Politik fordert offenen Dialog zur Zukunft des Gemeindezentrums: „Leben in Nette wird um einiges ärmer“

Das Gemeindehaus und der Glockenturm sollen nach dem Willen der evangelischen Noah-Gemeinde aufgegeben werden. Foto: Schütze
  • Das Gemeindehaus und der Glockenturm sollen nach dem Willen der evangelischen Noah-Gemeinde aufgegeben werden. Foto: Schütze
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Die geplante Aufgabe des Gemeindezentrums der Noah-Gemeinde in Nette schlägt hohe Wellen. Jetzt schaltet sich auch die Politik in den Vorgang ein. Die Bezirksvertretung Mengede unterstützt die Forderung engagierter Bürger nach einem Erhalt des Zentrums und nimmt die Kirchengemeinde in die Pflicht. Erwartet wird mehr Transparenz – und ein offener Dialog mit den Kritikern.

Die Sitzung der Bezirksvertretung hatte dieses Mal einen gut gefüllten Zuschauerraum. Etliche Mitglieder aus dem Netter Bezirk der evangelischen Noah-Kirchengemeinde waren gekommen in der Hoffnung auf politischen Beistand. Sie kämpfen seit Monaten für einen Erhalt des Gemeindezentrums an der Joachim-Neander-Straße und um offene Gespräche mit dem Presbyterium als Entscheidungsgremium gleichermaßen – bisher vergeblich. Im Februar hatte das Presbyterium bekannt gegeben, die Gemeindehäuser in Nette und Oestrich aus finanziellen Erwägungen zum Ende des Jahres 2017 aufzugeben und den Glockenturm in Nette abzureißen.

Nette ist ein sozialer Brennpunkt

Die Kritik daran wird immer lauter und bekam in der Bezirksvertretung mehrere neue Stimmen. „Das Leben wird um einiges ärmer werden in Nette, wenn es diese Kirche nicht mehr gibt“, prophezeite Detlef Adam von der SPD. Er verwies ebenso wie Vertreter aller Fraktionen auf die vielfältigen kirchlichen, aber auch außerkirchlichen Angebote im multifunktional nutzbaren Gemeindehaus. Sie bereichern aus Sicht der Politiker nicht nur das kulturelle Leben, sondern stehen auch für das gesellschaftliche Miteinander im Stadtteil. „Man darf nicht vergessen, dass Nette ein sozialer Brennpunkt ist“, erinnerte Adam.

Was den Bezirksvertretern besonders sauer aufstößt: Einem offenen Dialog mit den Gemeindemitgliedern, die sich zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen haben und gegen die Schließung des Zentrums wehren, haben sich Pfarrer und Presbyterium aus ihrer Sicht bislang verweigert. Wie kam der Beschluss zustande? Welche Kriterien wurden dazu erarbeitet? Und was geschieht künftig mit den Gemeindegruppen? Ein Anschreiben mit diesen Fragen wurde vom Presbyterium schlicht nicht beantwortet, hatte Werner Mühlbrodt als Vertreter des Kreises dargelegt.

"Großes Grauen angesichts solcher Borniertheit"

Ein Gesprächsversuch im August war daran gescheitert, dass der Arbeitskreis mit juristischem Beistand erscheinen war. Unter diesen Bedingungen habe die Noah-Gemeinde das Gespräch verweigert, so Mühlbrodt. Die Reaktion der Politiker fiel deutlich aus. „Ich bekomme großes Grauen angesichts solcher Borniertheit“, konnte Axel Kunstmann von den Grünen nur noch mit dem Kopf schütteln. Gerhard Kuck (CDU) pflichtete ihm bei: „So kann man nicht mit Bürgern umgehen.“ Und Detlef Adam Fragte: „Wie glaubwürdig kann eine Kirche sein, die sich den Sorgen ihrer Gemeindemitglieder verschließt?“

Zwar sind sich die Bezirksvertreter auch darüber im Klaren, dass „der Einfluss der Politik in diesem Fall recht dürftig ist“, wie es Kunstmann ausdrückte. Zumindest Transparenz in der Entscheidung und einen Dialog über die Zukunft der Netter Gemeinde fordert die Bezirksvertretung aber in einer Resolution ein, die einstimmig verabschiedet wurde.

INFO:
Der Arbeitskreis führt für den Erhalt des Gemeindestandortes Nette verschiedene Gründe an.
Die frühere ev. Kirchengemeinde Nette liege im Zentrum des neuen Gebietes der Noah-Gemeinde und stelle den Großteil der Gemeindemitglieder.
Das Gemeindehaus sei eines der größten Gebäude mit Nutzfläche vor Ort und werde multifunktional genutzt.
Es sei neben dem Schulzentrum der zentrale räumliche und gesellschaftliche Ort des Gemeindelebens; kirchliche sowie soziale und kulturelle Arbeit werde es ohne Gemeindehaus in Nette nicht mehr geben.
Über ein Dutzend Gruppen und Vereine würden durch die Schließung heimatlos.

Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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