Viel Gesprächsbedarf: Telefonate stiegen um 80 Prozent
Bis der Draht glüht: In Zeiten von Corona laufen die Telefone heiß

In der Evangelischen Friedenskirche in Rheinhausen finden die regelmäßigen Treffen der Frauenhilfen normalerweise statt – jetzt gibt's die Verbindung nur über den Hörer. Foto: privat
  • In der Evangelischen Friedenskirche in Rheinhausen finden die regelmäßigen Treffen der Frauenhilfen normalerweise statt – jetzt gibt's die Verbindung nur über den Hörer. Foto: privat
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Was in den letzten Jahren bei vielen Menschen mehr und mehr durch Textnachrichten ersetzt wurde, erlebt jetzt ein großes Comeback: das gute alte Telefon. In Zeiten von Abstand ist für viele wichtig, zumindest die Stimme – oder wer's kann auch per Videotelefon das Gesicht – des anderen zu hören beziehungsweise zu sehen.

Wo es sonst den direkten, regelmäßigen Kontakt gab, bleibt eben auch nur noch das Telefon. Das dies nicht nur ein Gefühl ist, zeigen Daten von Vodafone. Im März gab es im Festnetz einen Anstieg um 80 Prozent gegenüber dem Vormonat Februar, so das Unternehmen auf Nachfrage des Wochen-Anzeigers. Mehr Infos siehe unten. 

Evangelischen Frauenhilfen Rheinhausen-Bergheim und Rheinhausen-Oestrum bleiben in Kontakt

So können zum Beispiel die Evangelischen Frauenhilfen Rheinhausen-Bergheim und Rheinhausen-Oestrum ihre regelmäßigen 14-tägigen Nachmittagstreffen in der Friedenskirche beziehungsweise im Gemeindehaus "Auf dem Wege" derzeit nicht abhalten.
„Wenn wir uns in Bergheim und Oestrum getroffen haben - als wir uns noch treffen konnten - waren uns neben Andacht, Losung und Liedern, dem Gespräch mit unserer Pfarrerin auch der Austausch in gemütlicher Runde bei Kaffee, Tee und einem Stückchen Kuchen, Gespräche 'unter Freundinnen' wichtig“, erzählt Doris Bathen von der Evangelischen Frauenhilfe Bergheim. "Immer kam auch eine Referentin oder ein Referent mit interessanten Themen, Informationen und Berichten aus der Umgebung und weltweit."
„Den Kontakt untereinander brauchen wir! Wir wollen ihn nicht aufgeben!“ sagt Kollegin Ulrike Ebbers von der Evangelischen Frauenhilfe Oestrum. „Derzeit halten wir mit den Mitgliederinnen unserer Frauenhilfen telefonisch Kontakt - fragen zum Beispiel, ob es ihnen gut geht, ob sie Unterstützung brauchen und sprechen miteinander über all das, was sie und uns bewegt. Wir hoffen, dass die Zeit für echte Treffen von Angesicht zu Angesicht bald wiederkommen wird.“
Auch neue Stimmen sind hier willkommen. Interessierte können sich in den Gemeindebüros informieren unter Tel. 02065/9036930 und Tel. 02065/6788060.

Fachberatung Demenz hilft weiterhin

Ob Seelsorge oder allgemeine Beratung, zur Zeit findet das meiste ausschließlich übers Telefon statt. So leisten viele Vereine und Organisationen wichtige Arbeit, da Hausbesuche nicht mehr möglich sind. Unter dem Motto "Nicht aufgeben, sondern anrufen!" bietet die Fachberatung Demenz der Grafschafter Diakonie nun Unterstützung für Angehörige von Demenzerkrankten per Telefon:
"Der Ehemann musste mit Coronaverdacht ins Krankenhaus, die demenz-erkrankte Ehefrau ist nun alleine zuhause. Eine Überforderungssituation für die allein hilflose Seniorin und für die berufstätige Tochter. Diese pflegt ihre Mutter, obwohl sie selber an einer chronischen Krankheit leidet, die sich in der derzeitigen Stresssituation verschlimmert", beschreibt Albert Sturtz von der Fachberatung Demenz eine typische Situation. „Normalerweise hätte ich in dem Fall einen Hausbesuch gemacht, um die Lage vor Ort zu klären und zu besprechen, was jetzt getan werden kann“, so Sturtz. Da aus Gründen des Infektionsschutzes derzeit keine Hausbesuche möglich sind, wurde die Lage per Telefonmarathon geklärt: Wie kann die Betreuung der Mutter in der Notsituation gesichert werden? Welche Erleichterungen können für die pflegende Tochter geschaffen werden, damit sie selbst nicht noch kränker wird?

Telefonmarathon löst Probleme

„Die Angehörigen sind ja schon in Zeiten der Normalität durch die Betreuung ihrer demenzerkrankten Eltern oder Partner schwer belastet. Die derzeitige Krisensituation verschärft die Lage noch“, so Sturtz weiter. Die Angehörigen fühlten sich oftmals schlicht gelähmt. „Sie denken, in der Krise falle ich hinten runter, weil die Hilfsdienste andere Prioritäten haben“, ist die Erfahrung des Fachberaters. Oft reiche es daher schon aus, die Ratsuchenden in einem ruhigen Telefonat, darin zu bestätigen, dass sie auch in dieser Lage, Schritte gehen und Lösungen in Angriff nehmen können. So wie die chronisch kranke Tochter, die mit Unterstützung von Sturtz mit ihrem Arbeitgeber eine Lösung fand. Für die Zeit des Krankenhausaufenthaltes ihres Vaters fand sie mit ihrem Arbeitgeber eine flexible Arbeitszeitlösung und kümmert sich nun um die demenzkranke Mutter.
Ratsuchende mit Angehörigen, die unter Demenz leiden, finden Unterstützung, praktische Hilfe und ein offenes Ohr bei der Fachberatung Demenz der Grafschafter Diakonie unter Tel. 02841/7818453.

Höhere Auslastung der Netze

  • Das normale Telefongespräch boomt tatsächlich in Corona-Zeiten: Im Festnetz wurde bei Vodafone im Bereich Duisburg im Monat März (Corona-Monat mit viel Home-Office) ein Anstieg um 80 Prozent gegenüber dem Vormonat Februar verzeichnet. Der Anstieg betraf das DSL-Festnetz und das Kabelglasfasernetz in Duisburg (früher: Unitymedia-Netz).
  • Das normale Telefongespräch boomt tatsächlich in Corona-Zeiten: Im Festnetz wurde bei Vodafone im Bereich Duisburg im Monat März (Corona-Monat mit viel Home-Office) ein Anstieg um 80 Prozent gegenüber dem Vormonat Februar verzeichnet. Der Anstieg betraf das DSL-Festnetz und das Kabelglasfasernetz in Duisburg (früher: Unitymedia-Netz).
  • Im Mobilfunk wuchs der Telefonverkehr im März um 37 Prozent gegenüber dem Vormonat.
  • Der Datenverkehr im Festnetz stieg im März 2020 gegenüber dem Vormonat um 14 Prozent und im Mobilfunknetz wuchs das Datenvolumen um 9 Prozent.
  • Das Unternehmen teilte zudem mit, dass die Netze auch in Corona-Zeiten sehr stabil liefen und es zur Zeit keine Kapazitätsengpässe gäbe.
Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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