Trockengelegte Infrastruktur
Hallenbäder verstecken: das Steeler Bad am Krayer Südpark

Gesundheitszentrum "Bad am Südpark": - eine Impression des Haupteingangs vom Sommer 2023. Schwimmangebote in der Vorstadt wären auch für 2024 nicht schlecht. Das große alte Hauptbad aus den frühen sechziger Jahren ist ja leider ebenfalls lange geschlossen und abgerissen und die Wege zum Rüttenscheider Schwimmzentrum oder dem Ostbad am Schultenweg sind weit.  | Foto: Walter Wandtke
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  • Gesundheitszentrum "Bad am Südpark": - eine Impression des Haupteingangs vom Sommer 2023. Schwimmangebote in der Vorstadt wären auch für 2024 nicht schlecht. Das große alte Hauptbad aus den frühen sechziger Jahren ist ja leider ebenfalls lange geschlossen und abgerissen und die Wege zum Rüttenscheider Schwimmzentrum oder dem Ostbad am Schultenweg sind weit.
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In einer Senke neben dem "Steeler Pfad" liegt unmittelbar an der Grenze zum Ortsteil Kray das "Bad am Südpark". Rundherum munter wachsender Wald schützt das frühere Vorstadtbad zumindest im Sommer vor ungnädigen Blicken. 1967 stolz als  Hallenbad für Steele und Kray eröffnet, konnte es das Gebäude mittlerweile sogar zu einem eigenen Wikipediaeintrag bringen. Dort sind auch bunte Bilder aus dessen Betriebszeiten zu bewundern, was leider nicht hilft, dem 2014 geschlossenen Stadtbad neues Leben einzuhauchen.
Bereits im städtischen Bäder(einspar)konzept von 2008 war dem Bad nur eine Gnadenfrist beschieden worden. Die zuletzt noch 75000 jährlichen Badnutzer*innen am Südpark müssen sich daher seit 2015 Schwimm-, Gymnastik oder Saunamöglichkeiten in anderen Stadtteilen suchen. Schwimmen in der Ruhr oder dem Rhein-Herne-Kanal ist ja weiterhin fast überall verboten. Immerhin erleben wir in Wikipedia noch die schöne Erinnerung daran, was unsere Stadt den Bürger*innen in den Vorstrukturwandel- und Nothaushaltszeiten alles geboten hatte.

Letztes Jahrhundert: Immer ein Bad im Bau

Der ordentlich zugenagelte und durch Sperrholz geschützte ehemalige Haupteingangs des "Bads am Südpark". An heißen Sommertagen  bieten sich hier unter dem Vordach und dem Schatten zahlreicher Bäume für Jugendliche oder Obdachlose unverwartete Erholungsräume. | Foto: Walter Wandtke
  • Der ordentlich zugenagelte und durch Sperrholz geschützte ehemalige Haupteingangs des "Bads am Südpark". An heißen Sommertagen bieten sich hier unter dem Vordach und dem Schatten zahlreicher Bäume für Jugendliche oder Obdachlose unverwartete Erholungsräume.
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In den Boomzeiten der Stadt Essen, die spätestens in den siebziger Jahren zuende waren, hieß es: "Immer ein Bad im Bau". Sozialdemokratische Oberbürgermeister wie Wilhelm Nieswandt oder Horst Katzor freuten sich überhaupt darauf, bald mit kräftigem Strassen-; Schul- und Bäderbau die kommunale Inftrastruktur für absehbar eine dreiviertel Million Einwohner*innen anbieten zu können. CDU wie FDP schauten wohl ebenso gern auf die Möglichkeiten der permanent wachsenden Stadt. Dass nach den vielen Neubauten bald auch Gelder für deren Modernisierung und gewöhnliche Instandsetzung fällig werden, wurde bei fröhlichen Richtfesten gern weggelächelt.

120000 Einwohner*innen sind verschwunden

Jetzt wissen wir, die Zuwachsanalysen damaliger Statistiker lagen daneben. Hatte Essen vor einem halben Jahrhundert in alten Stadtgrenzen noch 710000 Einwohner*innen, bewegen wir uns jetzt unterhalb der 585000. Aktuellen Prognosen sagen: Wir werden vermutlich auch nicht viel darüberhinaus wachsen.

