Kleine Teilchen - große Wirkung

PD Dr. Beate Timmermann ist ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE) am Uniklinikum.
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Es geht um Teilchen, kleinste Teilchen - sogenannte Partikel. Ihr Einsatz in der Medizin macht sie besonders. So besonders, dass sich ihnen und ihrem therapeutischen Einsatz Spezialisten aus Deutschland, den USA, Japan und circa 35 weiteren Ländern in Essen anlässlich des Weltkongresses der Partikeltherapie widmeten. Rund 1000 Wissenschaftler aus Technologie und Medizin vermittelten sechs Tage lang den aktuellen Stand der Forschung.

Koriphäen-Aufgebot

Dem Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE), das jetzt mit erheblicher Verspätung an den Start ging, verdankt die Stadt Essen ein solches Koriphäen-Aufgebot. Der STADTSPIEGEL traf die ärztliche Leiterin PD Dr. Beate Timmermann und sprach mit ihr über Photonen, Protonen und andere Kleinstteilchen, die in der Krebstherapie unter Umständen von größtem Nutzen sein können.

Präzises Verfahren

„Photonen strahlen in einen Kanal, dort wird dann eine Wirkungsbündelung erreicht. Man braucht eine Schnittmenge solcher Strahlen, um eine größte Dosis einzubringen. Bei Protonen gibt es gezieltere Anwendungsmöglichkeiten. Ideal ist ein Strahlentherapieverfahren, das seine Wirksamkeit gezielt auf den Tumor und nicht auf das umliegende Gewebe richtet.“
Die Partikeltherapie ist ein schonendes und besonders präzises Verfahren der Strahlentherapie. Durch eine Beschleunigeranlage werden beispielsweise Protonen direkt in den Tumor geschossen, wodurch die betroffenen Stellen punktgenau zerstört werden. Die Protonentherapie verringert somit die Belastung des benachbarten gesunden Gewebes.
Besonders bei Tumoren im Schädel- und Augenbereich hat man mit diesem Verfahren Erfolge verzeichnen können. Auch in der Kinderheilkunde kann es von großem Vorteil sein. „Die Strahlenbelastung wird gering gehalten, das empfindliche Gewebe weniger belastet, das Zellwachstum ggf. weniger beeinträchtigt.“ Ganz allgemein könnten Folgeschäden reduziert und die Lebensqualität verbessert werden, so PD Dr. Beate Timmermann.
Jedoch sei der Einsatz dieser hochmodernen Technik nicht für jeden Patienten die beste Option. Das müsse von Fall zu Fall erwogen werden, fügt die Medizinerin hinzu.
Die Fachleute der Strahlentherapie vermittelten im Laufe des Kongresses nicht nur Grundlagen, sondern tauschten sich auch über neueste Erkenntnisse und Studien auf dem Gebiet der Partikeltherapie aus. Auch zahlreiche Techniker waren vor Ort. „Das ist immer noch ein Fach, in dem die Technik eine wichtige Rolle spielt“, betont PD Dr. Beate Timmermann, die lange in der Schweiz auf diesem Fachgebiet geforscht und mit Physikern zusammengearbeitet hat. „Wichtig ist es vor allem auch, Netzwerke in der Expertengemeinschaft aufzubauen und zu stärken“, weiß sie.
Auch Führungen durch die bereits 2006 errichtete Protonentherapieanlage am Essener Uniklinikum standen im Rahmen des Weltkongresses auf dem Programm. „Das ist hier sehr modern“, erklärt Timmermann, „zudem haben wir in Essen das größte deutsche Comprehensive Cancer Center direkt vor Ort.“
So reiht sich Essen als Weltkongressstandort neben Philadelphia, Seoul, San ­Diego oder (im nächsten Jahr) Shanghai ein und muss sich nicht verstecken. Die Protonentherapie gilt als Verfahren der Zukunft.
Bisher wurde am Standort im Mühlbachtal mit nur einem von insgesamt vier Behandlungsräumen gestartet, zunächst kann also nur in einer Schicht gearbeitet werden. Das soll sich aber schon bald ändern. Sowohl Privat- als auch Kassenpatienten können in den Genuss dieser Therapie kommen - immer vorausgesetzt natürlich, es ist für das Krankheitsbild des jeweiligen Patienten geeignet.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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