Antifaschismus 2020
Weltkriegsopfer trotz Corona nicht vergessen

"Die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten darf nie enden. Weder morgen noch in hundert Jahren.", Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund.
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  • "Die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten darf nie enden. Weder morgen noch in hundert Jahren.", Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund.
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Seit Jahrzehnten wird am Karfreitag nicht nur in der Dortmunder Bittermark, sondern auch auf dem Internationalen Friedhof in Dortmund-Brackel am Rennweg an die Weltkriegsopfer erinnert. Insbesondere an die noch in den letzten Kriegstagen ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern sowie Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer.

Auf dem Internationalen Friedhof nehmen sonst bis zu einhundert Menschen am Gedenken an den polnischen, serbischen und sowjetischen Ehrenmalen sowie an den Erinnerungsorten für die jüdischen Opfer teil, legen Kränze und Blumen nieder, zünden Kerzen an. Wegen der Sondersituation aufgrund der Corona-Epidemie fand dieses Jahr kein Mahngang unter Beteiligung der Bevölkerung statt.

Dennoch sind die Weltkriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof auch im 75. Jahr nach Kriegsende in Dortmund nicht vergessen. Der historische Verein Ar.kod.M., der Nachforschungen nach sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter*innen anstellt, die im 2. Weltkrieg verstorben sind oder als vermisst gelten, hatte bereits am Gründonnerstag einen Kranz am sowjetischen Ehrenmal niedergelegt. Für die Bezirksgruppe-Ost der Partei DIE LINKE entzündete ein Mitglied mehrere Gedenkkerzen und schmückte das Ehrenmal mit roten und weißen Rosen in den Farben der Stadt Dortmund als Symbol für die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" um Sophie und Hans Scholl sowie für den sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Widerstand gegen die Nazi-Barbarei.

"Mein Großvater ruht in russischer Erde. Er fiel 1942 während des von Nazi-Deutschland begonnenen 2. Weltkrieg bei den schweren Kämpfen um Rshew rund 200 Kilometer vor Moskau. Sein Grab wird auf dem Soldatenfriedhof in Rshew am Oberlauf der Wolga von russischen Menschen gepflegt. Daher ist es für mich als Kriegsenkel eine Selbstverständlichkeit der russischen Weltkriegsopfer in meiner Heimatstadt zu gedenken." erklärte ein Dortmunder seine Beweggründe beim Verlassen des Internationalen Friedhofs durch das große, schwarze, schmiedeeiserne Tor.

Der Förderverein Gedenkstätte Steinwache / Internationales Rombergpark-Komitee e.V. hat auf die besondere Situation mit einem virtuellen Mahngang des Gedenkens auf dem Internationalen Friedhof im Internet reagiert. Neben zahlreichen Fotos aus dem vergangenen Jahren, findet sich dort auch ein Beitrag des Friedensaktivisten Willi Hoffmeister, dem Urgestein der Ostermärsche, die sonst jedes Jahr in Dortmund am Karfreitag mit der Teilnahme an den Mahn- und Gedenkveranstaltungen auf dem Internationalen Friedhof und nachmittags in der Bittermark begonnen haben.

"Alle Jahre gedenken wir der Menschen verschiedenster Nationen, die hier fern ihrer Heimat ihre letzte Ruhestätte fanden. Ob als Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter oder sonst wie Verschleppte. Sie alle sind Opfer des faschistischen Deutschen Reiches. Viele wurden noch in den letzten Stunden des Bestehens der Nazi-Diktatur bestialisch ermordet.", erinnert Willi Hoffmeister an seine Rede, die er 2019 am serbischen Ehrenmal gehalten hatte.

Mit Blick auf das US-dominierte NATO-Manöver Defender 2020 an der russischen Grenze erklärt Hoffmeister weiter: "Unter den hier Bestatteten befinden sich neben den Zwangsarbeitern tausende sowjetische Kriegsgefangene. Sie opferten ihr meist sehr junges Leben dafür, dass der Hitler Faschismus besiegt und unser Land vom Faschismus befreit wurde. Die Sowjetunion hatte die größte Last des zweiten Weltkrieges zu tragen mit der höchsten Opferzahl. Was würden diese Opfer sagen, wenn sie jetzt sehen müssten, dass Deutsche Panzer wieder an ihrer Westgrenze stehen und die Kanonenrohre auf ihre Heimat gerichtet sind?"

Frieden mit Russland
"Von deutschen Boden soll Frieden ausgehen“, so steht es im Grundgesetz! Will Deutschland seiner geschichtlichen Verantwortung gerecht werden, heißt das an erster Stelle: Frieden mit Russland! Auch ohne Ostermärsche 2020 wird die Friedensbewegung das Grundgesetz ernst nehmen.", erklärt Willi Hoffmeister abschließend.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier:
Historischer Verein Ar kod M e.V.- Kriegsopferdaten: https://kodaten.4lima.de/

Virtueller Mahngang des Förderverein Gedenkstätte Steinwache / Internationales Rombergpark-Komitee e.V.: https://steinwache-rombergparkkomitee.org/2020/04/06/virtueller-mahngang-auf-dem-internationalen-friedhof-dortmund-zum-karfreitag-2020/

Erinnerungs-Stream der "Botschafter*innen der Erinnerung" am 10. April 2020:
https://de-de.facebook.com/BotschafterInnenDerErinnerung/videos/247172339793825/

Hannes Wader - Die Moorsoldaten

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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