Interkulturelles Picknick: Bei der Tafel der Kulturen durfte Speisen kosten, wer selbst etwas mitbrachte

Kultureller Austausch durch Rezepte, Speisen und Gespräche: Bei der Tafel der Kulturen auf Zollverein konnten Anwohner und Angereiste Köstlichkeiten anderer Nationen probieren. Fotos: Debus-Gohl
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Rezepttausch auf dem Welterbe: Am 1. Juni durften Besucher von Zollverein mitgebrachte Speisen probieren und miteinander über die Kultur hinter den Gerichten philosophieren. Ehrengast der Feier war Theaterkünstler Tjerk Ridder, der 2010 von Utrecht über Essen nach Istanbul trampte und einen Vorgeschmack auf sein Bühnenprogramm für die Extraschicht gab.

Nicht bloß Denkmalpflege, sondern Vermittlung zwischen Kulturen: Der UNESCO-Welterbetag am 1. Juni ist der Begegnung und dem Dialog gewidmet. Kulturelle Unterschiede sollen dabei genauso gefeiert werden wie Gemeinsamkeiten. Motto in diesem Jahr war „UNESCO-Welterbe ohne Grenzen“. Die Stiftung Zollverein ging gegen bestehende Barrieren an, indem sie ein interkulturelles Picknick, eine Tafel der Kulturen, ausrichtete.
Zur Veranstaltung eingeladen war jeder, der gerne ein Gericht teilen wollte und selbst Interesse an exotischen Speisen hatte. Am sonnigen Welterbetag fanden sich rund 30 Besucher ein, die Geschirr, Gerichte und Rezepte im Gepäck hatten. „Es geht um die Kultur der Menschen, die hier leben und die aktive Teilnahme, denn jeder muss selbst etwas mitbringen“, erläutert Projektleiterin Claudia Wagner von Zollverein Mittendrin. Dabei bedarf es des Vertrauens, sich auf neue Dinge einzulassen: Nur so kann man sich auf die fremden Mitbringsel einlassen, nur so kommt man in den Dialog. Am besten auf einen Punkt bringt den Gedanken der Tafel nach Wagners Ansicht eine Liedzeile des niederländische Bühnenkünstlers Tjerk Ridder: „Das ist von mir, das ist von dir: Das könnte doch einfach einig sein.“

Tjerk Ridder war Ehrengast der Veranstaltung und hat eine innige Verbindung zu Zollverein: Im Rahmen der Kulturhauptstadt RUHR.2010 entschied er sich zu einem Experiment für sein Bühnenprogramm: Bloß mit einem Wohnwagen ausgestattet - ohne Auto - pendelte er von seiner Heimatmetropole Utrecht ins ferne Istanbul. Erstes Etappenziel der Reise war dabei die Zeche Zollverein in Essen. Aus seinen Erfahrungen und Abenteuern entstand „Anhängerkupplung gesucht!“. Das Kunstprojekt lebt die Philosophie „Man braucht andere, um voranzukommen“. Auf der Tafel erschien Ridder mit Original-Wohnwagen und einem Vorgeschmack auf das Programm, das am 28. Juni Premiere feiert: In einem theatralen Roadmovie verknüpft Ridder Erzählungen, Fotografien und Filmszenen, zu einem emotionalen Erlebnis, das in seinem Wunsch nach Freiheit ansteckt.

Zwar haben die meisten Gäste das Fest zum Buffet gemacht und so gut wie alle Gerichte ausprobiert, aber zwei Speisen kamen besonders gut an: „Meine Favoriten waren das anatolische Sarma und der Brotpudding mit Saftsauce“, berichtet eine Besucherin. Sarma ist eine aromatische Weinblatt-Roulade, die mit Reis, Gewürzen, Mandeln und roter Paprika befüllt ist. Der Pudding dagegen ist gekochtes Recycling: Man sammelt alle auffindbaren Brotreste, fügt Rosinen und andere gerade greifbare Geschmacksverstärker hinzu, sorgt durch Eier mit Milch für Festigkeit und kocht das Ganze. Heraus kommt ein erstaunlich leckerer Pudding, der Nahrungsmittelverschwendung den Riegel vorschiebt. Auch sonst wurde bei der Veranstaltung ein breites Spektrum an kulinarischen Genüssen aufgefahren: Kohlrouladen, Kartoffelsalat und Kekse stießen auf Börek, Sarma und Pogaca.
Fortgesetzt wird die Event-Kombi am 28. Juni auf der Extraschicht. Diesmal ist es andersrum: Ridder ist Höhepunkt der Veranstaltung, die Tafel der Kulturen zu Gast. Der Künstler präsentiert unter Begleitung von Matthijs Spek um 20, 22 und 24 Uhr die Uraufführung seiner spannenden Reise in Bildern, Tönen und Geschichten. Zollverein Mittendrin stellt im Gegenzug vor, welche Rezepte auf der Tafel der Kulturen eingereicht wurden, wer welche Gerichte probiert hat und welche Auswirkungen die Speisen auf das Leben der Probanden hatte.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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