2. Corona-Welle in Dortmund: Gastronomie-Sperrstunde ab 23 Uhr und mehr Regeln zum Schutz
Steiler Anstieg der Fallzahlen

82 positive Coronatests meldete heute das Dortmunder Gesundheitsamt. Im Rathaus wurden vom Krisenstab neue Maßnahmen genannt, um die 2. Corona-Welle einzudämmen.    | Foto: Klinikum Dortmund
  • 82 positive Coronatests meldete heute das Dortmunder Gesundheitsamt. Im Rathaus wurden vom Krisenstab neue Maßnahmen genannt, um die 2. Corona-Welle einzudämmen.
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Mit einer Sperrstunde ab 23 Uhr, einer in die Einkaufszonen ausgeweiteten Maskenpflicht und einer Begrenzung von Feiern auf 25 Personen will der Dortmunder Krisenstab die steile 2. Welle des Coronavirus abflachen. Gesundheitsamtsleiter Dr. Renken spricht von einem exponentiellen Anstieg, der immer mehr SARS-Cov-19 Erkrankte ins Krankenhaus bringt.

Krisenstabsleiter Norbert Dahmen war froh, dass er saß, als er die neuen Zahlen sah: "Es hätte mich sonst aus dem Stuhl gehauen", sagt der Dortmunder Rechtsdezernent zu den 77 positiven Corona-Tests an einem Tag. "50,7 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen, das heißt, dass wir zu den Risikogebieten zählen. Und das heißt für uns breite Maßnahmen zu treffen", kündigt er eine neue Verordnung zum Schutz vor dem Virus an. Die müsse noch genehmigt werden, dann werde es morgen, spätestens übermorgen in Dortmund neue Corona-Regeln geben mit folgenden Verschärfungen:

  • Feste sind außerhalb der eigenen Wohnung nur noch mit bis zu 25 Personen erlaubt
  • Feiern ab 11 Personen müssen dem Ordnungsamt angemeldet werden
  • Nur noch bis zu 5 Personen dürfen sich zusammen im öffentlichen Raum treffen
  • Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird vom Osten- und Westenhellweg bis ins Brückstraßenviertel ausgedehnt und wird auch in den Fußgängerzonen der Stadtbezirke gelten. Hinweise werden ab morgen angebracht.
  • Veranstaltungen: draußen sind nur bis 500 Personen zulässig, in Räumen bis zu 250 Personen, die Teilnehmerzahl wird auf 20 Prozent der Kapazität begrenzt, im Konzerthaus bis zu 250 Personen zulässig
  • Beabsichtigt ist auch eine Sperrstunde in der Gastronomie ab 23 Uhr und ab diesem Zeitpunkt ein Alkoholverkaufsverbot.

Doch Norbert Dahmen rechnet noch mit weiteren Einschränkungen bis zu 100 Personen. Denn Ziel sei es, die Pandemie weiter einzudämmen. "Es gilt für uns alle zu verhindern, dass es so wie im April wird, das wollen wir vermeiden, wir wollen nicht, dass die Menschen krank werden."

Gottesdienste nicht betroffen

 "Die Aussage der Kanzlerin wird umgesetzt", sagt der Rechtsdezernent zur nächsten Coronaschutz-Verordnung für Risikogebiete. Dies gelte auch für Restaurants, doch für sie werde sich nicht viel ändern. Zur Dauer der verschärften Maßnahmen rechnet Norbert Dahmen damit, dass die Sperrstunde erst bei einer Senkung der Fallzahlen über eine Dauer von sieben Tagen in Abstimmung mit der Bezirksregierung wieder aufgehoben werde. 
Gottesdienste stellt der Krisenstabsleiter klar, seien von den neuen Regeln nicht betroffen, da die Abstandskonzepte der Kirchen völlig ausreichend seien, Personen aus einem Haushalt dürfen in der Kirche enger zusammen sitzen.
Ein Spielplatzverbot oder Sperren schließt der Krisenstab aus: Kinder sollten nicht zu nah zusammen sein, so die Empfehlung. 

Bis zu 500 Zuschauer beim Sport

Nicht ausgesetzt, wie etwa im Kreis Unna, sind in Dortmund Kontaktsportarten. "Das kann weiter stattfinden", bestätigt Dahmen. In Hallen mit bis zu 250 und draußen mit doppelt so vielen Zuschauern. Und er fügt hinzu: "Nach heutigem Recht darf der BVB, wenn er gegen den SV Pusemuckel spielt, bis zu 500 Zuschauer zulassen , doch wenn der VB in der Bundesliga spielt, darf er keine Zuschauer zulassen." Für den Rechtsexperten wenig nachvollziehbar. "Der BVB hat ein Konzept vorgelegt, dass Zuschauer sicher sind, und ich bin mir sicher, da sind sie besser geschützt, als Zuhause, wenn sie dort mit allen Freunden zusammen schauen."

