Volles Haus beim Wochen-Anzeiger-Gesundheitsdialog: Helios-Experten standen zum Thema Nervenschmerz Rede und Antwort

Foto: Ludger Mertmann
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Über mangelnde Resonanz konnten wir wahrlich nicht klagen. Der 9. Wochen-Anzeiger-Gesundheitsdialog im Atrium der Volksbank Rhein-Ruhr im Innenhafen war bestens besucht. Dr. med. Jörn Redeker, Chefarzt der Plastischen und Handchirurgie an der Helios St. Johannes Klinik, und Florian Männel, Leiter der Physiotherapie an den zwei Standorten des Helios Klinikum Duisburg, referierten über das Thema „Nervenschmerz“. Im Anschluss daran beantworteten sie eine Vielzahl von Fragen aus dem Auditorium. Für alle, die nicht dabei sein konnten, - oder einfach nur, um es in Ruhe nachzulesen - haben wir hier die wichtigsten Fragen und Antworten noch einmal zusammengestellt.

Woher können Nervenschmerzen kommen?
Die auch neuropathische Schmerzen genannten Beschwerden lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen. Zunächst können Nerven durch Verletzungen, etwa bei Operationen oder Unfällen, geschädigt werden. Dann gibt es sogenannte Raumforderungen innerhalb des Körpers, unter anderem wenn Gewebe sich vergrößert oder verschiebt und dadurch auf den Nerv drückt. Dafür ist das Karpaltunnel-Syndrom am Handgelenk das bekannteste Beispiel. Und die dritte Ursache liegt häufig in Veränderungen des Stoffwechsels, etwa bei einer Diabetes-Erkrankung, in deren Verlauf die Nerven so geschädigt werden, dass sie ihre Funktion verlieren.

Warum ist die Diagnose bei Nervenerkrankungen so schwierig?

Von Kopf bis Fuß ist jeder Quadratmillimeter unseres Körpers von winzigen Nervenfasern durchsetzt. Die dazugehörigen Zellen, die sogenannten Neuronen, leiten dabei über lange Wege Informationen aus dem zentralen Nervensystem in den Körper weiter und umgekehrt. Deshalb können Veränderungen oder Störungen oftmals in zahlreiche andere Bereiche ausstrahlen. Die Abgrenzung ist dann auch für erfahrene Ärzte sehr schwierig, die Leidenswege der Patienten manchmal sehr lang. Zudem ähneln bestimmte Symptome wie Taubheit oder Kribbeln auch denen anderer Erkrankungen. Hier ist eine umfassende Diagnostik sehr wichtig, denn nur dann kann auch die anschließende Therapie erfolgreich sein.

Bei welchen Symptomen kann ich von einer Erkrankung der Nerven ausgehen?
Grundsätzlich kann man vereinfacht sagen, dass sich Erkrankungen der Nerven in den meisten Fällen durch Missempfindungen und motorische Auffälligkeiten bemerkbar machen. Besonders häufig ist dabei das Kribbelgefühl, welches oftmals am Anfang einer Nervenstörung auftritt, etwa wenn der Nerv gereizt ist. Auch brennende Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Unsicherheiten der Muskeln oder Taubheitsgefühle können ein Hinweis sein. Die Bandbreite ist also groß und kann immer auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Zudem können sich die Beschwerden im Verlauf der Erkrankung auch verändern.

Warum treten manche Nervenschmerzen vornehmlich nachts auf?
Das hängt unter anderem mit der „Umgebung“ der Nerven zusammen. Denn durch die nächtliche Wärme im Bett kann das umliegende Gewebe anschwellen. An bestimmten Engstellen des Körpers bringt das die Nerven dann zusätzlich in Bedrängnis. Zudem nehmen viele Menschen im Schlaf sogenannte Zwangsstellungen ein, die die Nerven blockieren. Dadurch beginnt der Bereich zu schmerzen. Aber auch der nachts grundsätzlich erniedrigte Blutdruck kann zu „pochenden“ Nerven führen beziehungsweise dann spürt man sie verstärkt.

Welche Therapiemethoden gibt es bei Nervenschmerzen?

Die Art der Therapie hängt maßgeblich von der individuellen Diagnose ab. Einige Nervenkrankheiten, die infolge leichter traumatischer Einwirkungen auftreten, müssen nicht zwangsläufig ärztlich behandelt werden. Sie klingen bei entsprechender Schonung von selbst ab. Schwerer Verläufe können zunächst konservativ und bei Verschlechterung auch operativ behandelt werden. Ein Beispiel wäre hier wieder das Karpaltunnelsyndrom. Bringt das Ruhigstellen der Hand keine Linderung, kann ein kleiner Eingriff helfen. Auch eine medikamentöse Begleittherapie mit Schmerzmitteln ist möglich. Die moderne Chirurgie bietet aber auch für komplexere Fälle zahlreiche Lösungen, so können Nervenfasern ersetzt oder Muskelstränge verlegt werden, um alte Funktionen wieder herzustellen. Auch die bewusste Kappung von Nerven kann Patienten zu mehr Lebensqualität verhelfen, wenn damit bestimmte Schmerzsignale ausgeschaltet werden.

Welche Übungen können mir zuhause helfen, Nervenerkrankungen vorzubeugen?
Grundsätzlich ist es wichtig, sich im Alltag ausreichend zu bewegen. Denn eine aktive und trainierte Muskulatur bedeutet meist auch eine gute Beweglichkeit der Nerven. Dabei sollte der Sport aber immer auf die individuellen Lebensumstände angepasst werden. Für viele Menschen geeignet sind zum Beispiel Yoga oder Dehnübungen. Auch die mittlerweile beliebten Faszienrollen können helfen, die Beweglichkeit von Muskulatur und Nerven zu verbessern.
Für spezifische Übungen im Rahmen einer Therapie, etwa um bestimmte Nervenareale wieder zu mobilisieren, braucht es wiederum viel Gefühl und Erfahrung. Deshalb sollten Sie, wenn der Verdacht auf Nervenschmerzen besteht, immer einen Arzt aufsuchen. Dieser berät Sie dann zu den Möglichkeiten und kann auch Physiotherapieeinheiten verschreiben.

Foto: Ludger Mertmann
Foto: A.F. Becker
Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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