Sven Plöger sprach im Gymnasium Werden über Wetter und Klimawandel
CO2 ist kein Klimakiller?

Stichwort Energiewende: „Klar sind Windräder hässlich!“
Foto: Gohl
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Wetter ist für ihn eben nicht nur ein Beruf. Fernsehmoderator Sven Plöger hielt einen mitreißenden Vortrag zum Thema „Wetter und Klimawandel“.

Seit 1999 sagt Sven Plöger in Funk und Fernsehen das Wetter voraus und ist vielen Zuschauern vor allem aus „Wetter im Ersten“ vor der Tagesschau und nach den Tagesthemen bekannt. Sein Schlüsselerlebnis: Der Orkan „Lothar“ war mit Windböen von 179 Kilometern pro Stunde das bisher deftigste Wettererlebnis seines Lebens. In wenigen Sekunden wurden große Teile eines ganzen Waldes entwurzelt. 1999 war das. Anlass für Sven Plöger, sich immer intensiver mit dem Klima und dessen Veränderung auseinanderzusetzen. Der studierte Meteorologe hält regelmäßig Vorträge über Wetter und Klima und moderiert Veranstaltungen rund um diese Themen. Nun spricht er vor der Oberstufe des Gymnasiums Essen-Werden. Eins vorab: Das übliche Honorar kann Schulleiterin Felicitas Schönau dem Wetterfrosch nicht mal ansatzweise bezahlen. Aber das hält Plöger nicht davon ab, seinen Obolus an die „Stiftung Solarenergie“ zu spenden, denn dort wird „die Sonne nach Afrika“ gebracht. Klingt komisch, doch der TV-Star erklärt: „Ein Dorf in Äthiopien. Die Hütten haben keinen Strom. Wenn es dunkel wird, werden Kerosinlampen entzündet. Das stinkt fürchterlich, bietet nur funzeliges Licht und ist vor allem ungesund und gefährlich. Viel zu oft fackeln Hütten ab. Die Stiftung sorgt für kleine Solaranlagen, mit denen Kühlschränke und Glühlampen betrieben werden. Eine tolle Sache!“

Fünf vor Zwölf

Plöger gestikuliert. Plöger ist urkomisch. Plöger übermittelt schwierige Themen auf eine ungelenk-lausbübische Art so zuhörenswert, dass die Oberstufenschüler auch wirklich geschlagene zwei Schulstunden zuhören und nicht einmal besonders murren, als es noch in die große Pause geht. Er lobt die jungen Leute für ihr frisches Aussehen, verweist dann auf sich und macht den Unterschied fest: „Ihr lebt ziemlich sicher noch länger auf dieser Erde. Ihr erlebt mehr Klimaänderungen als wir Alten. Es ist vor allem Euer Thema. Es ist fünf vor Zwölf. Wir haben noch die Chance, etwas zu ändern.“ Treibhausgase? Sven Plöger hat da eine Anmerkung zu machen: „CO2 ist kein Klimakiller. Das ist Unsinn. Wenn überhaupt sind wir Menschen die Killer und unser Umgang mit der Welt. Wir übernutzen unsere Erde, leben im Moment komplett auf Kredit der Natur. Zum Beispiel beim Plastikmüll sind wir sehr unvernünftig.“ Die aktuelle Hitze wird belegt durch Vergleich von Satellitenbildern. Dürre überall: „Im Oktober fehlten 99 Prozent des üblichen Regens. Landwirte mussten Noternten vornehmen. Die Böden sind bis zu 80 Zentimeter tief ausgetrocknet. Verhältnisse wie in Marokko.“

Sachlicher diskutieren

Die oft sehr emotionale Klimadiskussion müsse sachlicher werden: „Man darf immer zweifeln. Man soll sogar zweifeln. Glaubt nicht alles. Diskutiert mit euren Kumpels, bildet euch eine eigene Meinung.“ Klimaschwankungen habe es immer schon gegeben, doch aktuell habe der Mensch zwischen 50 und 75 Prozent der Veränderungen verschuldet. Der Anstieg des Spiegels der überhitzten Meere könne bedrohlich werden: Wenn das Wasser um einen Meter ansteigt, schaffen wir weltweit 180 Millionen Klimaflüchtlinge. Das wäre ein Problem.“ Die „Jetstreams“ sind Starkwindgürtel, die in 8 bis 12 Kilometern Höhe von Westen nach Osten wehen. Sie entstehen an der Grenze zwischen kalten und warmen Luftmassen. Sie mäandrieren, auf der nach Süden ausgebuchteten Seite des Polarjets bilden sich links drehende Tiefdruckgebiete, auf der nach Norden ausgebuchteten Seite rechtsdrehende Hochdruckgebiete. „Angetrieben“ wird der Jetstream von großen Temperaturunterschieden zwischen Äquator und Nordpol. Da sich die Erde aber nicht gleichmäßig erwärmt, sondern an den Polkappen stärker, gleichen sich die Temperaturen an. Das verlangsamt den Jetstream und hält Hoch- und Tiefdruckgebiete länger an ein und derselben Stelle. Das verursacht eine anhaltende Hitzewelle hier und zeitgleich gewaltige Niederschläge dort: „Starkregen und Dürre sind also nur zwei Seiten einer Medaille.“

Was tun?

Was tun? Über 80 Prozent der Energie wird fossil erzeugt. Da müsse man reagieren. Stichwort Energiewende: „Klar sind Windräder hässlich! Aber Strommasten sind auch nicht schön. Energie kommt halt nicht von allein.“ Doch warum sollte Deutschland was tun, wenn andere Länder nicht mitmachen? Plöger findet eine Parabel: „Es kommt auf jeden Einzelnen an. Der Mauerfall kam auch nur zustande, weil die Leute auf die Straße gingen.“ Wenn Jeder sage: „Was geht mich das an?“ Dann falle die Demo eben aus. Plögers Vision für eine vernünftigeren Umgang mit Klima: „Einerseits anpassen, andererseits schnell reagieren. Dächer begrünen, die Stadt verländlichen. Gegen drohende Überschwemmungen höhere Deiche bauen. Parallel dazu höhere Emissionen vermeiden.“ Gleichzeitiger Ausstieg aus Kernenergie und Kohleverstromung ist ambitioniert: „Das ist schwierig, wenn ein Land alleine diesen Schritt macht. Da brauchen wir eine europäische Lösung.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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