Evakuierungsplanung der Malteser Einrichtungen in Huckingen wurde bestens ausgearbeitet

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Das Malteser Krankenhaus St. Anna in Huckingen hat seine "Hausaufgaben" gemacht und diese am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt.

Es besteht Verdacht auf einen Bombenfund aus dem Zweiten Weltkrieg auf einem Nachbargrundstück. Betroffen wären bis zu 350 Patienten und Bewohner der Malteser Einrichtungen. Die Planungen des extra eingerichteten Krisenstabes für eine mögliche Evakuierung sind abgeschlossen.

Bei der Bearbeitung einer Bauanfrage für ein Nachbargrundstück der Malteser Einrichtungen in Duisburg-Huckingen hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes im März den Verdacht, dass hier möglicherweise eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg liegen könnte.

Erste Probebohrungen Anfang April erhärteten diese Vermutung. In Abstimmung mit dem Ordnungsamt der Stadt Duisburg, dem Kampfmittelbeseitigungsdienst und der Feuerwehr Duisburg wurde eine detaillierte Prüfung sowie, sofern notwendig, die Bombenentschärfung, für den 10. April festgelegt.

Für die drei Malteser Einrichtungen, das Malteser Krankenhaus St. Anna, das Malteserstift St. Hedwig sowie das Malteser Hospiz St. Raphael, setzen sofort die Planungen für eine mögliche Evakuierung ein. Innerhalb von wenigen Tagen hat der Krisenstab der Malteser in enger Abstimmung mit der Stadt Duisburg und der Feuerwehr, die den Rettungsdienst in Duisburg koordiniert, alle notwendigen Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Logistische Großaufgabe – medizinische Abwägung

„Für uns ist dies eine logistische Großaufgabe: Im Malteser Krankenhaus werden täglich 350 Patienten stationär versorgt, zusätzlich etwa 100 Patienten ambulant behandelt und etwa 250 Menschen besuchen Kurse im Saluvital-Gesundheitszentrum. Im Malteserstift St. Hedwig leben 115 Bewohner und das stationäre Malteser Hospiz St. Raphael beherbergt derzeit zwölf Patienten“, erläuterte Udo Lavendel, Geschäftsführer der Malteser Betriebsgesellschaft St. Anna gGmbH, zu der alle drei Einrichtungen zählen, die Ausgangslage.

Dort, wo es medizinisch vertretbar ist, haben die Verantwortlichen des Krankenhauses deshalb Operationen verschoben, Behandlungstermine verlegt, Kurse abgesagt und ab dem frühen Vormittag des 10. Aprils werden keine Notfälle mehr aufgenommen.

„Zusätzlich werden wir einige Patienten, bei denen es aus ärztlicher Sicht akzeptabel ist, auch etwas früher nach Hause entlassen. Trotzdem rechnen wir mit etwa 200 Patienten, die am Mittwoch noch bei uns sein werden. Für diese haben wir eine umfangreiche Evakuierungsplanung vorgenommen“, erklärt die Katastrophenschutzbeauftragte Leitende Oberärztin Dr. Irene Roth.

Enge Zusammenarbeit zwischen Behörden, Rettungsdienst und Malteser

„Dafür werden wir von der Feuerwehr in Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen, wie dem Malteser Hilfsdienst, dem ASB oder dem DRK, rund 100 Transportwagen in Bereitschaft halten. Wir haben ja bereits erfolgreich ein Krankenhaus nach einem Bombenfund gemeinsam evakuiert“, weist Joachim Winkelmann von der Duisburger Feuerwehr auf die Evakuierung des Klinikums Duisburg in 2011 hin.

Zunächst werden die Rettungskräfte in Bereitschaft und nicht direkt vor Ort sein, denn, so Rainer Krambröckers vom Ordnungsamt der Stadt Duisburg, „es besteht immerhin auch die Möglichkeit, dass wir keine Bombe, sondern eine Metallbadewanne finden.“ Sofern notwendig, wird der Kampfmittelbeseitigungsdienst den Startschuss für die gesamte Evakuierung am Vormittag geben, sobald Details zur Bombengröße und zur Zünderart bekannt sind.

„Dann werden die Patienten des Krankenhauses sowie die Bewohner des Malteserstift mit Rettungs- und Krankentransportfahrzeugen sowie mit bequemen Bussen zu anderen Einrichtungen in der Region gebracht und dort bis zur Entwarnung von den ihnen vertrauten Mitarbeitern betreut. Wir gehen davon aus, dass bis zum Abendessen alle wieder in ihre Einrichtung zurückgekehrt sind“, erklärt Alexandra Michels, die die komplexe Logistik koordiniert.

Betroffen auch: Patienten des stationären Hospizes

Eine besondere Situation auch für die Patienten im stationären Hospiz, denen aus medizinisch-ethischer Sicht eine aufwendige Verlegung nicht zumutbar ist: „Für unsere Patienten wäre eine Verlegung in ihrem Zustand zu belastend. Deshalb werden wir sie in einen sicheren Gebäudeteil des Malteser Krankenhauses St. Anna bringen, wo sie durch unsere eigenen Fachkräfte während der Entschärfungszeit optimal weiter betreut werden“, begründet Mechthild Schulten, Leiterin des Malteser Hospizzentrums, warum ihre Patienten das Gelände nicht verlassen werden.

„Uns hat erleichtert, dass unsere Patienten und ihre Angehörigen auf die bevorstehende Aktion doch sehr gelassen und verständnisvoll reagiert haben.“

Neben den Patienten des Hospizes werden auch etwa 20 Krankenhauspatienten, zum Beispiel Intensiv- oder Beatmungspatienten, aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung nicht verlegt werden. „Hier ist klar die Risikoabwägung der Ärzte gefragt, welche Patienten transportfähig sind und für welche der Transport unverhältnismäßig belastend wäre. Alle Patienten, die nicht evakuiert werden können, werden in einem sicheren Bereich des Malteser Krankenhauses St. Anna medizinisch und pflegerisch versorgt. Für den Schutz dieser Patienten und der sie betreuenden Mitarbeiter haben wir alle notwendigen Vorkehrungen getroffen“, so Dr. Roth.

In dem Gespräch wurde auch der Umfang der notwendigen Evakuierungsmaßnahmen deutlich, denn neben dem Malteser Krankenhaus sind natürlich auch die Anwohner in dem Viertel am Rembergsee betroffen. Evakuierungspläne sind vom Ordnungsamt gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeitet und wird sofort umgesetzt, wenn feststeht, um welche Art Bombe es sich handelt.

Neben den Patienten des Malteser-Krankenhauses, für deren Sicherheit die Krankenhausverwaltung bestens gesorgt hat sind in der Evakuierungszone nämlich noch bis zu 2000 Bewohner betroffen und in der Sicherheitszone 5400 Personen.

Nachdem die Feuerwerker den Sprengkörper identifiziert haben, soll etwa fünf Stunden später der Evakuierungsbereich geräumt sein. Mitarbeiter des Ordnungsamtes werden von Haus zu Haus gehen um die Bewohner zu alarmieren.

Bei einer 10 Zentner Bombe müsste auch die A 59 kurzfristig gesperrt werden.

Für die Personen, die ihre Wohnungen im Evakuierungsbereich verlassen müssen, wird als Aufenthaltsraum die Sporthalle des Bertolt-Brecht-Berufkollegs, Am Ziegelkamp 28-30 in Huckingen zur Verfügung gestellt.

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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