Gastronomie beweist, dass sie das kann

Zum geplanten Weihnachtsmarkt könne heute nicht mehr gesagt werden, nur soviel: "Die Schausteller haben mit funDOmio gezeigt, sie können das coronakonform machen, wie auch die Gastronomie, die hat das auch bewiesen. Ich hoffe, dass der Weihnachtsmarkt stattfinden kann."
Anders sieht der Rechtsdezernent das mit Demonstrationen mit tausenden Demonstranten, welche Querdenker versammeln wollen: "Wenn Tausende demonstrieren, wage ich zu bezweifeln, dass der Schutz gewährleistet werden kann. Doch das Recht auf Versammlungsfreiheit sei ein hohes Grundrecht, welches die Polizei gewährleisten müsse.

2. Corona-Welle

Warum im Rathaus von einer 2. Corona-Welle, die durch Dortmund rollt, gesprochen wird, erklärt Gesundheitsamtsleiter Dr. Renken anhand von Diagrammen zur 7-Tages Inzidenz mit Blöcken zu Tagen: Im Gegensatz zur 1. Welle, die sich Lockdown abschwächte, dann wenigen Fällen in den Ferien, deren Zahlen erst zum Ferienende höher waren, sind die letzten vier Blöcke besorgniserregend: "Sie steigen nicht nur, sondern in großen Schritten", sagt Dr. Frank Renken mit Blick auf die vergangenen Tage. 

Anstieg exponentiell

Wer sich frage, ob der Lockdown wirksam war, könne dies am Anstieg der 1. Welle ansehen und daran, wie sie gestoppt wurde. "Jetzt ist der steile Anstieg noch viel höher und wir haben keinen Lockdown", stellt der Mediziner fest, "das ist ein exponentieller Anstieg . Die 2. Welle ist in Dortmund da und die 50-er Inzidenz wird sich in den nächsten Tagen auch nicht einfach wieder auflösen", ist er sicher. 
Denn die Zahl der Betroffen habe bei der 1. Welle bei rund 300 Infizierten Dortmundern pro Tag gelegen, heute seien es zeitgleich 400 Infizierte, "auch wenn die meisten noch das Gefühl haben, das ist doch gar nicht so schlimm in Dortmund. Es ist wesentlich dramatischer und intensiver, als im April
und wir wollen keinen Lockdown, wir brauchen andere Maßnahmen, um die Entwicklung zu begrenzen", stellt der Leiter des Gesundheitsamtes klar.  

Alter der Kranken macht Sorge

Sorge macht ihm auch das Alter der Erkrankten: Zuvor waren die coronabetroffenen Dortmunder relativ jung. "Wir sind bis 35 Jahre runtergegangen, jetzt aber wieder 10 Jahre höher," rechnet er vor und erklärt: "Je jünger ich bin, desto geringer ist die Krankheitslast, bei Älteren sind mehr schwere Verläufe und auch Sterbefälle zu erwarten." In der aktuellen Dortmunder Statistik sei die Säule der  20-40 Jährigen hoch, aber auch die über 40 und 80 Jährigen sind angestiegen "und das muss uns Sorge machen", meint Renken, für diese Personen sei es gefährlich.

32 werden in Kliniken behandelt 

Lange Wochen haben die Dortmunder Kliniken zeitgleich nur 12 oder 13 Corona-Patienten behandeln müssen, heute sind es 32. "Gottseidank müssen nur nur 2 intensivmedizinisch behandelt werden", sagt Dr. Renken, "das scheint sich ebenfalls zu verändern."
Auffällig sei, wie unterschiedlich Dortmunder Stadtbezirke vom Corona-Virus betroffen sind. Die höchste Inzidenz von 780 weise die Nordstadt aus. Daher wolle man sich in den nächsten Tagen im Krisenstab auch Gedanken über die Stadtteile machen, etwa über Fußgängerzonen, wo sich viele Menschen begegnen.  

Neue Schnelltests für Heime

Änderungen für Corona-Tests erwartet der Leiter des Gesundheitsamtes mit der neuen, bereits  vorliegenden Testverordnung.  "Wir haben sie mehrfach durchgearbeitet, um zu verstehen, was gemeint ist", berichtet er. Heute testen niedergelassen Ärzte Dortmunder mit Symptomen. "Wir, sagt Dr. Renken und meint die Teststelle am Klinikum, "sind zuständig für 'Gesunde', etwa Reiserückkehrer aus Risikogebieten. Das wird in der Klarheit so nicht mehr existieren."
Denn, um dem Wunsch aus der Altenpflege und Krankenhäusern mehr zu testen, zu entsprechen, werde neben den zuverlässigen PCR-Tests auch Schnell-Tests, die nicht die Zuverlässigkeit haben, angeboten.

Neue Test-Verordnung

"Etwa für Angehörige, die einen Besuch im  Pflegeheim machen möchten", nennt er ein Beispiel. Tests sollen mehr Sicherheit bringen. Zwar trete die neue Testverordnung heute schon in Kraft, "aber wir werden das aufbauen müssen", erläutert Frank Renken, "ich habe die Schnelltests nicht verfügbar, man muss sie bestellen und den Einrichtungen zur Verfügung stellen." Getestet werde dann direkt mit dem Schnelltest in den Einrichtungen.  Inwieweit noch zusätzliche Teststellen gebraucht werden, werde sich zeigen.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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