Air Berlin macht den Abflug - In Wickede stationierte Maschine wird 2012 abgezogen, Verbindungen etwa zum Drehkreuz Palma gekappt

Mächtig Staub aufgewirbelt hat Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin mit der Ankündigung ihres Rückzugs aus Dortmund. | Foto: Frank Lindert
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  • Mächtig Staub aufgewirbelt hat Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin mit der Ankündigung ihres Rückzugs aus Dortmund.
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Mächtig Staub aufgewirbelt hat Deutschlands zweitgrößte, wirtschaftlich ins Trudeln geratene Fluggesellschaft Air Berlin mit ihrer Ankündigung, zum 1. November 2012 ihre Station am Dortmunder Airport in Wickede zu schließen.

Mit dem Aus der Dortmunder Basis werden das hier stationierte Flugzeug und die 43 Airline-Beschäftigten abgezogen.
Voraussichtlich, so teilte die Flughafen GmbH ergänzend mit, würden dann auch die Verbindungen in die Drehkreuze Mallorca und Nürnberg sowie Flugziele auf den Kanaren eingestellt.
„Es ist erst der Anfang“, verwies die Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF) auf die nüchterne Einschätzung der Beobachter der Luftfahrtbranche zur Entwicklung der Situation in Wickede.

Fluggesellschaft schließt zum 1. November 2012 seine Basis am Flughafen Dortmund

Die Passagierzahlen haben sich am Dortmunder Flughafen gegenüber letztem Jahr leicht gesteigert, trotzdem könnte nächstes Jahr der Absturz folgen: Air Berlin will seine Wartungsstation zum 1. November 2012 schließen.

Mit einer Reduzierung des Flugbetriebes der Gesellschaft, die im vergangenen Jahr 200 000 Passagiere von und nach Dortmund befördert hat, muss nicht nur nach Meinung der Grünen gerechnet werden.
Laut Flughafen GmbH fallen die Verbindungen Dortmund - Palma de Mallorca, Nürnberg und die Verbindung nach Las Palmas sowie Fuerteventura weg. Zumindest Palma würde aber von drei weiteren Gesellschaften angesteuert, verweist die Airport-Betreiberin.

Derzeit ist in Dortmund ein Flugzeug von Air Berlin stationiert. Nach dem Teilrückzug von Easyjet und Germanwings in den letzten Jahren reduziert so die dritte Gesellschaft ihr Angebot deutlich.
Laut Air Berlin reagiere man auf die überproportionale Belastung durch die Luftverkehrsteuer und ihren maßgeblichen Einfluss auf die Nachfrage. Mit der Schließung der Stationen soll im Rahmen des Effizienzsteigerungsprogramms „Shape and Size“ auch eine bessere Ausnutzung der Crew- und Wartungsressourcen sowie eine effizientere Flottenstruktur erreicht werden. Air Berlin beabsichtigt, den derzeit 43 Mitarbeitern Arbeitsplätze an anderen Standorten anzubieten. Auch die laut Flughafen relativ kurze Landebahn wird als Grund gesehen, ebenso wie die Luftverkehrsabgabe, „die das Fliegen massiv verteuert und wirtschaftlich schädlich ist.“

Aus Sicht der Grünen ist das drohende Desaster am Flughafen nicht aufzuhalten und auch nicht durch weitere Geschenke politischer oder fiskalischer Art zu überwinden. Im Gegenteil: Das Damoklesschwert einer Rückzahlung von finanziellen Hilfen in Millionenhöhe schwebe nach wie vor über dem Flughafen. Auch das Modell einer Trennung von Betreibergesellschaft und einer Infrastrukturgesellschaft würde laut der Grünen die beihilferechtliche Problematik nicht lösen.

„Die Entscheidung der Airline kommt für uns nicht aus heiterem Himmel“, sagt Markus Bunk, Geschäftsführer der Flughafen Dortmund GmbH. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, die noch im Herbst 2010 ihren zehnten Jahrestag am Standort Dortmund gefeiert hatte, hatte in der jüngsten Vergangenheit aus wirtschaftlichen Gründen angekündigt, Flotte und Kapazitäten  im gesamten Streckennetz deutlich zu reduzieren. - Auch die Station in Erfurt will Air Berlin schließen.

Die Grünen plädieren für eine Konzentration auf den Geschäftsflugreiseverkehr, um größere finanzielle Verluste zu vermeiden. „Diese käme auch den durch den Lärm belasteten Anwohnern entgegen“, so Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Reuter.

Und Ursula Wirtz, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF) aus Wickede, merkte an: „Auch wenn aktuell Wunschzettel geschrieben werden, wird es für die Flughafenbefürworter höchste Zeit für eine realitäts- und zukunftsorientierte Betrachtung.“ Dazu benötige man nicht einmal die vom ehemaligen Flughafen-Chef Kossack früher gern zitierte ,Glaskugel“, um die Zukunft vorherzusagen. „Da reicht schon, so vorhanden, der einfache und dennoch so kluge Menschenverstand“, so Wirtz.

Bedauern dagegen bei der Dortmunder Industrie- und Handelskammer (IHK), vor allem angesichts des Verlusts der Drehkreuz-Anbindung. Reinhard Schulz: „Auch ein weiteres Signal zum Handeln.“ Die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, insbesondere sei die Verlängerung der Betriebszeiten für die Fluggesellschaften ein entscheidender Faktor am Airport mit den „schlechtesten Ausgangsbedingungen“ im Land. Und die IHK hofft, dass der Abzug von Air Berlin durch andere Fluggesellschaften kompensiert werden könne.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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