Kein Wanderweg in einen Stadtpark oder "Tiny Forest": Wir sehen den Trampelpfad rund um das vor 10 Jahren geschlossene ehemalige "Bad am Südpark" an der Kray/Steeler Stadtteilgrenze.  | Foto: walter Wandtke
  • Kein Wanderweg in einen Stadtpark oder "Tiny Forest": Wir sehen den Trampelpfad rund um das vor 10 Jahren geschlossene ehemalige "Bad am Südpark" an der Kray/Steeler Stadtteilgrenze.
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Angesichts heftiger Konkurrenzkämpfe um knappes Bauland für Gewerbe und Industrie, contra Wohnbauflächen und verbleibende Grün- oder Ackerflächen müssen stagnierende Einwohnerzahlen nicht schlecht sein. Mehr Einwohner heißt nicht automatisch höhere Wirtschaftskraft, sondern mehr kommunale Aufgaben.
Ob es unausweichlich war, wegen 120000 verschwundener Einwohner*innen die Zahl der Stadtteilbibliotheken mehr als zu halbieren, alle Bücherbusse abzuschaffen oder die beiden großen Freibäder Essen-West und und das Nordbad in Altenessen zu schliessen, darf durchaus bestritten werden. Auch das moderne "Bad am Thurmfeld" ist kein wirklicher Ersatz für das nach 60 Jahren unsanierter Lebenszeit abgerissene Hauptbad an der Steeler Straße. Am Thurmfeld wurde in kleinem Maßstab nur noch das gebaut, was für Schulschwimmen und Schwimmsport der Vereine unverzichtbar gebraucht wird.

Jährlich 392000 € Einsparung am Südpark

Angesichts dessen war das "Bad am Südpark" mit jährlich eingesparten Betriebskosten von 392000 € ( Stand 2015)  nur ein kleiner Fisch abgebauter städtischer Infrastruktur.
(Übrigens: Was ist eigentlich aus dem im Wikipediaeintrag erwähnten "großflächigen Wandgemälde "Ruhrlandschaft" -  des 2005 verstorbenen Essener Künstlers Erich Pilz geworden ? Schimmelt das Bild still im Innern der Schwimmhalle vor sich hin - oder fällt es bereits krachend aus der Wand? )

Die Glasfassade über dem frühem Schwimmbecken ist noch halbwegs heil. Trotzdem werden hier im Bad am Südpark künftig weder Erwachsene noch Kinder beim Schwimmunterricht ihre Bahnen ziehen können. An eine Wiedersanierung der Schwimmbadtechnik mit neuen Kosten für einen Bäderbetrieb wird niemand aus der Stadtverwaltung denken. Anscheinend klappt seit über einem Jahrzehnt aber auch keine Neuverwertung des städtischen Grundstücks.   | Foto: Walter Wandtke
  • Die Glasfassade über dem frühem Schwimmbecken ist noch halbwegs heil. Trotzdem werden hier im Bad am Südpark künftig weder Erwachsene noch Kinder beim Schwimmunterricht ihre Bahnen ziehen können. An eine Wiedersanierung der Schwimmbadtechnik mit neuen Kosten für einen Bäderbetrieb wird niemand aus der Stadtverwaltung denken. Anscheinend klappt seit über einem Jahrzehnt aber auch keine Neuverwertung des städtischen Grundstücks.
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Eigenheime und Kita am Südpark ?

Im Sommer 2023 wurde in der Tagespresse von Verhandlungen zwischen der Stadt Essen und der kommunalen Wohnbaugesellschaft Allbau berichtet. Die Allbau könnte diesen " Lost Schwimmbad Place" kaufen, um nach Abriß auf den über 5300 qm Bauland dann Eigenheime und vielleicht auch eine Kita zu bauen.
Was wir aber nicht nur in Essen erleben: Derzeit liegen mehr Baugrundstücke brach, als daß sich wirklich Baukräne drehen. Das beschreibt nicht nur Großinvestoren wie die Thelen-Gruppe, die im Ruhrgebiet auf unzähligen früheren KruppThyssen Grundstücken sitzt. Auch eine städtische Allbau GmbH mottet eigentlich fertig durchgeplante Bauvorhaben erst einmal ein, um auf bessere Renditen zu warten. Das Grundstück "Bad am Südpark" mit einzurechnenden Abrißkosten wird da kaum höchste Priorität bekommen.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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