Film von Orlando Klaus spielt an Originalschauplätzen in Verona - wie bei der berühmten Vorlage dreht sich alles um die Liebe
Dreh unter Julias berühmtem Balkon: Touristen machen jede Menge Selfies mit Essener Darstellern

Romeo und Giulietta - Rudolf und Hannelore: Für den Dreh an den Originalschauplätzen ging es für das Team auch nach Verona.  | Foto: Contilia
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Den genauen Wortlaut bekommt Karl Bierkandt nicht mehr hin. Doch dass ihm sein Auftritt in "Romeo und Julia" eine Menge Spaß gemacht hat, das weiß der 78-Jährige genau.  Der Essener spielt n der aktuellen Filmproduktion, die die Contilia Pflege und Beratung gemeinsam mit dem Filmteam von Regisseur und Drehbuchautor Orlando Klaus realisiert hat, Tybald, den streitlustigen Widersacher Mercutios. Bierkandt, Besucher der Tagespflege St. Franziskus in Bedingrade, hat sich akribisch auf seine Rolle vorbereitet.

von Christa Herlinger

Mit Enkel Mika. Der Siebenjährige hat die wenigen Sätze, die sein Großvater in der Anfangsszene zu sagen hat, immer wieder mit dem 78-Jährigen geübt. "Ich musste auch noch mein Schwert hochhalten", erinnert sich Bierkandt an seinen Auftritt in coolem Leder- und Ketten-Outfit.
Ehefrau Christa hat ihren Mann zu den Proben und Drehs nach Rüttenscheid gefahren. Insgesamt fünf Tage hat die gesamte Crew dort das Katakomben Theater nutzen können. "Das war im März vergangenen Jahres", so Katja Grün, Leiterin Marketing bei der Contilia Pflege und Betreuung. In Sachen Film hat sie die Produktionsleitung übernommen.

Ein Film mit Botschaft

Beim Drehblock in Rüttenscheid waren die Castings längst gelaufen, auch erste Sequenzen im Seniorenstift St. Laurentius waren im März bereits im Kasten.
Das Ergebnis des mehrmonatigen Projekts ist nicht nur unterhaltsam. "Romeo und Julia" hat eine Botschaft. 35 Minuten lang ist der Film geworden, der in diesem Monat bei einem Festival in Oberhausen an den Start gehen wird und auf eine Platzierung hofft. Neu sind die Contilia und die Bewohner ihrer verschiedenen Einrichtungen nicht im Filmgeschäft. Bereits 2016 wurde "Frau Schniplers unglaubliche Reise zum Meer" gedreht. Auch damals waren es Orlando Klaus und seine Mannschaft, die mit den Senioren gearbeitet haben. An die 200 Akteure sind diesmal mit dabei. "Ganz bewusst haben wir für das aktuelle Projekt auch Mitarbeiter, Angehörige und Ehrenamtler eingeladen, mitzuspielen und mitzumachen", so die Marketingleiterin.

Liebe ü80? - Kinder haben ein Problem damit

Das Angebot kam an. Eine Mitarbeiterin übernahm die Kamera-Assistenz, ein Pflegeazubi schlüpfte in die Rolle des Ralf. "Das ist der Sohn von Karl und Rosa, im Film gespielt von Rudolf Büchsenschütz und Helga Mielewczyk", verrät Katja Grün. Anders als seine demente Ehefrau ist Karl trotz seines Alters noch sehr rüstig. Laut Drehbuch lernt er in der Theater-AG Hanna (Hannelore Kusenbaum) kennen. Die AG probt "Romeo und Julia" und die zwei sollen die Hauptrollen übernehmen. Wie in der berühmten literarischen Vorlage verlieben sie sich unsterblich ineinander. Und genau wie bei dem Liebenspaar aus Verona spricht so einiges gegen diese Liebe. Bei Karl und Hanna ist es unter anderem das Alter. Beide sind ü80, beide haben Kinder, die wenig Verständnis für die späte Liebe der beiden haben. Karls Sohn Ralf am allerwenigsten, kann er doch gar nicht nachempfinden, wie sein Vater so handeln kann. Was passiert mit seiner dementen Mutter, lässt der Frischverliebte sie im Stich? Ärger ist da zwangsläufig vorprogrammiert.

Toleranz ist mehr als nur ein Wort

"Der Film wirft eine Menge Fragen auf", so Katja Grün. Solche, die die Mitarbeiter der Contilia aus dem Arbeitsalltag kennen. Es geht um spätes Glück, um die Frage, ob es möglich ist, zwei Menschen gleichzeitig zu lieben und um Toleranz.
Es gibt zwei Erzählstränge: Die Geschichte von Romeo und Julia im Bühnenstück auf der einen, die von Hanna, Karl und Rosa auf der anderen Seite. Und die erlebt ihren Höhepunkt in Verona. Im Mai war die Filmcrew mit den Hauptdarstellern dort. Für vier Drehtage. Auch der Pflegeazubi alias Sohn Ralf war mit dabei. "Er hat italienische Wurzeln, spricht die Sprache und hat für uns vor Ort gedolmetscht." Rudolf Büchsenschütz und Hannelore Kusenbaum durften im Innenhof der Casa de Giulietta mit dem berühmten Balkon drehen. "Angesichts der vielen Touristen war das gar nicht so einfach", erinnert sich Katja Grün. Die Senioren mussten jede Menge Selfies machen. Als die Touristen das Kamerateam erblickt hatten, witterten sie die Chance, sich mit echten Filmstars ablichten zu lassen.

Romeo und Julia kommt in die Lichtburg

Am Freitag, 27. März, feiert "Romeo und Julia" Premiere in der Essener Lichtburg. Im Publikum sitzen dann die Akteure und auch die Filmcrew ist mit dabei. Und natürlich Karl Bierkandts Enkel Mika, der den Auftritt seines Opas auf der großen Kinoleinwand auf keinen Fall verpassen möchte.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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