Königskrönung

GOD SAVE THE KING

London. God save the king - Charles III. wurde gestern zum britischen König gekrönt, begleitet von einer pompösen und kostspieligen Gesamtchoreographie, wie ich vernehme. Nicht alle, aber viele Briten in Verzückung. Ein weit über das United Kingdom hinausgehendes mediales Ereignis.

Es gab eine Zeit, da wollten Deutsche - wie viele, ist unbekannt - ihren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben. Es wurde bekanntlich nichts daraus. Vor 105 Jahren endete die Monarchie in Deutschland. Und seitdem ist viel geschehen, womit zumeist eine Identitätssuche einherging und somit auch die Frage, was die Deutschen vereint und ihnen ein Wir-Gefühl oder Nationalgefühl vermittelt. Bis auf den heutigen Tag ein sicherlich interessantes Ringen, aber hier soll es um die Briten gehen.

Was ist mit einem Tag Abstand die offensichtliche Magie der gestrigen Königskrönung, die auf die Menschen des United Kingdom, aber auch auf manche Menschen anderer Länder ausstrahlt, zumal sich mit dem gestrigen Tag an der Rolle und den Einflussmöglichkeiten und Einflussunmöglichkeiten von Charles III. nichts ändert? Hier scheinen irrationale Facetten der Menschen bedient zu werden, es wird etwas abseits jeglicher Vernunft fürs Gefühl getan. Das große Pfund der britischen traditionsreichen Monarchie scheint das Identitätsstiftende und Vereinigende zu sein. Der König stärkt anscheinend das Selbstverständnis vieler, vieler Briten als zusammengehörende Briten, irgendwie eine Fassade, die doch eigentlich keine Bedeutung für die Gebäudestandfestigkeit hat. Dieser Faszination des Scheins erliegen jedenfalls viele Menschen, nicht nur im United Kingdom, wohl gern.

Der gestrige Samstag, ganz im Zeichen der Königskrönung, medial auch bei uns, den Deutschen, die vor 105 Jahren ihre Monarchie verabschiedet haben, kräftig unterfüttert. Der Mensch ist schon ein eigenartiges Wesen. Und damit will ich nichts gegen den Menschen King Charles III. gesagt haben, weshalb auch!