Friedhofsspaziergang in Wambel mit Sargträger und Experten für Kriegsopfer
Opfer sichtbarer machen

Der Verein Forum Dunkelbunt hatte zu einem Spaziergang über den Internationalen und Jüdischen Friedhof am Rennweg, westlich des Hauptfriedhofs, eingeladen. | Foto: Forum Dunkelbunt
  • Der Verein Forum Dunkelbunt hatte zu einem Spaziergang über den Internationalen und Jüdischen Friedhof am Rennweg, westlich des Hauptfriedhofs, eingeladen.
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Ein Spaziergang des Vereins Forum Dunkelbunt über den früher so genannten Ausländerfriedhof sorgte für lebhafte Gespräche rund um das Thema Tod und Erinnerungskultur.

Beate Schwedler vom Forum Dunkelbunt wurde dabei unterstützt von fachkundigen Gästen: Dmitriy Kostovarov von einem historischen Verein, der sich um russische Kriegsopferdaten kümmert, sowie Friedrich Steinweg, der bei einem Dortmunder Bestatter als Sargträger arbeitet.

Wie wichtig die Grabstelle des Großvaters oder Urgroßvaters sein kann, machte Dmitriy Kostovarov deutlich. Offiziell sind auf dem Gelände des Internationalen und Jüdischen Friedhofs gegenüber des Dortmunder Hauptfriedhofs am Rennweg 5.095 Sowjets beerdigt – Kriegsopfer und Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg. Allerdings sind die Sowjets nicht einzeln mit Namen erwähnt – was schmerzen kann, wie Kostovarov deutlich macht. Denn im Gegensatz dazu sind die polnischen Opfer, oder die serbischen Opfer und auch die beigesetzten Juden alle namentlich erwähnt. Hätte jedes sowjetische Opfer auch ein eigenes Kreuz oder eine namentliche Erwähnung, würde die hohe Zahl der Opfer ganz anders sichtbar und erlebbar werden.

Wie immer war der Spaziergang über den Ausländerfriedhof keine Fach-Führung, sondern ein Angebot des Vereins, über persönliche Fragen rund um den Tod ins Gespräch zu kommen. Und so ging es auch darum, welche Bedeutung die Wahrnehmung der Kriegsopfer für uns heute noch hat. Wie schnell aggressive und fremdenfeindliche Strömungen hochkochen können, sehe man auch heute, meinte eine Besucherin. Dass Schuld und Scham der Täter zu Verdrängung und Verschweigen geführt hat, sagte eine andere. Dies führe in manchen Familien zu dunklen Schattenseiten, die manchmal nur schwer gedeutet werden können.

Aber auch um ganz praktische Fragen im Hier und Jetzt drehte sich das mitunter sehr lebhafte Gespräch – es ging beispielsweise darum, was an muslimischen oder jüdischen Bestattungen anders ist. Oder um die Frage, wie um Totgeburten getrauert werden kann. Ein spannender und interessanter Nachmittag mit vielen konkreten Fragen. Hier konnte auch Sargträger Friedrich Steinweg viel aus seiner Praxis erzählen.

 Infos zum Verein: www.forum-dunkelbunt-verein.de

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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