Standing Ovations für "Verbrennungen"

Nawal muss miterleben, wie aus Rache Menschen in einem Bus bei lebendigem Leibe verbrennt werden. | Foto: Birgit Hupfeld
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  • Nawal muss miterleben, wie aus Rache Menschen in einem Bus bei lebendigem Leibe verbrennt werden.
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Wie viel Wahrheit will man wissen? Dies ist eine der Fragen, sie sich der Zuschauer stellt, der in "Verbrennungen" miterlebt, wie ein großes Geheimnis gelüftet wird. Aber auch die großen Fragen nach Hass und Liebe und was der Krieg mit Menschen macht, werden beantwortet.

Dabei wollen anfangs die beiden Geschwister Jeanne, eine Mathe-Professorin, und Simon, ein Boxer, die Reise in die familiäre Vergangenheit ihrer verstorbenen Mutter gar nicht antreten. Und das, ohne zu wissen, dass es eine Reise zurück zu Gewalt, Krieg und Traumata ist, die die Geschichte ihrer Familie gezeichnet haben.
Berührend, erschreckend und verstörend sind die intensiven Szenen, die das Leben ihrer Mutter Nawal nachzeichnen, irgendwo in einem Dorf, das vom Bürgerkrieg überrollt wird. Nach und nach rollt sich vor Simon und Jeanne die erschütternde Biographie Nawals aus.

Verstoßen, verletzt, verloren

Von ihrer großen Liebe und ihrem Kind getrennt, von der Familie verraten. Doch Nawal begehrt auf. Ermutigt von ihrer Großmutter lernt sie lesen, schreiben und denken.
Beobachtet werden diese Rückblenden nicht nur von ihren Kindern und dem Publikum, sondern auch von Frauen auf der Bühne. Frauen, die vom Krieg geflohen sind und heute in Dortmund leben. Gemeinsam mit ihnen verfolgen die Zuschauer, die erschreckende Spirale der Gewalt, die der Krieg mit sich bringt. Und er könnte überall sein, im Libanon, in Bosnien oder Afrika. Hier verbrennen nicht nur Menschen, hier verbrennt auch die Wahrheit die, die sie erfahren.
Unglaublich spielt Frederike Tiefenbacher Nawal, von der jungen Frau bis zur alten ganz ohne Make up und falsche Falten.

Begeistertes Premieren-Publikum

Ganz viel Applaus gab es bei der Premiere für das gesamten Ensemble und vor allem für Regisseurin Liesbeth Colthof, die eindringlich und nachhaltig zeigt, dass ein Krieg mit dem Ende des Kampfes lange nicht vorbei ist. Mit ihrer intensiven Inszenierung fordert sie dazu auf, den Menschen, die zu uns geflohen sind, zuzuhören.
Standing Ovations gab's bei der Premiere von Wajid Mouawads Stück im Schauspielhaus. Unbedingt ansehen.
Weitere Termine: 5., 14. und 27. Dezember im Dortmunder Schauspielhaus.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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