Kein Disneyland in Katernberg

Hubertus Ahlers (rechts) bei einer früheren Vorstellung des Projektes. Foto: Archiv.
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Die Planungen stehen schon seit 2005 im Raum. Doch erst seit diesem Sommer nimmt der Erlebnisgarten an der Bonnekamphöhe Konturen an. Restlos überzeugt sind Anwohner und Politiker aber noch nicht. „Das Projekt schwebt wie ein UFO über uns“, sagt Bezirksbürgermeister Michael Zühlke deshalb.

Für einige Bürger, die das grüne Hochplateau auf Katernberger Boden zur Naherholung nutzen, kommt der Eingriff tatsächlich einer feindlichen Übernahme gleich: Schon jetzt ist ein Teil der Fläche nicht mehr zugänglich. Die Eigentümer, die Betreiber des Restaurants „Casino Zollverein“, sicherten das Gelände mit einem Zaun – ihr gutes Recht, wie es damals im Bauordnungsamt auf Anfrage des Nord Anzeigers hieß.

Hubertus Ahlers ist Biologe und treibt mit seinen Partnern die Realisierung des Projektes voran. Er warb in der Bezirksvertretung VI um Zustimmung. Wenn der Garten erst mal anlegt sei, dürften die Bürger auch weiterhin „die meditative Ruhe“ des Ortes aufsuchen - zu den gängigen Besuchszeiten versteht sich.

Das Projekt in Katernberg fällt unter den Begriff des „Urban Gardening“. Gärtnern im Stadtgebiet, das ist an sich nichts Neues, man braucht nur zu den Laubenpiepern hinüberzuschauen. Aber auch innerhalb der Stadtentwicklung nimmt der Daumen eine zunehmend grüne Färbung an. „In den USA gehört Urban Gardening inzwischen zum Grundstock städtebaulicher Maßnahmen“, weiß Ahlers. Insbesondere dort, wo die Straßenzüge dicht beieinander liegen und das Stadtbild besonders trist ist, entstehen die Gemeinschaftsgärten. Diese erfüllen gleich mehrere Funktionen, wie der Biologe weiter ausführt: Sie fördern „soziale Strukturen“ und die „Kommunikation“ im Stadtteil, gleichzeitig motivieren sie zur „Selbsthilfe“. Wer zudem auf Obst- und Gemüseanbau vor der Haustüre vertraut, der hinterlässt, zumindest beim Lebensmitteleinkauf, kleinere CO2-Fußabdrücke.

So viel zur Theorie, in einem ersten Schritt wollen die Verantwortlichen Gemüse- und englische Hochbeete anlegen. Und das auf einem finanziell durchlüfteten Boden: Verkauf und Vermarktung der geernteten Lebensmittel, umweltpädagogische Kursangebote in einer „inszenierten“ Wildnis oder „kleine, aber feine Events“ à la „Kochen im Garten“ - all dies sind potenzielle Einnahmequellen. Sprudeln diese erstmal, ließe sich das Konzept der Gemeinschaftsgärten weiter ausbauen. „Dann kümmern wir uns um die Genossenschaften: Wie das läuft, wissen wir noch nicht genau, aber da gibt es verschiedene Modelle“, kündigt Ahlers an. Die Idealvorstellung: Privatgrund wird irgendwann in Gemeinschaftseigentum umgewidmet.

Die lokale Politik steht dem Projekt grundsätzlich offen gegenüber. Rudolf Vitzthum Bezirkssprecher der CDU: „Sicher liegt das Grundstück in einem Spannungsgebiet. Die Bürger sagen: ‚Das ist seit 30, 40 Jahren unsere Fläche.‘ Aber wir glauben, dass das Projekt die Fläche aufwertet und so zu einem Magnet für Schulen macht.“ Es ist aber auch von „Events“ die Rede, und da klingeln bei manchem Bezirksvertreter die Ohren. „Die Bewohner der benachbarten ECA-Siedlung dürfen nicht durch Wildparkerei gestört werden. Das würde uns auf den Plan rufen“, mahnt André Vollmer (SPD).

Hubertus Ahlers beschwichtigt: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Leute in Schonnebeck parken, wenn der Zugang über Katernberg erfolgt. Im Übrigen wollen wir ja auch die Ruhe des Ortes bewahren.

Hubertus Ahlers (rechts) bei einer früheren Vorstellung des Projektes. Foto: Archiv.
Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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