Gedenken und Mahnung
Leben ohne Gewalt - vor 25 Jahren wurde Egon Effertz zu Tode gequält

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Duisburg-Walsum. "Leben ohne Gewalt", eine in wuchtigen Stein gemeißelte Inschrift, der Passanten gewahr werden, die den als Park angelegten südlichen Teil des Duisburg-Walsumer Franz-Lenze-Platzes durchmessen. Als Stein des Anstoßes wurde die Stätte von der gleichnamigen Initiative "Leben ohne Gewalt" vor über zwei Jahrzehnten konzipiert. Dem Walsumer Steinmetz Bernhard Kleinfeld oblag damals die Gestaltung und Aufstellung des Steins, dessen Hintergrund und Mahnmalcharakter sich heutzutage nicht jedem der vorübergehenden Passanten erschließen mag.

Es war in den Abendstunden des 17.März im Jahr 1999, als sich der 58jährige Frührentner Egon Effertz in dem Park aufhielt, nicht ahnend, dass er nur noch wenige Stunden leben durfte. Drei junge Männer aus der damaligen Skinheadszene hatten sich auf den Weg gemacht, Menschen zu belästigen, körperlich zu attackieren und zu traktieren, und das, wie sich später herausstellte, aus reiner Lust am Quälen und an einem Machtgefühl. Sie trafen auf Egon Effertz, der den drei Männern zum Opfer fiel und zunächst schwer verletzt und hilflos zurückgelassen wurde. Hilferufe verhallten. Nachdem die drei weitergezogen waren, um weitere Menschen zu attackieren, was aber glimpflicher ausging, kehrten sie zurück und setzten ihre Gewalttaten an Egon Effertz fort, traten ihm unter anderem den Kehlkopf ein, so dass er starb. Erst in den Morgenstunden des Folgetages wurde die Leiche entdeckt. Die drei Täter wurden ausfindig gemacht, alle bekamen langjährige Haftstrafen, der Haupttäter eine lebenslange Haftstrafe.

Heute liegt dieses fürchterliche Verbrechen auf den Tag genau 25 Jahre zurück, Anlass für eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal, an der um die 100 Menschen teilnahmen, unter ihnen auch Angehörige des ermordeten Egon Effertz. Den Initiatoren unter Federführung des evangelischen Pfarrers i.R. Heiko Dringenberg und des Steinmetzes Bernhard Kleinfeld ging es mit der Veranstaltung nicht nur ums Gedenken, sondern auch um eine Mahnung für die Zukunft, um ein Zeichen für ein auf Gewalt verzichtendes Zusammenleben der Menschen in unserer Gesellschaft, sei es in den Familien, in den Schulen oder anderen Bereichen unseres Lebens. Viele Stimmen aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft, unter anderen aus den Religionsgemeinschaften, kamen zu Wort. Da Gewalttätigkeiten zumeist eine persönliche Geschichte haben, wurde nicht zuletzt präventives Handeln angemahnt. Bezirksbürgermeister Salomon betonte darüber hinaus die Notwendigkeit einer weit zu verbreitenden Zivilcourage der Menschen. Damit dürfte er einen angesichts der unguten Kultur des Wegschauens neuralgischen Punkt getroffen haben.

Möge der Stein mit seiner Inschrift "Leben ohne Gewalt" als Anstoß für alle Bemühungen zu einem friedlichen Miteinander in den Stadtteil ausstrahlen und Wirkung entfalten.

Autor:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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