, um den Sohnemann ihrer Schwester zu beschäftigen.

Die großen Warenhäuser waren damals noch nicht erfunden. Also baute Hans-Andreas sie im Kleinformat. Eine Wand, vorne und hinten von einer Glaswand umgeben, dazwischen Abstellflächen für Schaufesterpuppen, Regale u. ä. machten die ersten Mode-Pavillons aus. Heute sehen die kleinen Häuschen natürlich dekorativer und repräsentativer aus.

"Wir stellen beispielsweise auch Bücher, Kunstwerke, Musikinstrumente, orthopädische Utensilien, Küchengeräte, Floristik, Papeterie oder Geschenkartikel aus," berichtet Gustav-Adolf Boubblé, der die Pavillons heute betreut. "Wir nehmen alles, was volumenmäßig praßt und unserer Wirtschaft nutzt," betont der clevere und geschäftstüchtige Veranstaltungskaufmann. "Nur Litfaß-Säulen bespielen wir noch nicht. Da kann man mehr Werbung für Konzerte, Ausstellungen usw. machen. Dafür ist es bei uns in Erkrath nicht lebendig genug."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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