Erste Umfrageergebnisse: Bürger haben Altenessen nicht aufgegeben

Wie schlimm steht es um den Altenessener Bahnhof wirklich? Das Jugendhilfe-Netzwerk der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist im Stadtteil unterwegs und erkundigt sich bei Bürgern nach deren Eindrücken.

Repräsentativ ist die Befragung, die Thomas Rüth vom Jugendhilfe-Netzwerk und seine Kollegen durchführen, nicht, dennoch versuchen sie möglichst viele Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Senioren und Jugendliche, Geschäftsleute und einfache Anwohner, Deutsche und Migranten - sie alle sollen zu Wort kommen. Und das zu allen Tages- und Nachtzeiten. Bei den derzeitigen Wetterverhältnissen keine angenehme Aufgabe: „Das nächste Mal bevorzugen wir den Sommer“, scherzt der Projektleiter.

Doch fürs Erste haben die Interviewer keine andere Wahl: Insgesamt 250 Stunden stehen für Gespräche zur Verfügung, finanziert wird die Umfrage aus Restfördermitteln aus dem Bundesprojekt „Stärken vor Ort“. Und die müssen bis Ende des Jahres eben verbraucht sein. Die Zeit drängt. Außerdem möchte sich das Jugendhilfe-Netzwerk schnell ein Bild machen - um bereits im Januar/Februar Handlungsempfehlungen auszusprechen.

Zirka 300 Befragungen wollen die Interviewer durchführen, 100 Gesprächspartner haben bereits teilgenommen. Rüths Ersteindruck: „Das, was wir am Altenessen Bahnhof vorfinden, ist die Spitze eines medial verschärften Eisberges. Hier, aber auch an anderen Orten wie im Kaiserpark, haben wir ein ernsthaftes Problem mit Kriminalität. Allerdings nicht in der Nacht. Dann ist hier nichts los. Die Stoßzeiten sind um 18 Uhr sowie in den Vor- und Nachschulzeiten.“

Kritik kommt aus der Politik. „Für derartige Erkenntnisse wäre keine Umfrage nötig gewesen“, moniert Michael Schwarmborn, EBB-Sprecher im Bezirk. Er weist - wie andere Ortspolitiker - auf den desolaten städtebaulichen Zustand des Bahnhofes hin. Wie berichtet, sprachen sich die Bezirksvertreter für den Abriss des Widerlagers und des ungenutzten Autopavillons aus. Thomas Spilker (FDP) betont jedoch: „Einzelmaßnahmen helfen nicht weiter. Hier ist ein Gesamtkonzept gefragt.“ Doch wer könnte für Besserung im Stadtteil sorgen? „Diejenigen, die sich beschwert haben, sind lange weggezogen“, ergänzt der Freie Demokrat.

Dass „Fragen keine Probleme lösen“, das sieht Thomas Rüth ein. Vielmehr gehe es darum, neue Impulse zu setzen. Er ist überzeugt, gemeinsam könne man die Situation entschärfen. „In Katernberg hatten wir in den Neunzigern ähnliche Probleme“, erinnert der studierte Sozialarbeiter. Heute gilt Katernberg als ein Stadtteil mit Vorbildcharakter.

Auch für Altenessen gebe es Hoffnung: „Positiv ist, dass wir bisher ganz, ganz wenige rechte Tendenzen ausmachen konnten. Die von uns Befragten signalisieren Handlungsbereitschaft. Die Bürger haben ihr Quartier noch nicht aufgegeben.“

Wer einen Beitrag zur Umfrage leisten will: Am Freitag, 10. Dezember, sind die Interviewer von 8 bis 12 Uhr auf dem Altenessener Markt zu finden. Auch eine Anmeldung per E-Mail ist möglich: jhn@awo-essen.de

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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